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Der Coach

Titel: Der Coach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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nicht.
    »Es geht mir gut«, sagte er.
    »Möchten Sie hereinkommen?« Sie öffnete ihm die Tür mit einer halbherzigen Geste.
    »Ja, vielen Dank.« In der Diele schaute er sich um und sagte: »Immer noch ein wunderschönes Heim, Mrs. Lane.«
    »Danke schön. Möchten Sie einen Tee?«
    »Nein, danke. Ehrlich gesagt wollte ich zu Cameron. Ist sie da?«
    »Ja.«
    »Ich würde sie gern kurz sprechen.«
    »Das mit Coach Rake tut mir sehr Leid. Ich weiß, was er euch Jungs bedeutet hat.«
    »Danke, Ma’am.« Er schaute sich um und lauschte auf weitere Stimmen im Haus.
    »Ich hole Cameron«, sagte sie und verschwand. Neely wartete eine Weile, trat schließlich vor das große, ovale Fenster in der Haustür und schaute auf die dunkle Straße hinaus.
    Er hörte Schritte hinter sich, dann eine vertraute Stimme. »Hallo, Neely«, sagte Cameron.
    Er drehte sich um, und sie schauten einander an. Einen Moment lang fand er keine Worte. Dann zuckte er die Achseln und stieß hervor: »Ich fuhr gerade vorbei und dachte, ich sage kurz Hallo. Es ist schon so lange her.«
    »Das stimmt.«
    Die Erkenntnis, dass er einen schweren Fehler gemacht hatte, traf ihn mit aller Macht. Sie war viel hübscher als in der Schulzeit. Ihr dichtes kastanienbraunes Haar war zu einem Pferdeschwanz gebunden. Die dunkelblauen Augen blickten hinter einer eleganten Designerbrille hervor. Sie trug einen weiten Baumwollpullover und enge, verwaschene Jeans, die davon zeugten, dass ihre Trägerin auf ihre Linie achtete. »Du siehst toll aus«, sagte er mit bewunderndem Blick.
    »Du auch.«
    »Können wir reden?«
    »Worüber denn?«
    »Über das Leben, die Liebe, Football. Wir sehen uns mit ziemlicher Sicherheit nie wieder, und ich möchte dir was sagen.«
    Cameron öffnete die Haustür, und sie gingen über die breite Veranda und setzten sich auf die Stufen. Sie achtete darauf, größtmöglichen Abstand von ihm zu halten. Einige Zeit verging, ohne dass einer von ihnen etwas sagte.
    »Ich habe Nat gesehen«, begann Neely. »Er hat mir erzählt, dass du jetzt in Chicago wohnst, glücklich verheiratet bist und zwei kleine Töchter hast.«
    »Stimmt.«
    »Wen hast du geheiratet?«
    »Jack.«
    »Jack – und weiter?«
    »Jack Seawright.«
    »Woher kennt ihr euch?«
    »Ich habe ihn in Washington kennen gelernt. Dort habe ich nach dem College gearbeitet.«
    »Und wie alt sind deine Töchter?«
    »Fünf und drei.«
    »Und Jack, was macht der?«
    »Bagels.«
    »Bagels?«
    »Ja, diese runden Dinger mit dem Loch in der Mitte. In Messina kennt man keine Bagels.«
    »Gut. Er hat also einen Bagel-Laden?«
    »Mehrere.«
    »Mehr als einen?«
    »Hundertsechsundvierzig.«
    »Dann seid ihr ziemlich wohlhabend?«
    »Sein Unternehmen ist acht Millionen wert.«
    »Uff! Meine kleine Firma ist gerade mal zwölftausend wert – an guten Tagen.«
    »Du wolltest mir etwas sagen.« Sie gab sich weiterhin zugeknöpft und zeigte kein Interesse daran, etwas über sein Leben zu erfahren.
    Neely hörte leise Schritte auf den Holzbohlen der Diele. Er war sicher, dass Mrs. Lane dort stand und versuchte mitzuhören. Manche Dinge änderten sich eben nie.
    Der Wind wurde ein wenig stärker und blies ein paar Eichenblätter über den Gartenweg bis vor ihre Füße. Neely rieb die Hände aneinander und begann: »Na gut, also los. Vor langer Zeit habe ich etwas Schlimmes gemacht, und ich schäme mich seit vielen Jahren dafür. Ich habe falsch gehandelt. Es war dumm, gemein, schäbig, egoistisch und hässlich, und ich bereue es immer mehr, je älter ich werde. Ich möchte mich bei dir entschuldigen, Cameron, und dich bitten, mir zu verzeihen.«
    »Ich verzeihe dir. Vergiss es einfach.«
    »Das kann ich nicht. Sei gefälligst nicht so furchtbar nett.«
    »Wir waren Kinder, Neely. Wir waren sechzehn. Es war ein anderes Leben.«
    »Wir waren verliebt, Cameron. Ich war total vernarrt in dich, seit wir zehn waren und hinter der Turnhalle Händchen gehalten haben, damit mich die anderen Jungs nicht sehen.«
    »Das will ich jetzt wirklich nicht hören.«
    »Gut, aber ich muss es endlich loswerden. Und es wäre schön, wenn du’s mir ein bisschen schwer machen könntest.«
    »Es hat lange gedauert, Neely. Aber ich bin darüber hinweg.«
    »Aber ich vielleicht nicht.«
    »Mein Gott, wach endlich auf! Und wenn du schon dabei bist, kannst du auch gleich noch erwachsen werden. Du bist nicht mehr der große Football-Star.«
    »Na also. Das wollte ich hören. Lass mal richtig Dampf ab.«
    »Bist du hergekommen, um zu

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