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Der Club der Gerechten

Der Club der Gerechten

Titel: Der Club der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Augen aufschlüge, in seinem Apartment auf der West 109 th Street sein und Heather in seiner kleinen Küche Rühreier zubereiten würde, während die Sonne langsam den Weg in sein Schlafzimmer fand. In ein paar Minuten würde er durch den Riverside Park joggen.
    Dann öffnete er die Augen. Er lag ganz still, starrte auf die Glühbirne, die von der Decke hing. Nein, ihr Schein hatte nichts mit den zarten Farben der Morgendämmerung vor seinem Schlafzimmerfenster zu tun. Schnell hob er die Hand, um die Augen gegen das Licht abzuschirmen.
    Als Nächstes hörte er ein leises Rumpeln – ein Rumpeln, das allmählich anschwoll, bis der ganze Raum um ihn herum vibrierte. Nachdem es verhallt und der Raum wieder still war, setzte er sich auf. Laken und Decken rutschten herunter. Erst jetzt bemerkte er Jagger, der auf dem Bett gegenüber saß und ihn beobachtete. Als er spürte, dass die Blicke des großen Mannes seinen Oberkörper abtasteten, griff Jeff nach dem Laken und wollte sich wieder zudecken.
    »Was'n los – denkste, ich bin 'ne Tunte?«, knurrte Jagger.
    Jeff schüttelte den Kopf. »Ich war nur überrascht.« Er schaute sich um und entdeckte seine Kleidung – offensichtlich gewaschen und ordentlich gefaltet – auf dem Boden neben dem Bett. Überrascht sah er Jagger an. »Hast du das gemacht?«
    »Bin ich'n Dienstmädchen?«, sagte Jagger.
    »Dann ... Wer war's?«
    »Wen interessiert's?«, fragte Jagger. »Alles, was ich weiß, is, dass ich hungrig bin und was zu essen riech. Zieh dich an, oder willste nackig rumlaufen?« Jagger stemmte sich in die Höhe und schlurfte durch das behelfsmäßige Bad in den Wohnbereich.
    Allein gelassen ließ Jeff sich auf die Matratze zurückfallen. Er lag noch eine Weile da, bis ihm dämmerte, dass das Phantasiegebilde um Rühreier kein Traum war, denn jetzt roch er sie tatsächlich. Er warf das Laken ab, zog sich an und folgte Jagger, hielt sich nur lange genug auf, um sich ein paar Hand voll Wasser ins Gesicht zu klatschen und in einen der großen Eimer zu erleichtern. Dann ging er in den Hauptraum.
    Es waren ein halbes Dutzend Leute da. Einen riesigen Rührlöffel in der Hand, stand Tillie am Herd. Auf dem durchhängenden Sofa saß eine junge Frau, nicht älter als Achtzehn, und stillte ein Baby. Am Tisch standen drei Männer zwischen Dreißig und Fünfzig. Einer sah aus, als sei er betrunken, die beiden anderen hatten die glasigen Augen Drogensüchtiger; sie hielten Messer in der Hand und musterten Jagger, der in drohender Haltung dastand.
    Bei der Tür, die in den Tunnel führte, kauerte verängstigt ein Mädchen. Fünfzehn vielleicht, dachte Jeff. Oder noch jünger.
    »V'lleicht isser's nich«, nuschelte der Betrunkene. »V'lleicht irrt sich Jinx.«
    »Ich irr mich nich«, sagte das Mädchen. Sie hielt ein Blatt Papier in der Hand. »Warum schaut ihr nich selber?« Sie sah Jeff an. »Scheiße! Da is ja auch der andere.«
    Jagger machte einen Schritt auf die Männer mit den Messern zu, doch ihre Körper spannten sich sofort, und Jagger hielt hastig inne, während seine Blicke zwischen ihnen hin und her flogen.
    Jinx riss die Augen weit auf. »Er wird euch umbringen.«
    Jaggers Blicke ließen die messerschwingenden Männer nicht los. »Sie sagt«, wandte er sich an Jeff, »sie hat irg'nd'n Papier mit meim' Bild drauf, un die Typen da sag'n, wir müss'n hier weg.«
    Jeff sah zu Jinx hinüber.
    »Ein Bild? Was für ein Bild?« Er wollte auf sie zugehen, blieb jedoch stehen, als Jinx sich an die Wand drückte und einer der Junkies sagte: »Fass sie an, und deine Eingeweide lieg'n aufm Fußboden, bevor de weißt, was passiert is.«
    Jeff hob beschwichtigend die Hand. »He, bleiben wir friedlich, okay? Wir tun keinem was. Ich möchte nur rauskriegen, was los ist, mehr nicht.«
    »Du musst sie rausschmeißen, Tillie«, sagte Jinx. »Du weißt...«
    »Ich weiß, dass das meine Wohnung is, und ich entscheide, was hier passiert«, fiel Tillie ihr ins Wort und durchbohrte sie mit den Blicken, als wolle sie das Mächen warnen, ihr zu widersprechen. »Vergiss nich, dass ich genauso gut dich rausschmeißen kann, junge Dame.«
    Einen Augenblick sah Jinx so aus, als wolle sie protestieren, sank dann aber in sich zusammen. »Ich will ja nur, dass du dir das anschaust«, sagte sie überredend.
    Tillie spitzte die Lippen und schien ablehnen zu wollen, legte dann aber den Rührlöffel weg und nahm Jinx das Papier aus der Hand. Sie rollte es auf, studierte es kurz und ließ dann die Augen zwischen

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