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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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noch die Königsloge genannt wurde. Gerade hielt Vetinari die goldfarbene Urne in die Höhe, und Jubel brandete auf. In Ankh-Morpork war man nicht gerade versessen darauf, dem Patrizier zuzujubeln, Geld hingegen würde man an jedem Tag der Woche laut bejubeln. Trotzdem kam es Glenda so vor, als hörte sie eine ungewohnte Harmonie aus dem vielkehligen Jubel heraus, eine Harmonie, die aus dem Boden selbst hervorzukommen schien, als wäre das Stadion ein einziger großer Mund … Dann verflog dieser Eindruck wieder. Und die Gegenwart kehrte zurück.
    »Meine Herren? Bitte die Mannschaften auf ihre Plätze«, rief der Erzkanzler von Brazeneck wichtigtuerisch.
    »Äh, dürfte ich Sie mal kurz sprechen, Erzkanzler?«, sagte Trev, der so schnell wie möglich an seine Seite geeilt war.
    »Ach, Dave Likelys Sohn, richtig?«, sagte der ehemalige Dekan. »Wir wollen gerade anfangen, Fußball zu spielen, Likely, falls dir das entgangen sein sollte.«
    »Schon, ganz recht, ähm, aber …«
    »Kennst du einen gewichtigen Grund, aus dem ich das Spiel noch länger verzögern sollte?«, wollte der Schiedsrichter wissen.
    Trev gab auf.
    Henry zog eine Münze aus seiner Westentasche. »Mustrum?«, sagte er.
    »Kopf«, sagte der Erzkanzler und lag damit falsch. »Also gut, dann Herr Hoggett … und wer hat den Ball?« Gloing! Gloing!
    Nutt fing den Ball aus der Luft und überreichte ihn dem Unparteiischen. »Ich habe ihn.«
    »Aha, Sie sind der Trainer der Akademiker.«
    »Ja, aber auch Spieler, falls es nötig sein sollte.«
    »Meine Herren, Sie werden gleich sehen, dass ich den Ball in der Mitte des Spielfeldes platziere.« Es stimmte sehr wohl, dass der ehemals als Dekan bekannte Erzkanzler die Situation reichlich auskostete. Er machte ein paar Schritte nach hinten, legte dann eine kleine dramatische Pause ein, zog eine Pfeife aus der Tasche und schwenkte sie. Er blies hinein und entlockte ihr einen Pfiff, wie ihn nur ein Mann seiner Statur fertig brachte; sein Gesicht fing an zu zucken und wurde ganz rot. Dann hob er das Megaphon an die Lippen und rief: »JEDER JUNGE, DER SEIN TURNZEUG NICHT DABEIHAT, SPIELT IN UNTERHOSEN!«, dicht gefolgt von Ponder Stibbons’ Stimme, die rief: »Ich möchte wissen, wer ihm das Ding gegeben hat!«
    Das Publikum tobte, und man hörte das Gelächter in der Ferne verklingen, man hörte, wie es die Straßen hinabwogte und wie jeder Zuhörer in der überfüllten Stadtmitte es weitergab, woraufhin überall schlimme Erinnerungen hochkamen und mindestens zwei Leute anfingen, Entschuldigungsschreiben von ihrer Mutter zu fälschen.
    Der Bibliothekar schwang sich auf die Querlatte seines Tors, um besser sehen zu können. Charlie Barton, der Torhüter von United, zündete sich in aller Seelenruhe sein Pfeifchen an. Und der Mann mit dem größten Problem an diesem Tag auf dem Spielfeld, abgesehen womöglich von Trev, war der Herausgeber der Times, Herr William de Wörde, der keinen seiner Untergebenen mit der Aufgabe hatte betreuen wollen, über dieses einzigartige, prestigeträchtige Ereignis zu berichten, selbst aber überhaupt keine Ahnung hatte, wie er es anstellen sollte.
    Als der Pfiff ertönte, stammelte er Folgendes zusammen:
     
    Der Anführer von United – soll ich Anführer sagen? Es muss einen besseren Ausdruck für ihn geben, aber das kann ich in der Redaktion noch herausfinden – scheint nicht genau zu wissen, was er jetzt tun soll. Erzkanzler Ridcully (BA, MA, LMAA, ach nein, das kann ich später noch ergänzen) hat den Ball wuchtig in Richtung, na ja, eigentlich hat er gleich Jimmy Wilkins getroffen, ehemals bei den Minern, der noch nicht genau zu wissen scheint, was er damit tun soll. Nein, nein, er hat ihn vom Boden aufgehoben! Er hat den Ball in die Hand genommen! Der Schiedsrichter, der ehemalige Dekan der Unsichtbaren Universität, hat ihn zu sich gerufen, um ihm, wie es aussieht, einen Schnellkurs hinsichtlich der Regeln dieses neuen Fußballspiels zu verpassen.
     
    Ein Megaphon, dachte de Wörde, ich brauche ein Megaphon, ein extrem großes Megaphon, damit ich allen erklären kann, was da vor sich geht.
     
    Der Ball ist jetzt an, Augenblick, an die Nummer 69 weitergegeben worden, ja, ganz recht, den multi-talentierten Professor Bengo Macarona, dem nach den neuen Spielregeln nun ein sogenannter Freistoß zugestanden wird, und zwar von dort, wo der Regelverstoß stattgefunden hat, und da ist er, Bengo Maca- Entschuldigung, Professor Bengo Macarona für die Unsichtbaren Akademiker, und

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