Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
quer im Kopf. Ehrlich gesagt, glaube ich, dass mir ein Teil davon aus dem Ohr heraushängt.«
    »Aber ja. Vielleicht habe ich Sie verwirrt. Es gab eine Zeit, da war mein Geist voller Dunkelheit. Dann hat mir Bruder Himmelwärts ins Licht geholfen, und ich wurde geboren.«
    »Ach, Religionskram.«
    »Aber so ist es gewesen. Sie haben mich gefragt, warum ich stark bin? Als ich in der finsteren Schmiede lebte, habe ich Gewichte gehoben. Zuerst die Zange, dann den kleinen Hammer und dann den größten Hammer, und dann konnte ich eines Tages den Amboss anheben. Das war ein guter Tag. Er verschaffte mir ein wenig Freiheit.«
    »Warum war es so wichtig, den Amboss anzuheben?«
    »Weil ich an den Amboss angekettet war.«
    Sie gingen schweigend nebeneinander her, bis Trev, jedes seiner Worte sorgfältig auswählend, sagte: »Ich glaube, im Hochland geht es ziemlich rau zu, was?«
    »Ich glaube, inzwischen ist es nicht mehr ganz so schlimm.«
    »Tja, da ist man dankbar für das, was man hat.«
    »Die Anwesenheit einer gewissen Dame, Meister Trev?«
    »Ja, wenn du schon fragst. Ich muss ständig an sie denken! Sie gefällt mir richtig gut! Aber sie is ’ne Schwester!« Ein kleineres Fan-Grüppchen drehte sich um und schaute herüber. Trev senkte die Stimme, bis er fast flüsterte: »Sie hat Brüder mit Fäusten so groß wie ein Bullenarsch!«
    »Ich habe gelesen, Meister Trev, dass wahre Liebe keine Grenzen kennt.«
    »Ach ja? Und was tut sie, wenn sie von einem Bullenarsch eine gescheuert kriegt?«
    »In dieser Hinsicht lassen sich die Dichter nicht näher aus, Meister Trev.«
    »Abgesehen davon«, sagte Trev, »ist das mit den Grenzen ziemlich relativ. Da kommt man nicht immer mit einem Spruch weiter. So wie du. Du musst doch irgendwo Mädchen kennen gelernt haben. Ich meine, du bist ja nicht aus Pappmache, so viel ist sicher, und mit gewählten Ausdrücken kommt man auch ziemlich weit. Jede Wette, die haben dir aus der Hand gefressen … na ja, natürlich erst, nachdem du sie gewaschen hast.«
    Nutt zögerte. Da war Ihre Ladyschaft gewesen, natürlich, und Fräulein Heilstetter, aber keine von beiden passte so einfach in die Kategorie »Mädchen«. Dann waren da natürlich noch die Kleinen Schwestern, die mit Sicherheit jung und allem Anschein nach weiblich waren, aber eigentlich musste man dazu sagen, dass sie eher wie intelligente Hühner aussahen, und wenn sie fraßen, sahen sie auf keinen Fall besonders vorteilhaft aus – und auch hier schien ihm »Mädchen« nicht der passende Ausdruck zu sein.
    »Mir sind noch nicht viele Mädchen begegnet«, sagte er schließlich.
    »Da wäre noch Glenda. Die hat echt Gefallen an dir gefunden. Aber sieh dich vor, wenn du nicht aufpasst, sagt sie dir haarklein, wo’s langgeht. So ist sie nun mal. Das macht sie mit jedem.«
    »Sie beide hatten mal eine Geschichte, glaube ich«, sagte Nutt.
    »Du bist ja ein ganz Schlauer, was? Verschwiegen und schlau. Wie ein Messer. Ja, ich glaube, das war so was wie ’ne Geschichte. Ich hätte aus dieser Geschichte lieber Erdkunde gemacht, aber sie hat mir ständig auf die Finger gehauen.« Trev machte eine Pause und suchte nach irgendeiner Reaktion in Nutts Gesicht. »Das war ein Witz«, fügte er ohne große Hoffnung hinzu.
    »Danke, dass Sie mir das gesagt haben, Meister Trev. Ich dechiffriere ihn dann später.«
    Trev seufzte. »Aber so bin ich nicht mehr, und Juliet … also, ich würd ’ne Meile über Glassplitter kriechen, bloß um ihre Hand zu halten, ohne Techtelgemechtel und nix.«
    »Ein Gedicht zu verfassen führt gar oft direkt ins Herz der Angebeteten«, sagte Nutt.
    Trevs Miene hellte sich auf. »Ah, mit Wörtern kann ich ganz gut. Wenn ich ihr’n Brief schreibe, würdeste den ihr geben? Wenn ich auf so’n schickes Papier schreib, so was in der Richtung von, mal überlegen … ›Ich find dich echt scharf. Wie wär’s mit ’ner Verabredung? Kein Techtelgemechtel und so, versprochen. Alles Liebe, Trev.‹ Na, wie hört sich das an?«
    »Der Kern ist rein und nobel, Meister Trev. Aber wenn ich vielleicht, äh, ein wenig behilflich sein könnte …?«
    »Da müssen längere Wörter rein, stimmt’s? Und mehr verschnörkelte Sprache«, sagte Trev. Aber Nutt hörte ihm gar nicht zu.
    »Für mich hört sich das ganz entzückend an«, sagte eine Stimme über Trevs Kopf. »Aber kennste überhaupt wen, der lesen kann, Klugscheißer?«
    Eins musste man den Gebrüdern Stollop zugestehen: Sie waren nicht Andy. Zwischen ihnen bestand zwar,

Weitere Kostenlose Bücher