Der Club der Lust
Gebäudes dafür sorgten, dass die herunterhängenden Ketten der verlassenen Winden unheimlich leuchteten.
Ein leises Geräusch richtete Pattis Nackenhaare unwillkürlich auf und ließ ihre Fotze kribbeln, als wäre sie von der Hand eines Phantoms berührt worden. Sie starrte in die Finsternis am Ende des Werkstattraumes, wo sie das Glühen einer Zigarette sah.
Oder war es eine Zigarre? Ein Zigarillo vielleicht? Egal, entschied sie, im Moment war sie für jede noch so kleine Ablenkung dankbar. Patti dachte an die Male, wo jemand auf ihren Zigarettenrauch ebenso als Zeichen gewartet hatte. Sie dachte daran, wie sie mit den langen, dünnen Dingern, die wahrscheinlich genauso tödlich wie die normalen Zigaretten waren, aufreizende Gesten gemacht hatte. So oder so war es immer ein Zeichen gewesen, dass der Raucher entweder erregt oder nervös war – oft auch beides.
«Guten Abend, Patti», begrüßte sie eine bekannte Stimme, die immer noch in das Dunkel gehüllt war. Die Schwärze wurde vage durch die Bewegung einer Hand unterbrochen, die ein Feuerzeug in die Tasche steckte.
«Guten Abend, Stella», erwiderte Patti so keck, wie es unter den Umständen eben möglich war. Sie hatte gelogen und musste jetzt dafür bezahlen. Zwar war es nur eine winzige Lüge gewesen – eigentlich nichts weiter als eine kleine Schwindelei –, aber für Stella war das mehr als ausreichend.
Plötzlich drang ein schweres Rasseln aus der Dunkelheit zu ihr, und obwohl sie es nicht eindeutig erkennen konnte, erahnte Patti doch ein Lächeln auf dem wunderschön geschminkten Gesicht ihrer Rachegöttin. Stella war heute Abend in Stimmung, das merkte Patti genau. Diese Tatsache jagte ihr eine Scheißangst ein, raubte ihr vor Lust aber auch gleichzeitig den Atem. Die Angst und die Erregung rauschten wie ein Giftcocktail durch ihre Adern. Ihre Knie fühlten sich schwach an, und sie musste mehrfach schlucken, um ihre trockene Kehle zu befeuchten.
«Ist das alles, was du zu deiner Entschuldigung zu sagen hast?», fragte Stella. Mit jedem Schritt, den sie mit ihren klackernden Pumps nach vorne trat, nahm ihr Schatten nach und nach Gestalt an, und sie wurde schließlich ganz sichtbar.
Patti konnte gerade noch einen Blick auf ein langes schwarzes Kleidungsstück erhaschen, bevor ihr einfiel, dass sie die Augen zu senken hatte. Sie war im Unrecht, und es war keine gute Idee, ihr Fehlverhalten noch durch Unverschämtheiten zu verschlimmern. Zumindest nicht heute …
«Ich … ich weiß nicht, wovon du da redest …», stammelte sie.
«Ich denke, das weißt du ganz genau», erwiderte Stella, deren Pumps einen merkwürdigen Stakkatorhythmus erzeugten, während sie im Raum auf und ab ging. Patti fragte sich einen Moment lang, wie es der großen Frau wohl gelang, mit zehn oder vielleicht auch zwölf Zentimeter hohen Absätzen so sicher auf dem unebenen Boden des Lagerhauses zu gehen. Schon für sie als echte Frau, die an ein Leben mit Absätzen und grundsätzlich unbequemem Schuhwerk gewohnt war, konnte das durchaus zu verstauchten Knöcheln führen.
«Doch, doch, kleine Patti, du weißt genau, was ich meine», fuhr Stella fort, ohne eine Antwort abzuwarten. Patti sah vage, wie die dünne Zigarre kaum angeraucht weggeschnipst wurde, und blickte im nächsten Moment auch schon direkt in Stellas Augen.Ihr Kinn wurde mit einer Festigkeit umfasst, zu der nur wenige Frauen in der Lage waren.
«Geht es immer noch um die Sache mit Natalie?», fragte sie ganz verwirrt von dem Gesicht, das da direkt vor dem ihren schwebte.
Stella Fontayne war nicht gerade klassisch schön zu nennen, aber so schwierig sich ihr Gesicht auch in gängige Kategorien einordnen ließ, war es doch eine Maske des Glamours und lag jenseits der konventionellen weiblichen Schönheit. Sie wäre zwar niemals als echte Frau durchgegangen, war aber ein spektakulär attraktiver Transvestit. Ihr Make-up war makellos, ohne jede Zurückhaltung aufgetragen, aber in keiner Weise eine Karikatur. Bei den vielen Gelegenheiten, bei denen Patti sie im Fummel gesehen hatte, war es nicht ein einziges Mal vorgekommen, dass auch nur die Ahnung eines Bartes sichtbar gewesen war. Sie wusste zwar, dass die Transe naturblonden Haarwuchs hatte, aber dennoch hätte man ja zumindest mit dem Schatten eines Bartes rechnen können.
«Natürlich geht es um Natalie», erwiderte Stella. Sie ließ Patti los, hatte sie durch die Macht ihres Blickes aber immer noch in der Gewalt. Die riesigen, dunkel
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