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Der Club der Gerechten

Der Club der Gerechten

Titel: Der Club der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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war das Mädchen?
    Er richtete das Glas auf sie, forschte in seinem Gedächtnis.
    Dann hatte er es – ein Mädchen von der Straße, das er im Gericht gesehen hatte.
    Jung und hübsch. Oder eigentlich nur hübsch, wenn man es gründlich säubern würde.
    Er beobachtete das Mädchen weiter, bis er es ganz deutlich sehen konnte. Wäre es allein gewesen und hätte er mehr Zeit gehabt...
    Die Jagd war jedoch viel wichtiger als irgendein flüchtiges körperliches Vergnügen, rief er sich in Erinnerung. Später war noch Zeit genug für Mädchen ...
    Das Trio ging unter ihm vorbei, er drehte sich lautlos um und überlegte.
    Converse oder Jagger?
    Vielleicht beide?
    Seine Nerven prickelten, als er das Glas weg legte und nach dem Gewehr griff.
     
    Etwas hatte sich verändert.
    Jeff spürte es. Irgendwo in der Nähe – so nah, dass sie fühlbar war – lauerte eine Gefahr.
    Sie waren seit fast einer Viertelstunde unterwegs und ihr Ziel nicht mehr allzu weit entfernt. Wenn sie stehen blieben, würde die Gefahr nur größer, die in der Dunkelheit lauerte; also ging er weiter und ging schneller – nicht schnell genug, um zu verraten, dass er etwas Bedrohliches wahrgenommen hatte, aber so schnell, dass sie dem Gefahrenbereich früher entkommen würden.
    Er spürte, dass Jinx hinter ihm die Gefahr ebenso fühlte wie er.
    Und dann begriff er, woher die Gefahr kam.
    Nicht von den Hütern.
    Oder den Jägern.
    Nein, die Gefahr, die er spürte, war viel, viel näher.
    Sie kam von Jagger.
     
    Jagger war jetzt so dicht hinter Jinx, dass er sie fast spürte. Wenn er die Hand ausstreckte, konnte er sie berühren, konnte die Finger in ihrem Haar vergraben, sie zurückreißen, von Jeff wegzerren, ihr den Hals umdrehen, bis er die Knochen knacken hörte und ihr dann den Nagel ins Fleisch stoßen.
    Das würde sie stoppen.
    Das würde sie von Jeff fern halten.
    Er schob sich näher, seine rechte Hand umklammerte den Nagel so fest, dass sein ganzer Arm zitterte.
     
    Otto Vandenberg spürte, wie die hypnotische Ruhe des unmittelbar bevorstehenden Tötungsaktes ihn überkam.
    Seine Hände waren ruhig, sein Atem ging langsam und regelmäßig; er fühlte den rhythmischen Schlag seines Herzens und bereitete sich auf den perfekten Augenblick vor, konnte kaum die Sekunde erwarten, bis sein Finger sich die absolute Ruhe seines Körpers zu Nutze machen würde, in der weder seine Lungen noch sein Herz Anlass boten, dass er auch nur einen Millimeter von seinem Ziel abwich.
    Er wusste jetzt, welche Trophäe er zuerst anvisieren wollte und richtete das Fadenkreuz seines Zielfernrohrs auf die Stelle, wo ein einziges Geschoss am tödlichsten treffen und die Beute am wenigsten beschädigen würde.
    Warum sollte er Malcolm Baldridge den Job, der ohnehin schwierig genug war, noch erschweren?
    Der Augenblick kam – die perfekte Übereinstimmung von Lungen und Herz –, und Otto Vandenberg drückte ab.
    Das leise Pfft des schallgedämpften Schusses war selbst für das geschärfte Gehör der Natter kaum zu hören.
     
    Jagger hob die linke Hand und griff nach Jinx' Haaren, schon glaubte er, die zerzausten Strähnen zwischen seinen Fingern zu spüren. Sein Herz hämmerte wie ...
     
    Jeff fuhr herum, sah Jagger, der sich gefährlich über Jinx beugte und mit einer Hand nach ihr griff, den Schienennagel in der anderen Faust. Ohne zu denken sprang er auf Jinx zu, riss sie genau in dem Moment zur Seite, in dem Jagger zustoßen wollte.
    Doch dann sah er einen Ausdruck ungläubigen Staunens in Jaggers Gesicht.
     
    Jagger hatte das Gefühl, von einem Vorschlaghammer getroffen worden zu sein.
    Er taumelte, versuchte das Gleichgewicht wieder zu erlangen, aber irgendetwas war schiefgegangen.
    Er fühlte nichts.
    Der Nagel glitt ihm aus der Hand, und sein riesiger Körper sank in sich zusammen.
    Was war passiert?
    Als er fiel und merkte, dass er die Beine nicht mehr bewegen konnte, erkannte er die Wahrheit.
    Kein Vorschlaghammer.
    Eine Kugel.
    Eine Kugel hatte ihn in den Rücken getroffen und ...
    Er schaute auf seine Brust und sah das Blut durch sein Hemd und seine Jacke sickern.
    Doch er weigerte sich noch immer zu begreifen, was ihm widerfuhr. Wenn man auf ihn geschossen hatte, warum spürte er es nicht?
    Mühsam versuchte er zu sprechen, doch in seinen Lungen war keine Luft, und als er durchatmen wollte, hörte er tief aus seiner Brust ein Gurgeln.
    Und dann hörte er nichts mehr.

37. Kapitel
    Jeff hatte Monsignore McGuires Gewehr bereits gehoben, als er Jagger

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