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Der Club der Lust

Der Club der Lust

Titel: Der Club der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Portia Da Costa
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Götter. In dem jüngsten Ausschnitt, der eine Bestechung bezüglich eines Projektes zeigte, das wahrscheinlich noch nicht mal begonnen worden war, lachte und scherzte Whitelaw Daumery sogar über seine Berufung ins «Komitee für Moral in der Geschäftswelt».
    «Dieser hinterhältige Scheißer!», entfuhr es Natalie, als Patti das Band einen kurzen Moment anhielt. «Es wird mir eine Riesenfreude sein, aller Welt zu zeigen, was Daumery für ein Verbrecher ist!»
    «Sitzt du denn selbst gar nicht im Glashaus, Schwesterchen?», fragte Patti plötzlich.
    Blitzschnell drehte Natalie sich um. Was redete sie da? Was sollte das werden? Eine Spitze?
    «Was meinst du damit?»
    «Na ja, ich glaube zwar nicht, dass du solch ein Bestechungsgeld annehmen würdest, aber das absolute Unschuldslamm bist du doch nun auch nicht gerade. Du hast sicher schon mal Dinge getan, für die du dich heute schämst, oder?»
    Das saß. Pattis Worte fühlten sich an wie ein Schlag in die Magengrube. Natalie bereitete im Kopf schon einen Gegenbeweis oder zumindest einen Ausdruck der Empörung vor, doch zu ihrer Schande musste sie sich eingestehen, dass sie in ihrer eigenen,kleinen Welt tatsächlich Dinge getan hatte, die ebenso unangenehm und hinterhältig gewesen waren. So hatte sie zum Beispiel um ihres eigenen Vorteils willen mit Männern geschlafen. Na ja, natürlich auch, weil sie es wollte. Aber dabei hatte sie immer im Hinterkopf gehabt, dass es ihrer Karriere sicher nicht schaden würde.
    Sie musste auch an die illegalen Aktionen denken, um die sie Gareth, den Hacker, gebeten hatte. Und natürlich daran, dass sie über jeden Mitarbeiter des
Modern Examiner
herziehen würde, wenn es nur zu ihrem eigenen Vorteil bei dem Blatt nützlich wäre.
    Gott, ich bin schrecklich, dachte sie in diesem Moment mit quälender Einsicht. Im Grunde bin ich genauso schlimm wie Daumery. Es muss schließlich nicht immer um Geld gehen. Natalie dachte daran, wie oft sie Patti als Aufhänger benutzt hatte, um die eigene Karriere und ihren Lebensstil aufzuwerten. Und nicht zuletzt daran, dass sie immer etwas auf sie herabgesehen hatte – eine Tatsache, die besonders verwerflich war, weil Patti ihr gleichzeitig wirklich etwas bedeutete.
    «Ja, du hast Recht», gab sie zu, «ich verfolge diese Daumery-Story nur so fanatisch, weil es mich beim
Modern Examiner
wieder an die Spitze bringen könnte – oder bei dem Job, der vielleicht danach auf mich zukommt.» Sie seufzte. Als sie Patti jedoch anschaute, sah sie in deren Augen keine Verachtung, sondern Mitgefühl. «Ich bin genauso verkommen wie er oder seine Stadträte   …» Plötzlich kam ihr eine weitere Erkenntnis, deren Ironie sie laut auflachen ließ. «Ich wette, wenn mir jemand genug Schweigegeld anbietet, würde ich den Mund halten. Echt abscheulich, aber ich wäre eine Lügnerin, wenn ich es abstreiten würde.»
    «Oh, wie rührend. Ein echter Moment der Selbsterkenntnis. Und ich darf dabei sein   …»
    Ein erneuter Schlag in die Magengrube. Natalie sprang auf,schnellte herum und sah die Person, die in der Ecke des Raumes stand. Sie hatte keine Ahnung, wie viel Zeit über dem Betrachten des verräterischen Videos verstrichen war, aber mittlerweile war es früher Abend, und die Dunkelheit setzte langsam ein. Trotz des fahlen Lichts gab es keinen Zweifel, dass die Person, die jetzt aus dem Schatten heraustrat, real war. Mittlerweile war auch Patti entgeistert aufgestanden.
    «Du!», hauchte Natalie, während Stella Fontayne Schritt für Schritt näher kam.
    «Wer wohl sonst?», erwiderte der Transvestit mit sanfter Stimme. «Schließlich ist das mein Club, mein Fernsehzimmer und meine Sammlung spezieller Videos.»
    Trotz des Zwielichts trug die Dragqueen merkwürdigerweise eine riesige Sonnenbrille, wie sie üblicherweise Filmstars haben und die einen großen Teil der oberen Gesichtshälfte verbarg. Ein Gesicht, eingerahmt von einem wunderschön glänzenden Rahmen aus platinblondem Haar, das in einem üppigen, glatten Bob auf die breiten Schultern Stellas fiel. Sie trug einen langen schwarzen Mantel aus einem leichten, seidigen Material. Der Mantel war offen, sodass darunter eine schwere schwarze Seidenbluse mit komplizierten Volants und eine weite, elegante schwarze Hose zu erkennen waren. Die recht großen Füße steckten in sehr hohen schwarzen Schuhen.
    Natalie wusste nicht, was sie sagen sollte. Nicht nur der umwerfende Auftritt von Stella hatte ihr die Sprache verschlagen, sondern auch die eigene

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