Der Club der Gerechten
Stellung seit fast fünf Jahren, und obwohl nur wenige Menschen jemals die Ergebnisse seiner Arbeit zu sehen bekamen, war er zufrieden. Heute Abend pfiff er leise vor sich hin, als er die Decken entfernte, in die man den Kadaver gewickelt hatte, um den Transport vom Tatort zum Kühlschrank zu erleichtern.
Zügig fuhr er die Tragbahre aus dem Kühlschrank und entfernte eine zerfledderte Decke nach der anderen, froh – und das nicht zum ersten Mal –, dass die geschmeidigen Latexhandschuhe ihn davor bewahrten, sich die Finger an dem dreckigen Material zu beschmutzen, das die Kadaver immer bedeckte. Sorgfältig verstaute er die Decken in einem Beutel, der, bevor er ging, im Verbrennungsofen entsorgt werden würde, dann wandte er seine Aufmerksamkeit dem Kadaver selbst zu.
Männlich, vielleicht fünfundzwanzig Jahre alt – auf keinen Fall älter als Dreißig.
Der Kadaver war in einem guten Zustand. Die meisten Zähne noch intakt, die Haut leider durch drei Tattoos entstellt. Eines stellte eine Schlange dar, die sich um den linken Bizeps schlängelte, ein anderes verkündete quer über die linke Brust Lie be für Mut er in reich verzierten altenglischen Lettern. Das dritte sah haargenau so aus wie ein Fleischstempel und »schmückte« die rechte Hinterbacke, bescheinigte dem ganzen Hinterteil seinen Status als US GRADE-A PRIME.
Das blonde Haar war schlaff und fettig, aber wenigstens nicht zu Dreadlocks verfilzt, die Baldridge nicht nur hässlich fand, mit denen man auch nicht arbeiten konnte.
Der Kadaver trug die übliche Kleidung, und obwohl alle ästhetischen Instinkte Baldridge überreden wollten, sie aufzuschneiden und so mit ihr zu verfahren wie mit den Decken, entfernte er stattdessen vorsichtig Stück um Stück und steckte es in einen anderen Sack, der für die Wäscherei bestimmt war. Nachdem man die Kleidung gewaschen und gebügelt hatte, würde Baldridge entscheiden, ob sie sich für die letzte Präsentation eignete. Wenn nur ein paar Knöpfe fehlten oder ein Saum zu nähen war, würde er das selbst tun. Waren die Schäden jedoch allzu groß, konnte er die Sachen zu einer diskreten Schneiderin in der Nähe der Seventh Avenue unten bei den Thirties bringen und sie von ihr kopieren lassen.
Schließlich lag der Kadaver nackt auf der Bahre und musste auf den Arbeitstisch befördert werden. Baldridge ließ ihn auf den Tisch gleiten und begann sich auf die eigentliche Arbeit vorzubereiten.
Seine Messer, alle scharf wie Rasierklingen, wurden in einer mit Samt ausgeschlagenen Schublade unter der Granitplatte des Arbeitstisches aufbewahrt.
Er platzierte mehrere große Pappkartons – für die Eiscreme-Branche hergestellt, aber perfekt für Baldridges Zwecke geeignet – in einen speziell konstruierten Trog, der sich am Rand um die ganze Tischplatte herumzog.
Mit einer Digitalkamera fotografierte Baldridge den Kadaver aus allen Winkeln und nahm dann sorgfältig alle wichtigen Messungen vor. Er maß nicht nur den Umfang von Brust, Taille und Hüften, die auf den Zentimeter genau eingetragen wurden, sondern auch die Ober-und Unterarme, Oberschenkel und Waden.
Endlich zufrieden, drehte er den Kadaver um, so dass er mit dem Gesicht nach unten dalag und machte den ersten Einschnitt, der vom Scheitel bis zum Steißbein reichte. Dann begann er – mit verschiedenen Messern, von denen er die meisten selbst entworfen hatte –, dem Kadaver die Haut abzuziehen; seine Hände handhabten die Klingen schnell und fachmännisch; nie verletzte er die Haut, löste sie jedoch von jeder Fettschicht und jedem Muskel, die sie von den Knochen und den weichen Geweben trennten.
Der Rücken war verhältnismäßig einfach – glatte Flächen, ein breites Hautstück und viel Platz zum Arbeiten. Die Haut vom Hinterkopf abzuschälen war genauso leicht, obwohl Baldridge Monate gebraucht hatte, um die Ohren zu meistern; der Trick dabei war, dass man tief genug schneiden musste, sodass am Endprodukt kein Einschnitt festzustellen war. Danach war es verhältnismäßig einfach, alles abzuschälen – außer den Lippen und den Nasenlöchern. Die Augenlider hoben sich problemlos ab, nachdem er die Membrane um die Augenhöhlen weggeschnitten hatte. Bei Lippen und Nasenlöchern musste er die gleiche Technik anwenden wie bei den Ohren – man brauchte diese Öffnungen nur tief genug auszuschneiden, sodass die losen Ränder völlig verschwanden, wenn der Wiederherstellungsprozess beendet war.
Nachdem die Haut völlig von Schädel und Gesicht
Weitere Kostenlose Bücher