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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Innenstadt. Old Sam konnte schließlich nicht jeden schnappen. Aber einem Kerl eins überzubraten, der dann heftig blutete und zu atmen aufhörte, tja, das war schon ziemlich dicht dran an Mord, und unter diesen Umständen konnten die Wächter eine beachtliche Schnelligkeit an den Tag legen.
    Andy drohte Trev wütend mit dem Finger. »Das Leben im Gedränge is verdammt hart, Trev, wenn man ein blöder Arsch ohne Freunde is.«
    »Wir sind hier aber nich’ im Gedränge!«
    »Wach auf, Kleiner. Überall is Gedränge!«
    Die Bande entfernte sich flugs, nur Jumbo drehte sich noch einmal kurz um und sagte tonlos, »Tut mir leid«. Sie waren nicht die Einzigen, die das Weite suchten. Die Leute auf der Straße waren für ein bisschen kostenloses Kabarett immer zu haben, aber diese Sache konnte leicht Unannehmlichkeiten nach sich ziehen: beispielsweise die Konfrontation mit metaphysischen Fragen wie: »Hast du irgendetwas gesehen?« und dergleichen. Die Wache hatte mit ihrem »wer unschuldig ist, hat nichts zu befürchten« gut reden, aber was hieß das schon? Wer scherte sich um die Unschuldigen und ihre Probleme, wenn die Wache dazwischenhaute?
    Trev kniete sich neben den abkühlenden Körper des verstorbenen Nutt und fing jetzt, nach einer vollen Minute oder mehr, so kam es ihm jedenfalls vor, wieder zu atmen an. Er hatte damit aufgehört, als er Andy angepöbelt hatte, denn wenn man Andy so kam, war man ohnehin so gut wie tot, warum also noch groß Atem verschwenden?
    Sollte man in einer solchen Situation nicht dieses oder jenes tun, beispielsweise dem Reglosen auf die Brust schlagen und dem aussetzenden Herz zeigen, wie es wieder zu schlagen hatte? Aber Trev wusste nicht, wie das ging, und man musste nicht besonders schlau sein, um zu wissen, dass es keine gute Idee war, es ausgerechnet zu dem Zeitpunkt auszuprobieren, wenn die Wache angestürmt kam. Das machte ganz und gar keinen guten Eindruck.
    Deshalb ging Trev, als die beiden Wachen auf ihn zurannten, mit unsicheren Schritten und Nutt auf den Armen auf sie zu. Mit einiger Erleichterung sah er, dass der Obergefreite Schellfisch das Kommando hatte: Wenigstens war das einer, der vorher noch Fragen stellte. Hinter ihm kam der Troll-Gefreite Flussspat, der eine ganze Straße freiräumen konnte, indem er einfach in der Mitte stur geradeaus marschierte.
    »Würden Sie mir dabei helfen, ihn ins Lady Sybil zu bringen, Obergefreiter Schellfisch? Er ist sehr schwer«, sagte Trev.
    Schellfisch zog das klebrige Hemd zur Seite und stieß ein trauriges klickendes Geräusch aus. Mit seiner Erfahrung erkannte er sofort, ob jemand tot war.
    »Das Leichenschauhaus ist näher, mein Junge.«
    »Nein!«
    Schellfisch nickte. »Bist du nicht Dave Likelys Sohn?«
    »Das muss ich dir nicht sagen!«
    »Nein, weil ich es sowieso weiß«, erwiderte der Obergefreite Schellfisch gleichmütig. »Na gut, Trev, mein Kollege Flussspat kümmert sich um den Mann, den du, wie ich vermute, noch nie in deinem Leben gesehen hast, und wir rennen beide hinterher. Vorgestern Nacht gab’s ein ordentliches Gewitter, vielleicht hat er ja Glück. Und du auch.«
    »Ich war das doch nicht!«
    »Natürlich nicht. Und jetzt … mal sehen, wer am schnellsten rennen kann. Zuerst zum Krankenhaus.«
    »Ich möchte bei ihm bleiben«, sagte Trev, als Flussspat Nutt vorsichtig in seine Riesenpranken schloss.
    »Nein, mein Junge«, sagte Schellfisch. »Du bleibst bei mir.«
    Es blieb ja nicht beim Obergefreiten Schellfisch. Nie. Er wurde von allen Bückling genannt, und seine ruhige Art, die einem auch ohne Worte unmissverständlich mitteilte, dass wir doch alle gemeinsam in dieser Sache drinstecken, und warum sollten wir einander das Leben schwer machen, funktionierte oft; aber früher oder später wurde man an einen seiner Vorgesetzten weitergereicht, der härtere Bandagen anlegte, in einem kleinen Raum mit einem zweiten Bullen neben der Tür. Und diese Vorgesetzte hatte, so wie sie aussah, bereits zwei Schichten hinter sich.
    »Guten Tag, ich bin Feldwebel Angua, und ich kann nur hoffen, dass du keinen Mist gebaut hast.« Sie klappte ein Notizbuch auf und strich die Seite glatt.
    »Dann gehen wir mal rasch die Formalitäten durch, ja? Du hast dem Obergefreiten Schellfisch erzählt, du seist auf einen Streit aufmerksam geworden, und als du dort angekommen bist, waren die großen Jungs alle weggerannt und erstaunlicherweise hast du dort deinen Arbeitskollegen Herrn Nutts vorgefunden, der gerade verblutete. Also, ich

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