Der Club der Lust
aber mal zusammen!», ermahnte sie sich selbst und setzte sich wieder vor ihren Laptop, wo sie Handgelenke und Finger wie eine Konzertpianistin dehnte. «Es wird Zeit, dass du es angehst!» Und endlich gelang es ihr, die Gedanken an Alex, Steven und Patti für den Moment zu verdrängen, und sie fing an zu tippen.
«Und wieso sollte ich dir helfen, ihr zu helfen?»
Patti traute ihren Ohren nicht und sah ihr Gegenüber verdutzt an. «Ich dachte,
du
wolltest ihr helfen, nicht ich! Ich mache nur einen Vorschlag.»
Patti war ausgesprochen verwirrt. Aber Situationen wie diese waren immer schwierig. Sie hing förmlich in der Luft und wusste nicht so recht, mit wem sie es eigentlich zu tun hatte. Sie saß in einem geschmackvoll dekorierten Wohnzimmer im Norden Redwychs und versuchte gerade, eine Reihe von Stoffen und Entwürfen an den Mann zu bringen. Oder an die Frau? Schließlich saß Stella Fontayne vor ihr. Nur dass Stella keines ihrer Kleider, kein Make-up und auch keine Perücke trug. Die Person, die breit lächelnd auf dem Sofa saß und trotz der engelsgleichen Locken ein bisschen wie der Teufel in Menschengestalt aussah, war kein Geringerer als Natalies schüchterner Lehrer: der ausgesprochen männliche Steven Small.
«Hör zu, die Sache wäre weitaus einfacher, wenn ich wüsste, mit wem ich es gerade zu tun habe», fuhr Patti ihn unbeherrscht an.
«Ts, ts …», erklang die Stimme von Stella durch Stevens grinsende Lippen. Dann holte er sich eine der langen russischen Zigaretten aus der Schatulle auf dem Tisch und zündete sie mit einem schlanken Damenfeuerzeug an. «Jetzt werd hier mal nicht zickig, schließlich sitzen wir in einem Boot. Ich bin nur einfach nicht sicher, ob man es ihr so leicht machen sollte.» Er hielt inne, nahm einen langen Zug und blies den Rauch in feinen, eleganten Schwaden der Decke entgegen. «Oder auch, ob man es
dir
so leicht machen sollte.»
«Ich verstehe überhaupt nicht, was du da redest», sagte Patti und klappte ihr Musterbuch zu, das sie auf der Suche nach eleganten Abendkleidern durchgeblättert hatte, die man auch auf einen männlichen Körper zuschneiden konnte.
«Oh, ich glaube, du verstehst sehr wohl», murmelte Steven diesmal mit seiner echten Stimme. Es kam nicht oft vor, dass er mit männlichem Erscheinungsbild Stellas Stimme annahm – oder vice versa –, und soweit Patti wusste, hatte weder sie noch sonst jemand den Wechsel von dem einen zu dem anderen Charakter jemals beobachtet. Entweder Perücke und Make-up in Damenkleidung, oder Stevens unaufdringlicher, aber unverwechselbar zurückhaltender Stil. «Du willst doch mit ihr ins Bett, kannst sie aber nicht so recht dazu bringen, stimmt’s?»
Unangenehmerweise hatte er damit tatsächlich Recht. Wie immer. Neulich hätte sie Natalie fast so weit gehabt. Doch selbst die Zurschaustellung ihrer Brüste und das Masturbieren vor ihrer Schwester hatten Natalies Bedenken nicht zerstreuen können und sie das akzeptieren lassen, was sie wirklich wollte.
Pattis Eingeständnis dieser Niederlage bestand in einem rebellischen Blick, den sie Steven zuwarf.
«Jetzt schmoll nicht!», sagte er und drückte nur nach ein paar Zügen seine Zigarette aus. «Ich werde es dir einfach machen: Ihrbekommt Zugang zu den Videobändern, die ihr so wichtig sind. Aber nur, wenn ihr dafür eine Show für mich abzieht. Ich werde das Ganze organisieren – du musst einfach nur da sein. Du hast doch nichts zu verlieren, oder? Sie wird so dankbar für die Videobänder sein, dass sie sicher alles für dich tut.»
Er sah sie mit einem kühlen und triumphierenden Blick aus seinen haselnussbraunen Augen an. «Du kannst so deiner Halbschwester helfen – und ich weiß, dass du das willst, trotz deiner Lästereien über sie –, und ich kriege eine schöne, kleine Lesbennummer zu sehen. Das ist doch nicht zu viel verlangt, oder? Besonders wo du genauso gern mit ihr schlafen möchtest, wie ich es sehen will.»
«Du bist ein hundsgemeiner Mistkerl, Steven! Oder Stella! Wer immer du auch bist.»
Aber sie war tatsächlich erregt. Trotz gewisser moralischer Bedenken wollte sie Natalie jetzt schon so lange und wusste genau, dass es gut und richtig sein würde. Und da saß nun Steven/Stella und bot ihr die Gelegenheit dazu auf einem Silbertablett an. Verdammter Kerl!
Der verdammte Kerl lächelte.
«Braves Mädchen. Kluge Entscheidung. Und jetzt gib mir mal einen kleinen Vorgeschmack, meine köstliche, schöne Patti.»
«Was willst du?»,
Weitere Kostenlose Bücher