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Der Club der Gerechten

Der Club der Gerechten

Titel: Der Club der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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einzigste Kerl, den ich gesehn hab, war der ausm Transporter.«
    Wieder schlug Keiths Herz schneller. »Der Fahrer?«
    Der Mann zuckte mit den Schultern. »Ne – wen kümmert der schon?« Er runzelte die Stirn und griff dann zögernd nach Keiths Brieftasche. »Zeig mir das Foto noch mal.«
    Keith klappte die Brieftasche erneut auf, hielt sie aber so, dass der Penner nicht danach greifen konnte. Der Mann beugte sich vor, und Keith zuckte zusammen, weil sein Atem – eine Mischung aus schalem Wein und Tabak – ihn zu ersticken drohte.
    »Ich weiß nich«, sagte der Mann endlich. Keith zückte die Fünf-Dollarnote. »Könnt's v'lleicht gewesen sein«, fuhr der Betrunkene fort. »V'lleicht aber auch nich.« Keith gab ihm den Fünfer. »Sie warn da drüben ...« Er zeigte vage in die Richtung des Feuerhydranten. »Un' ich hab hier gesessen. Un' ich konnt se nich richtig sehn, bevor se zur U-Bahn runtergingen.«
    »Zur U-Bahn?«, wiederholte Keith. »Wer ist zur U-Bahn runtergegangen?«
    Der Mann seufzte, als erkläre er etwas einem Kind, das nicht richtig zuhörte. »Hab ich doch gesagt. Der Typ, den Scratch ausm Transporter rausgeholt hat.« Etwas auf der anderen Straßenseite fiel dem Betrunkenen ins Auge, und er rappelte sich auf. »Muss los«, brummte er, aber Keith hielt ihn am Arm fest.
    »Scratch? Wer ist Scratch?«
    Die Augen des Mannes weiteten sich und schweiften wieder zur anderen Straßenseite. »Weiß nich«, murmelte er. »Weiß nich, von was de red'st.« Er riss sich von Keith los und humpelte dann die Straße entlang, mit einer Hand den Kragen seiner dreckigen Jacke umklammernd, mit der anderen den FünfDollarschein tief in die Tasche versenkend. Während er zur Ecke schlurfte, suchte Keith die Straße ab, um festzustellen, was den Penner so erschreckt haben konnte.
    Aber er sah nur drei Obdachlose – eine Frau und zwei Männer –, die den Gehsteig entlang gingen. Die Frau schob einen Einkaufswagen vor sich her, der nichts als ein Lumpenbündel zu enthalten schien. Die kleine Gruppe sah eher mitleiderregend als beängstigend aus. Keith schüttelte den Kopf, um das Bild das Jammers los zu werden – nicht ganz ohne Schuldbewusstsein, weil er nichts tun würde, um den Leuten das Leben irgendwie zu erleichtern.
    Die U-Bahn.
    Der Mann hatte gesagt, »Scratch« habe jemand aus dem Kleinbus – jemand, der Jeff gewesen sein konnte – zur U-Bahn gebracht.
    An der Ecke sah er das Schild und die Treppe, die zu dem unterirdischen Bahnhof führte.
    Er ging darauf zu.
    Al Kelly blickte über die Schulter zurück. Der Mann, der ihm die fünf Dollar gegeben hatte, entfernte sich in entgegengesetzter Richtung, aber auf der anderen Straßenseite kamen Louise und Harry immer näher. Den Typen, der bei ihnen war, kannte AI nicht, aber das machte nichts – er sah nach Schwierigkeiten aus. Sah aus, als gehöre er nicht an die Oberfläche. AI schauderte, wenn er nur daran dachte, wie einige Leute lebten. Okay, er rollte sich ab und zu in einem Eingang zusammen oder schlief drüben in der Chrystie Street im Park – zumindest bei schönem Wetter. War es schlecht, schlief er drinnen, ging in eines der Asyle, auch wenn er sich dort ein paar Predigten anhören oder sagen musste, er werde versuchen, sich zu säubern und einen Job zu finden. Doch wenigstens lebte er noch wie ein menschliches Wesen, nicht wie eine Ratte, die in den Abwasserkanälen hauste.
    Natürlich hatte Louise ihm erklärt, es sei gar nicht so schlimm, nicht, wenn man wusste, wohin man gehen konnte, doch ihm war ganz und gar nicht danach, auszuprobieren, ob sie die Wahrheit sagte. Egal, was passierte – egal, wie schlimm es wurde –, er würde an der Oberfläche bleiben.
    Wieder warf er einen Blick hinter sich. Louise und Harry und der andere hatten jetzt die Straße überquert, und er war überzeugt, dass er wusste, was sie wollten.
    Die fünf Bucks, die der Tourist ihm gegeben hatte.
    Scheiße!
    Er hätte vorsichtiger sein, den Geldschein mit der Faust umschließen oder wenigstens so vorsichtig sein sollen, sich umzusehen, als er ihn nahm – das Letzte, was man wollte, war Geld in der Tasche zu haben.
    Er bog in die Rivington Street ab, überquerte sie schräg, tauchte, um nicht gesehen zu werden, rasch in die Freeman Alley ein und steuerte auf die Sackgasse in halber Höhe der Straße zu. Vielleicht würden Louise und Harry ihn dort nicht entdecken, aber selbst wenn sie es taten, fand er vorher vielleicht einen Platz, an dem er das Geld verstecken –

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