Der Club der Lust
Besitz von ihr ergriffen, und ihre Finger kribbelten förmlich vor Lust, sich selbst zu befriedigen.
Sie löschte das Licht und gab sich im Dunkeln ihren Phantasien hin. Natalie hatte keine Ahnung, wohin ihre Schwester gegangen sein konnte, doch in ihrer Vorstellung sah sie sie in einer engen Gasse, wie es sie im alten Universitätsviertel der Stadt tatsächlich gab. Patti lehnte mit dem Rücken gegen die verwitterte Steinwand eines der ehrwürdigen Gebäude, die die Touristen so bewunderten, und wartete eindeutig auf ihren Liebhaber – mit derselben Lust, die Natalie jetzt empfand. Als sie schließlich eine Hand in ihre Pyjamahose schob, sah sie vor ihrem geistigen Auge, wie Patti ihren Rücken an der Wand abstützte, eines ihrer langen, schlanken Beine anhob und die eigene Hand in den Schritt presste.
Während Natalie ihren Kitzler massierte, stellte sie sich vor, wie Patti dasselbe tat. Sie berührte sich allerdings nicht direkt, sondern in der Vorstellung ihrer Schwester durch den Lederrock hindurch. Sie streichelte auch ihre Brüste, und ihre Finger kniffen durch die Baumwolle des Oberteils in die Nippel.
«O Gott!», keuchte Natalie abwesend, rutschte weiter runter, bis sie lag, und spreizte die Beine noch weiter. In ihren Gedanken veränderte auch Patti ihre Haltung und stöhnte leise, als sich ihr in der Dunkelheit der Gasse zwei Hände entgegenstreckten. Von rechts kam die des attraktiven Dyson, der Lederjacke und Jeans trug, und von links – verdammt, das gibt’s doch wohl nicht! – die von dem verwirrten und verwirrenden Steven Small. Er trug den langen schwarzen Mantel, den er anhatte, als Natalie ihn zum ersten Mal auf dem Bahnsteig gesehen hatte.
Oh, Herr Lehrer, was für eine nette Überraschung, dachte Natalie verträumt und wackelte mit dem Po, als eine erneute Welle der Lust durch sie hindurchfuhr. Das Auftauchen des schüchternen Akademikers in ihrer Phantasie hatte ihre Geilheit irgendwie gesteigert und den Spaß am Masturbieren unerwartet erhöht. Sie stöhnte laut auf und wurde von einem grandiosen Orgasmus erfasst, als die Traumgestalt von Steven Small plötzlich ohne jede Zurückhaltung aus dem Schatten trat und das winzige Baumwolloberteil herunterriss, das ihr Alter Ego Patti in dieser Phantasie trug …
Während ihre Möse wie wild zuckte, meinte Natalie fast seine Zähne auf ihrer Brustwarze zu spüren.
KAPITEL 4
Die Inquisition
An einen derartigen Treffpunkt war sie noch nie bestellt worden.
Das schmutzige, alte Lagerhaus war verlassen und wäre selbst bei strahlendem Sonnenschein ein Schandfleck gewesen. Aber jetzt am Abend, wo alles vom Regen eines heftigen, unerwarteten Schauers glänzte, war es geradezu bedrohlich. Patti fröstelte und zog die Jacke fester zu, während sie sich auf einem holprigen Weg dem näherte, was vielleicht der Eingang zu dem Gebäude sein konnte.
«Viel Glück», hatte Ruth noch aus dem Taxifenster zu ihr gesagt. «Und viel Spaß!»
Spaß! Für eine Taxi fahrende Lesbe war das leicht gesagt, dachte Patti und merkte, wie ihr unter den Achseln und in der Leistengegend trotz der feuchten Sommerfrische der Schweiß ausbrach. Sie ist es ja nicht, die sich in eine solche Situation begibt. Sie ist es nicht, die sich der Inquisition stellen muss.
Denn genau das wird es werden, gestand Patti sich jetzt selber ein und öffnete eine große, schwere Tür, die kaum noch in den Angeln hing. Sie hatte Stella eine Notlüge aufgetischt – na ja, beinahe eine Notlüge. Und jetzt würde sie nach ihren Motiven befragt und wegen ihrer diversen Überschreitungen der Regeln zur Rede gestellt werden. Das kehlige Lachen des Transvestiten und der Ton «ihrer» Stimme am Telefon hatten Patti unmissverständlich klar gemacht, dass das, was sie erwartete, aufreibend werden würde. Ihr Herz raste wie wild, aber sie konnte es kaum erwarten.
Im Inneren des Lagerhauses sah es ebenso schlimm aus wie draußen. Überall standen große und kleine Teile von verlassenenMaschinen auf der weitläufigen Fläche herum. Der Raum, der wohl einmal eine riesige Werkstatt gewesen war, erzeugte einen enormen Widerhall. Alle Gegenstände von Nutzen waren herausgerissen worden und hatten große, unebene Betonflächen hinterlassen, die wie aufklaffende, schmutzige Wunden aussahen. Außer dem gebrochenen Licht, das durch kaputte Fensterscheiben hoch oben drang, war es sehr dunkel. Das Licht kam von den Bogenlampen, die das alte Industriegebiet immer noch beleuchteten und im Inneren des
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