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Der Club der Lust

Der Club der Lust

Titel: Der Club der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Portia Da Costa
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auch dabei genau beobachtete. Da Natalie sich trotz der Kleidung immer noch halb nacktfühlte, schminkte sie sich so unaufdringlich wie möglich. Alles, was über das bloße Minimum hinausging, würde sich nuttig anfühlen – selbst wenn es nicht so aussah. Also beschränkte sie sich auf ein wenig graubraunen Lidschatten und hellbraunen Eyeliner und Mascara. Die Lippen bemalte sie mit einem natürlichen, pinkfarbenen Gloss. Ihr Look war nicht gerade aufregend zu nennen, aber in diesem Fall schien es sowieso besser, auf Nummer sicher zu gehen.
    «Also, worauf warten wir noch?», fragte Natalie launig und warf Taschentücher, ein winziges Notizbuch mit Stift und ein oder zwei andere wichtige Dinge in eine kleine schwarze Lederumhängetasche.
    «Mein Gott! Ein Wunder! Eine Frau, die keine zehn Jahre braucht, um sich fertig zu machen.»
    Natalie lag zwar eine spitze Bemerkung über Chauvinismus auf der Zunge, doch sie hielt sich zurück. Es war sicher von Vorteil, wenn sie nicht auf jede seiner offensichtlichen Provokationen einging. Stattdessen sagte sie einfach «Komm!» und warf ihm ein strahlendes Lächeln zu.
    «Musst du nicht nochmal ins Bad?»
    Natalie musste sofort daran denken, wie sie sich in dem heruntergekommenen Hinterhof vor seinen Augen hingehockt und ihrem Urindrang freien Lauf gelassen hatte. Sie wurde rot. «Nein», sagte sie und wusste gleichzeitig, dass ihre Antwort wahrscheinlich ein großer Fehler war.
    Alex’ Auto war ein moderner, aber ziemlich affektiert aussehender Geländewagen. Er kam aus Japan und schien, genau wie seine Anzüge, weit über der Preisgrenze zu liegen, die ein schlecht bezahlter Provinzreporter sich leisten konnte. Während sie durch die Straßen des vibrierenden Nachtlebens der Stadt fuhren, dachte Natalie an seine Bemerkung von vorhin über die Story: «Im Moment habe ich daran kein Interesse.» Sie fragte sich, woran er wohl Interesse hatte.
    Nahm er Schmiergelder an, um ein schlechter Journalist zu sein und keine unangenehmen Wahrheiten aufzudecken? Er schien über Intelligenz zu verfügen   … Vielleicht war er im Aufspüren genauso hart und unnachgiebig wie sie, wurde aber bezahlt, um das zu unterlassen. Vielleicht konnte Alex sie ja zu anderen spannenden Geschichten führen, wenn die Sache mit Daumery nicht klappte.
    Das Grübeln lenkte sie ab, und Natalie merkte kaum, in welche Richtung sie fuhren. Als sie ihre Umgebung wieder etwas bewusster wahrnahm, waren sie längst in eine ruhige Straße im nördlichen Teil der Stadt eingebogen. Nicht unbedingt die vornehmste Gegend, sondern das etwas anrüchige, inoffizielle Rotlichtviertel. Wenn man bei einer harmlosen Universitätsstadt wie Redwych überhaupt von so etwas sprechen konnte.
    Das
Fontayne’s
wirkte in keiner Weise wie ein Nachtclub. Eigentlich sah es nach nichts weiter als einem leicht schäbigen, baufälligen, aber ansonsten unscheinbaren Reihenhaus aus. Das Gebäude war recht groß – das war aber auch schon das Einzige, was man mit Bestimmtheit sagen konnte. Damit man wusste, wo man sich befand, war an der Tür lediglich ein kleines Schild angebracht. Nachdem Alex den Wagen geparkt und etwas in die Gegensprechanlage gemurmelt hatte, ging auch schon die Tür auf.
    Im Foyer saß eine Frau mittleren Alters in einem schicken, aber recht altmodischen Kleid am Tresen. Vor ihr lag ein offener Terminkalender, und rechts von ihr flackerte ein Computerbildschirm. Hinter ihrem Rücken war eine Treppe zu erkennen, die von zwei riesigen Muskelmännern mit schwarzen Krawatten flankiert wurde.
    Genau wie Alex gesagt hatte, dachte Natalie. Eine Privatbar mit Türstehern.
    «Guten Abend, Mr.   Hendry», sagte die Frau hinter dem Tresen mit einem warmen, wenn nicht sogar flirtenden Lächeln. «EinGast heute?» Als Alex nickte, wandte die Empfangsdame sich Natalie zu. «Wären Sie wohl so freundlich, sich einzutragen, Madam?»
    Natalie tat, wie ihr geheißen, und sie schritten unter den wachsamen Augen der Türsteher die Treppe hinauf.
    Soweit Natalie erkennen konnte, war das
Fontayne’s
ein überaus merkwürdiger, altmodischer Ort. Eine Mischung aus verblichenem Kitsch und Fin-de-Siècle-Luxus. Man sah eine Menge roten Plüsch, Rokokomöbel und Blattgold. Natalie konnte es kaum fassen, dass solch ein Etablissement im einundzwanzigsten Jahrhundert überleben konnte.
    «Ist eine ziemliche Klitsche, was?», flüsterte sie Alex zu, als sie auf dem Treppenabsatz angelangt waren, wo ein weiterer Türsteher vor dem verhangenen

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