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Der Club der Gerechten

Der Club der Gerechten

Titel: Der Club der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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entfernt war, ließ sich der Rest genauso leicht bewerkstelligen wie wenn man ellbogenlange Handschuhe von den Armen oder eine Strumpfhose von den Beinen zog. Ein wenig Sorgfalt um den Anus – mehr noch um die Genitalien –, doch das war weniger Notwendigkeit als die Befriedigung von Baldridges Stolz, da diese Teile am Endprodukt nicht sichtbar sein würden.
    Als die Haut, noch immer ein ganzes unversehrtes Stück, schließlich völlig vom Körper gelöst war, inspizierte Baldridge sie noch einmal und stellte zufrieden fest, dass nur eine ganz kleine Reparatur nötig sein würde – das kleine Loch in der Stirn, durch das die Kugel ins Gehirn gedrungen war. Seine eigene Arbeit war absolut vollkommen – ohne den geringsten Schnitt, die kleinste Kerbe. Er legte die Haut zum »Gerben« in den ersten Bottich in der Reihe von Behältern an der Wand gegenüber und wandte seine Aufmerksamkeit dem restlichen Kadaver zu.
    Jetzt arbeitete er sogar noch schneller, denn das meiste, das auf dem Arbeitstisch lag, war nur noch Abfall. Nach zwanzig Minuten hatte er alle Muskeln, Organe, Bänder und anderen Weichteile vom Skelett gelöst und in den großen Eiscreme-Kartons deponiert. Am Ende benutzte er sein Lieblingsmesser, um vorsichtig Kopf und Hirnstamm von der Wirbelsäule zu trennen.
    Er ließ das Skelett einen Augenblick liegen und öffnete den Glasdeckel eines großen Kastens – zwei Meter zehn lang und sechzig Zentimeter breit –, der an der hinteren Wand direkt auf dem Boden zu stehen schien. Der Boden des Kastens war mit einem einfachen Gitterrost bedeckt, und auf dieses Gitter legte Baldridge das Skelett. Er schloss den Deckel das Kastens wieder und spähte durch das Glas, bis er die ersten Ameisen durch das Gitter huschen sah; sie besahen sich alles und liefen dann zurück, um ihren Fund dem Rest der riesigen Kolonie mitzuteilen, die unter dem Labor lebte. Zufrieden, dass die Ameisen eifrig mit ihrer Arbeit begannen und bis zum Morgen alles Knorpelgewebe weggefressen haben würden – wobei alle Knochen unversehrt bleiben würden –, wandte er seine Aufmerksamkeit dem Schädel zu.
    Er wusste natürlich, dass es gestattet war, den Schädel mit einer chirurgischen Säge zu öffnen, doch wiederum hielt ihn sein Sinn für Ästhetik davon ab. Obwohl am Ende keine Spur seiner chirurgischen Arbeit zu sehen sein würde, hätte doch er selbst um die Unvollkommenheit dieser Arbeit gewusst, und das hätte ihn gestört. Daher fing er an, obwohl es eine gute Stunde länger dauern würde, das Gehirn durch das Foramen Magnum herauszuschneiden, wozu er eine Reihe von Messern, Löffeln und Schabern benutzte, um so viel Gewebe wie möglich von den Knochen zu entfernen.
    Zunge und Augäpfel gesellten sich zur Hirnmasse in einem der Eiscremekartons.
    Nachdem Baldridge das Einschussloch in der Stirn inspiziert und festgestellt hatte, dass der Schaden im Knochen minimal war, legte er den Schädel in eine eigene Ameisenbox. Auch er würde am Morgen gereinigt sein.
    Die Präparierung der Haut allerdings konnte mehrere Tage dauern.
    Erst wenn Skelett und Haut perfekt konserviert waren, fing Baldridges eigentliche Arbeit an. War er damit fertig, würde der Mann, der an diesem Abend in den Tunnels gestorben war, ohne Zweifel besser aussehen als jemals zuvor.
    Als Baldridge den Arbeitsraum eine Stunde später verließ, war von dem Abfall nichts mehr geblieben. Die vollen Eiscremekartons waren im Verbrennungsofen verschwunden, und sogar die kleinen Rückstände, die übrig waren, nachdem das Feuer erlosch, wurden mit Wasser in die Kanalisation gespült.
    Die granitene Tischplatte war ebenso fleckenlos wie der Abflusstrog.
    Die Bahre war sauber geschrubbt und desinfiziert, die Latexhandschuhe in dem Feuer verbrannt, in dem das Gewebe vernichtet worden war.
    Den Beutel mit der schadhaften Neonröhre in der Hand, inspizierte Baldridge seinen Arbeitsraum ein letztes Mal.
    Alles war, wie es sein sollte.
    In ein paar Tagen würde die Trophäe des heutigen Abends bereit sein, um ausgestellt zu werden.
    Und morgen begann die nächste Jagd.

21. Kapitel
    Es war nicht Freude, die Jeff nach dem Erwachen als Erstes empfand, es war die Tatsache, dass er keine Schmerzen hatte.
    Er fror nicht.
    Um ihn herum war es nicht stockdunkel.
    Ihm tat auch nicht jeder einzelne Teil seines Körpers weh.
    Zuerst dachte er, die weiche Matratze unter ihm und die warme Decke müssten ein Traum sein. Einen Augenblick gab er sich der Einbildung hin, dass er, wenn er die

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