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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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wenn man vor Blut nicht mehr aus den Augen sehen konnte und ganz allgemein betrachtet, kein gewaltiger Unterschied, aber immerhin: Die Stollops wussten, dass Gewalt schon immer funktioniert hat, weshalb sie nie etwas anderes ausprobierten, wohingegen Andy ein eiskalter Psychopath war, der schon allein deshalb eine Gefolgschaft hatte, weil es in jedem Fall besser war, ihm zu folgen, als ihn im Rücken zu haben. Er konnte ganz charmant sein, wenn eine seiner extremen Stimmungsschwankungen ihn überkam, und dann nahm man am besten die Beine in die Hand. Was die Stollops anging, so würde ein Forscher nicht lange brauchen, bis er herausgefunden hatte, dass Juliet das Gehirn der Familie war. Aus Trevs Warte war es auch ein Vorteil, dass sie sich für clever hielten, weil ihnen noch nie jemand etwas Gegenteiliges gesagt hatte.
    »Ha, der sogenannte Meister Trev«, sagte Billy Stollop und stieß Trev mit einem Finger an, dick wie eine Nilpferdbratwurst. »Wo du ja so schlau bist, kannste uns bestimmt verraten, wer das Tor kaputt gemacht hat, oder?«
    »Ich war mitten im Gewühl, Billy, ich hab überhaupt nix gesehen.«
    Billy gab nicht nach. »Will der etwa für die Dösel spielen?«
    »Billy, nicht mal dein Dad konnte in seinen besten Zeiten den Ball so weit werfen, wie das jetzt alle behaupten. Das weißt du doch selbst. Und du könntest es auch nicht. Ich hab gehört, dass der Pfosten der Engel einfach auseinandergekracht ist, und dann hat sich jemand ’ne passende Geschichte dazu ausgedacht. Glaubst du, ich lüg dich an, Billy?« Trev konnte sich Lügen ausdenken, die sich ganz ähnlich wie Wahrheiten anhörten.
    »Ja. Weil du’n Dösel bist.«
    »Na schön, ich packe aus«, sagte Trev und drehte resigniert die Handflächen nach oben. »Respekt und das alles, Billy … Also es war mein Kumpel Nutt hier, der hat den Ball geworfen. Das ist mein letztes Angebot.«
    »Dafür sollte ich dir die Rübe runterhauen«, sagte Billy und grinste Nutt höhnisch an. »Der Junge sieht aus, als könnte er den Ball nicht mal hochheben.«
    Dann sagte eine Stimme hinter Trev: »Wie kommt’s, dass sie dich heute ohne Halsband rausgelassen ham, Billy?«
    Nutt hörte Trev murmeln: »Ihr Götter, wo’s eben so gut lief.« Dann drehte sich sein Freund um und sagte: »Das hier ist ’ne neutrale Straße, Andy. Is doch nix dabei, wenn wir hier ein bisschen rumhängen, oder?«
    »Die Schwestern haben deinen Alten umgelegt, Trev. Hast du kein Schamgefühl?«
    Der Rest der Fetten Posse stand hinter Andy. In ihren Gesichtern stand eine Mischung aus Trotz und der Erkenntnis geschrieben, dass sie gerade wieder mal in etwas reingezogen wurden. Inzwischen befanden sie sich wieder auf einer der Hauptstraßen. In den kleinen Gassen mischte sich die Wache nicht in Raufereien ein, aber hier draußen würde sie eingreifen müssen, schon allein deshalb, damit sich die Steuerzahler nicht beschwerten, und da müde Bullen nicht besonders scharf darauf waren, etwas zu tun, taten sie es gründlich und unerbittlich, damit sie es, mit ein bisschen Glück, so bald nicht wieder tun mussten.
    »Was weißt du von der Geschichte, dass mitten im Gedränge ein Dösel-Kerl und ’ne Schwestern-Torte Hand in Hand gesehen wurden?«, wollte Andy wissen. Er legte eine schwere Hand auf Trevs Schulter. »Na los, du bist doch schlau, du weißt doch immer alles, bevor’s alle anderen wissen.«
    »Torte?« Das war Billy. Von seinen Ohren bis in sein Hirn war es ein langer Weg. »Bei den Tollen Schwestern gibt’s kein einziges Mädel, das einen aus euerm versifften Haufen auch nur mit dem Arsch angucken würde!«
    »Ach, da haben wir das her!«, sagte Kurzer der Furzer, was Nutt unter den gegebenen Umständen als ziemlich aufhetzerisch vorkam. Vielleicht, dachte er, besteht das Ritual darin, so lange kindische Beleidigungen auszutauschen, bis beide Seiten sich dazu berechtigt sehen, loszuschlagen, so wie es Dr. Vonmausberger in Rituelle Aggression bei pubertierenden Ratten festgestellt hatte.
    Aber Andy hatte sein kurzes Buschmesser aus dem Hemd gezogen. Es war eine hässliche kleine Waffe, so gar nicht im wahren Geiste des Tritt-den-Ball-Spiels, das im Allgemeinen sehr nachsichtig gegenüber allem war, was blaue Flecken, Schrammen und Knochenbrüche verursachte und, na schön, schlimmstenfalls, in der Hitze des Augenblicks und so weiter, jemanden ein Auge kostete. 11
    Aber dann kam Andy, der ein paar Probleme hatte. Und sobald man es mit jemandem wie Andy zu tun bekam,

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