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Der Club der Gerechten

Der Club der Gerechten

Titel: Der Club der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Schutz und undurchdringlicher Schild zugleich. »Er war mein Sohn, und egal, was er getan hat, ich fühle mich ihm verpflichtet. Nächste Woche findet in St. Barnabas ein Gedenkgottesdienst statt.«
    Keith runzelte die Stirn. »Ein Gedenkgottesdienst?« Was redete sie da? Warum gab es keine Beerdigung, wenn sie überzeugt war, dass es sich bei dem Toten um Jeff handelte? Sie beantwortete diese Frage, bevor er sie stellen konnte.
    »Ich war der Meinung, dass eine Beerdigung zu schwer wäre – zu schwer für alle. Und nun, da er nicht mehr da ist...«
    Keiths Zorn schwoll an, als ihre Stimme erstarb. Aber obwohl sie es nicht selbst tun würde, hatte er keine Schwierigkeiten, ihren Gedanken zu Ende zu denken: Nun, da er nicht mehr da ist, muss ich mich nicht mehr um ihn kümmern. »Wo ist der Leichnam?« fragte er. »Noch bei Vogler's?«
    Wieder antwortete sie nicht sofort; bis sie schließlich sagte: »Es gibt keinen Leichnam, Keith.« Ihr Stimme brach. »Ich – ich habe ihn einäschern lassen. Nach allem, was geschehen ist, konnte ich den Gedanken einfach nicht ertragen, dass – nun ja ...« Wieder ein kurzes Schweigen, ehe sie fortfuhr: »Es schien mir einfach am besten so, das ist alles.«
    Aber Keith hörte nicht mehr zu.
    Eingeäschert.
    Den Leichnam – wer immer es war – gab es nicht mehr, und damit war jede Möglichkeit verschwunden, zu beweisen, ob es sich um Jeff gehandelt hatte oder nicht.
    Also waren die Worte des Trunkenbolds alles, was er noch hatte.
    Und eine U-Bahnstation.
    Er fragte sich, ob er einfach nach Hause gehen und versuchen sollte zu tun, was Mary wollte – versuchen sollte zu akzeptieren, was geschehen war. Zögernd machte er sich auf den Weg zu dem Parkhaus, in dem er den Wagen abgestellt hatte. Doch anstatt dort hineinzugehen, ging er weiter.
    Ging weiter, bis er wieder bei der U-Bahnstation in der Delancey Street war.

13. Kapitel
    Um neunzehn Uhr war Eve Harris mit ihrer Arbeit vier Stunden im Rückstand. Was nicht überraschend war, wenn man bedachte, dass sie es geschafft hatte, zwei Komiteesitzungen in den Tag hineinzuquetschen; außerdem einen Lunch mit dem Bürgermeister einzunehmen und einen sorgfältig geplanten, aber scheinbar rein zufälligen Besuch bei Perry Randall zu absolvieren – bei dem es ihr gelungen war, ihm den Scheck abzuluchsen, den er ihr am Abend vorher versprochen hatte. Im Augenblick beendete sie ein Treffen in der Delancey Street, im Montrose House, wo sie Perry Randalls Scheck mit größtem Vergnügen selbst abgeliefert hatte.
    »Hast du übrigens schon von Al Kelly gehört?«, fragte Sheila Hay, als Eve in den Mantel schlüpfte. Die Stadträtin hob fragend die Brauen, und Sheila strich sich unbewusst eine Strähne ihrer vorzeitig ergrauten Haare aus der Stirn, nahm die Brille ab und ließ sie, wie am Ende jeder Zusammenkunft, an ihrer Kette auf den üppigen Busen fallen. »Louise und Harry haben ihn heute Morgen in einer Seitengasse gefunden.«
    Die Worte hingen in der Luft: »Haben ihn gefunden.«
    Nicht »haben seine Leiche gefunden« oder auch nur »haben ihn tot aufgefunden«.
    Einfach »haben ihn gefunden«.
    Alles andere wurde als selbstverständlich vorausgesetzt.
    In was für einer Welt leben wir eigentlich?, fragte sich Eve. Was für eine Welt ist das, in der wir als selbstverständlich voraussetzen, dass jemand, der gefunden wird, zwangsläufig tot ist? Doch sie wusste, was für eine Welt es war – die Welt, mit der sie es ihr Leben lang zu tun gehabt hatte. »Haben sie auch gesagt, was ihm passiert ist?«, fragte sie.
    Sheila schüttelte den Kopf, resigniert und traurig zugleich. »Du weißt doch, wie so was läuft – wer fragt schon danach, wenn keiner da ist, der Theater macht.«
    Wieder wusste Eve haargenau, was gemeint war, ohne dass es ausgesprochen werden musste. »Hat die Polizei sich ihn überhaupt angesehen?«
    Sheila verdrehte die Augen. »Klar, das ist doch ihr Job, oder? Und ich wette, ich kann dir auch genau sagen, was in ihrem Bericht steht – ›Täter unbekannt‹. Es wird außerdem genug Blabla drinstehen, damit es wie'n richtiger Bericht aussieht, und damit hat sich's.« Sie sah Eve mit einer großen Trauer im Blick an. »Wer könnte auch behaupten, dass sie sich irren – wahrscheinlich war es irgendein Junkie, der Geld gesucht hat, und wie viele Tausende davon haben wir? Als ob AI Geld gehabt hätte! Er hatte nicht mal ein Loch, in dem er wohnen konnte, um Himmels willen.«
    »Louise und Harry haben nichts

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