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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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stellten sich alsbald andere Andys ein, und jeder normale Junge, der sonst vielleicht nur zum Angeben mit einem Schlagring zum Spiel gehen würde, klapperte jetzt vernehmlich beim Gehen, und wenn er hinfiel, musste man ihm aufhelfen.
    Also wurden auch hier die Waffen gelockert.
    »Immer mit der Ruhe, Leute«, warnte Trev, machte einen Schritt zurück und fuchtelte versöhnlich mit den leeren Händen. »Wir stehen hier auf einer belebten Straße, ja? Wenn Old Sam euch hier bei einer Schlägerei erwischt, stürzen sich die Wachen mit dicken, fetten Knüppeln auf euch und dreschen auf euch ein, bis euch das Frühstück wieder hochkommt, und warum? Weil sie euch hassen, weil ihr ihnen jede Menge Büroarbeit macht und weil sie wegen euch nicht in den Donut-Laden können.«
    Er wich noch ein Stück weiter zurück. »Und dann stecken sie euch ins Kittchen, ’ne nette Nacht in der Zelle, und zwar weil ihr mit euern Koppen ihre schönen Knüppel eingedellt habt.
    Schon mal dort gewesen? War’s denn so lustig, dass ihr gleich wieder hinwollt?«
    Zufrieden registrierte er den Ausdruck bestürzter Erinnerung auf den Gesichtern aller Anwesenden – bis auf Nutt, der natürlich nicht wusste, wovon er redete, und bis auf Andy, der mit dem Kittchen auf du und du stand. Aber nicht mal Andy hatte groß Lust, sich mit der Wache anzulegen. Man musste bloß einen von ihnen umbringen, schon verschaffte einem Vetinari die Gelegenheit, auszuprobieren, ob man in der Luft stehen konnte.
    Alle entspannten sich ein bisschen, aber nicht sehr. In dieser Atmosphäre zusammengekniffener Schließmuskel bedurfte es nur eines einzigen Idioten, der …
    In diesem Falle brachte das sogar eine ungewöhnlich kluge Person fertig. Nutt wandte sich an Algernon, den jüngsten Stollop, und sagte arglos: »Ist Ihnen eigentlich bewusst, dass Ihre Situation hier derjenigen, die Vonmausberger in seiner Abhandlung über sein Experiment mit Ratten beschreibt, auf frappierende Weise ähnelt?«
    Woraufhin ihm Algernon nach einer Sekunde, was bei ihm als die übliche Zeit zum Nachdenken durchging, ordentlich eins mit seinem Knüppel verpasste. Algernon war ein kräftiger Junge.
    Trev schaffte es, seinen Freund aufzufangen, ehe er aufs Pflaster aufschlug. Der Schlag hatte ihn voll auf der Brust erwischt und den uralten Pullover aufgerissen. Blut sickerte durch die Maschen.
    »Wie kommst du darauf, ihm eine zu verpassen, du blöder Idiot?«, sagte Trev zu Algernon, den sogar seine Brüder für so schwerfällig wie Elefantensuppe hielten. »Er hat doch nichts getan. Was sollte das denn?« Er sprang auf, und ehe Algernon sich rühren konnte, hatte sich Trev sein eigenes Hemd vom Leib gerissen und kümmerte sich darum, das Blut aus Nutts Wunde zu stillen. Kurz darauf richtete er sich wieder auf und schleuderte das durchnässte Hemd auf Algernon. »Ich spür keinen Herzschlag mehr, du Schwachkopf! Was hat er dir denn getan?«
    Sogar Andy war erstarrt. So hatte Trev noch niemand gesehen, nicht den guten alten Trev. Sogar die Schwestern wussten, dass Trev was in der Birne hatte. Trev war schlau. Trev war nicht einer von der Sorte, die Selbstmord begehen, indem sie eine Horde Männer anbrüllen, die ohnehin schon auf eine Schlägerei aus sind.
    Der glücklose Algernon, dem Trevs Zorn das Gesicht versengte, stammelte: »Aber … er … er is doch’n Dösel …«
    »Und was bist du? Du bist ein blöder Idiot, das bist du!«, schrie Trev.
    Dann deutete er mit zitternden Fingern auf die anderen. »Und wer seid ihr? Was seid ihr? Nix! Ihr seid Müll! Ihr seid alle ein riesengroßer Scheißdreck!«
    Er zeigte auf Nutt. »Und er? Er hat Sachen hergestellt. Er wusste alles Mögliche. Und er ist heute zum ersten Mal bei einem Spiel gewesen! Er hat die Sachen bloß angehabt, um nicht aufzufallen!«
    »Is ja gut, Trev, alter Freund«, zischte Andy und hob drohend sein Buschmesser. »Das gibt einen blutigen Krieg, da kannste dich drauf verlassen!« Aber plötzlich war Trev wie eine Wespe mitten in seinem Gesicht.
    »Was? Bist du durchgeknallt? Du kapierst es einfach nich, was?«
    »Ich sehe Helme, Andy«, sagte Jumbo beunruhigt. »Ich? Was hab ich denn gemacht?«
    »Genauso viel wie die blöden Stollops. Dösel und Schwestern? Ich hoffe nur, dass die Götter Dünnschiss auf euch alle scheißen!«
    »Sie sind schon ziemlich nah, Andy.«
    Die Stollop-Jungs, die nicht komplett verblödet waren, machten sich bereits aus dem Staub. Leute in Fanklamotten flitzten kreuz und quer durch die

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