Der Club der Gerechten
stürzen sah. Zuerst dachte er, Jagger sei gestolpert, als er über Jinx herfallen wollte. Dann entdeckte er das Blut, das aus der Wunde in Jaggers Brust strömte und wollte schon auf ihn zugehen, als Jinx ihn an die Wand stieß. Im selben Moment prallte ein paar Meter weiter eine Kugel von der Wand gegenüber ab.
»Es ist einer von ihnen«, flüsterte sie. »Er wird uns kriegen ...«
Jeff warf sich auf die Knie, hob das Gewehr und entsicherte gleichzeitig. Er konnte zwar nichts durch das Zielfernrohr erkennen, drückte aber trotzdem ab.
Die Waffe ratterte und verstreute ihr Blei in die entferntesten Winkel. Der Lärm in dem bisher stillen Tunnel war ohrenbetäubend. Mit zitternden Händen schoss Jeff das Magazin leer, die fünfundzwanzig Patronen in weniger als einer Sekunde. Bis das Krachen der Schüsse plötzlich erstarb. Jeff sucht im Rucksack des Geistlichen nach einem zweiten Magazin, aber Jinx zog ihn am Arm.
»Machen wir, dass wir hier wegkommen«, flüsterte sie. »Sie alle werden in ein paar Minuten hier sein.« Mit einem Satz verschwand sie in der Dunkelheit.
Anstatt ihr zu folgen, kauerte Jeff sich neben Jaggers reglose Gestalt. »Jagger?«, sagte er leise. »He, Jag ...« Er verstummte, als er sah, dass er keine Antwort bekommen würde. Hastig tastete er nach Jaggers Puls.
Nichts.
Wenigstens eine Minute lang blieb Jeff, wo er war, zusammengekauert neben Jaggers Leichnam.
Er dachte an den heranbrausenden Zug, der ihn zerquetscht hätte, wäre ihm Jagger nicht beigesprungen. Und an den Mann, den sie in den Tiefen der Tunnels getroffen hatten, den Mann, den Jagger getötet hatte, weil er glaubte, er wolle ihm, Jeff, etwas tun.
Wie könnte er Jagger hier lassen? Er wusste, was geschehen würde, sobald er gegangen war. Zuerst würden die Ratten kommen und dann die Fliegen und die Ameisen und die Kakerlaken.
Aber was blieb ihm übrig? Selbst wenn er Jagger tragen könnte, wohin sollte er ihn bringen?
Von irgendwo aus den Schatten hörte er Jinx' Stimme: »Beeil dich! Sie werden uns finden!«
Noch immer zögerte er, dann legte er Jagger die Finger auf die Stirn. »Danke«, flüsterte er. »Du warst mein Freund.«
Er hob Jaggers Schienennagel vom Boden auf und sah Jagger ein letztes Mal an. Dann machte er kehrt und eilte tief gebückt davon.
Immer und immer wieder drückte Eve Harris auf den Sendeknopf ihres Funkgeräts, als könne sie es zwingen, ihr zu Willen zu sein. Doch sie wusste, dass das Problem nicht bei dem Funkgerät, sondern bei der Jagd selbst lag.
Etwas war schiefgegangen.
Jetzt reagierte auch Natter nicht mehr auf ihren Ruf. Natter, der auf der Jagd am liebsten aus dem Hinterhalt angriff, in dem er lauerte und darauf wartete, dass die Beute zu ihm kam. Sie hatte vor wenigen Minuten mit ihm gesprochen, und seine Stimme war über die statischen Geräusche hinweg ganz deutlich zu hören gewesen.
Und jetzt nichts.
Sie sagte sich, dass Vandenberg beschlossen haben konnte, seine Position zu verändern – sich tiefer im Tunnel auf die Lauer zu legen, wohin das Funkgerät nicht reichte. Doch eigentlich wusste sie es besser. Vandenberg war im Herzen ein Feigling, und wenn ihn nichts aus seinem Versteck vertrieb, würde er bis zum Ende der Jagd bleiben, wo er war, die Beute erlegen, wenn sie vorbeikam, zufrieden, die anderen durch die Tunnels pirschen zu lassen.
Leise fluchend wandte sie sich wieder dem Funkgerät zu, wechselte auf eine andere Frequenz und betete im Stillen, dass wenigstens einer der Jäger im Sendebereich wäre.
Oder wenigstens noch am Leben ...
Keith erkannte das Geräusch sofort, das von den Betonwänden hallte, widerhallte und dann verstummte.
Ein halbautomatisches Gewehr, das mindestens zwanzigmal feuerte.
Heather, die eben noch hinter ihm gewesen war, kam jetzt an seine Seite und grub ihm die Finger in den Arm.
»Woher ist das gekommen?«, flüsterte sie und wagte in der plötzlichen Stille, die auf die Schüsse folgte, nicht laut zu sprechen.
»Das war vor uns«, sagte er grimmig. »Auf, weiter!«
Er gab ihr keine Gelegenheit zu widersprechen, fiel in einen leichten Trab, lief rasch in die Richtung, aus der das Gewehrfeuer gekommen war. Heather holte ihn ein, und nach weniger als einer Minute kamen sie zu einer Kreuzung.
»Wohin?«, keuchte Heather.
Keith hob das Nachtglas an die Augen und observierte die Tunnels in beiden Richtungen. Zuerst sah er nichts, doch dann, am äußersten Ende der Sichtweite des Glases, entdeckte er etwas, das auf einer
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