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Der Club der Lust

Der Club der Lust

Titel: Der Club der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Portia Da Costa
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das Haus durch die Katzenklappe verließ, lief das Fass endgültig über. Jetzt lässt mich sogar der Kater allein, dachte sie grimmig und fing an, nach der Lokalzeitung zu suchen. Wenn es schon keine Action für sie gäbe, könnte sie wenigstens ins Kino gehen und in eine Phantasiewelt flüchten, die nicht ganz so abwegig war wie die von Stella & Co.
    Doch gerade als sie das wirklich trostlose Kinoprogramm durchforstete, klingelte das Telefon.
    Natalie wollte den Anrufer eigentlich auf Band sprechen lassen, schließlich war es wahrscheinlich sowieso für Patti. Es weiß doch auch kaum jemand, dass ich hier bin, dachte sie, starrte dabei aber sehnsüchtig auf das klingelnde Telefon. Selbst der menschliche Kontakt beim Entgegennehmen einer Nachricht schien vielversprechender, als hier rumzuhängen und völlig frustriert mit sich selbst zu reden.
    «Hallo, Natalie», meldete sich eine bekannte Stimme, unmittelbar nachdem sie den Hörer ans Ohr gelegt hatte. «Hast du heute Abend nicht auch Lust auf ein kleines Abenteuer? Es ist doch eine Schande, dass du da ganz allein herumsitzt, während sich alle anderen hier amüsieren.»
    «Was denn für ein Abenteuer, Stella?» Natalie gab ihrer Stimme einen forschen, wenn auch vielleicht ein wenig blasierten und desinteressierten Unterton – dabei hatte allein schon der Klang von Stellas Stimme ihr Blut zum Kochen gebracht.
    «Ich glaube, das weißt du selbst ganz gut», erwiderte die Dragqueen schelmisch. Die Verbindung war ein bisschen verrauscht – wahrscheinlich rief sie von einem Handy aus an   –, aber Stellas Stimme verriet ihr mit jeder Nuance, dass es sich um eine sexuelle Herausforderung handelte. Natalie wartete und hoffte auf weitere Hinweise, die sie aus der Stimme ableiten könnte. Hinweise, die vielleicht ihre Fragen beantworten würden. Doch der Transvestit sagte ein paar Sekunden lang gar nichts. Es wirkte fast, als wollte er Natalie Gelegenheit geben, den Hintergrundgeräuschen zu lauschen. Natalie hörte ein Zischen, das vielleicht von einer Peitsche oder einem anderen Bestrafungsinstrument herrührte, das durch die Luft flog. Dann erklang das spitze, hohe Kreischen einer Frauenstimme   – Patti vielleicht   –, dem eine Reihe von kehligen, immer schneller werdenden Schreien folgte. Der unmissverständliche Klang eines hilflosen Höhepunktes. Natalie konnte allerdings nicht sagen, ob es sich dabei um einen Mann oder eine Frau handelte.
    «Was, zum Teufel, treibt ihr denn da?», fragte sie, obwohl sie es sich eigentlich gut vorstellen konnte. Es handelte sich um ein weiteres Spiel. Um eine jener Szenen, die sie schon selbst beobachtet hatte und zu der sie jetzt eingeladen wurde. Das Problem dabei war nur, dass Natalie ernsthafte Zweifel an ihrem eigenenWagemut hatte. Zuzusehen und vielleicht mit ein paar Leuten wie Patti und Stella rumzuspielen, war eine Sache. Sich aber körperlich, geistig und emotional völlig zu entblößen, war überaus Angst einflößend. Allerdings auch verlockend   …
    «Hast du Angst?», fragte Stella sanft und doch herausfordernd.
    «Nein, hab ich nicht!», erwiderte Natalie laut, so als müsste sie nicht nur die Dragqueen, sondern auch sich selbst von ihrem Mut überzeugen.
    Natürlich habe ich keine Angst. Ich kann alles einstecken, was ausgeteilt wird, und dann noch einen Nachschlag fordern. Ich bin eine starke, erwachsene, entschlossene Frau, und ich weiß, was ich will. Und ich weiß auch, dass Stella und ihr düsterer Hofstaat mir genau das geben können. Wieso sage ich also nicht «Ja, nur zu. Ich bin bereit!»?
    Stella beantwortete die Frage, als hätte Natalie diese Gedanken tatsächlich ausgesprochen. «Dann schicke ich dir einen Wagen. Du brauchst dich gar nicht groß anzuziehen. Der Fahrer wird dir was Passendes mitbringen.» Stella zögerte, und Natalie meinte den schwachen Laut eines gehauchten Kusses in ihre Richtung zu hören. «Bis gleich, Natalie. Wir freuen uns schon darauf.»
    Worauf genau? Und wer war «wir»? Natalie wollte gerade noch ein paar Fragen nachschieben, doch ihr Gesprächspartner hatte bereits aufgelegt.
    Was mache ich denn jetzt nur? Und was soll ich anziehen, wenn ich mich «nicht groß anziehen» soll?
    Natalies Herz raste. Sie rannte die Treppe hinauf ins Badezimmer. Hatte sie Zeit für eine Dusche? Wahrscheinlich nicht. Sie riss sich die Kleider vom Leib und wusch sich, so gut es ging, mit einem Schwamm. Doch schon als sie sich einseifte, brach ihr vor Nervosität der Schweiß aus und

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