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Der Code des Luzifer

Der Code des Luzifer

Titel: Der Code des Luzifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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gelegenen Hänge abwerfen. Die Vorräte würden Max fürs Erste reichen, aber er hatte keine Lust, tagelang hier oben eingeschneit zu bleiben.
    Die Wirkung des Adrenalins in seinem Blut ließ allmählich nach und auf einmal war er furchtbar müde. Er musste sich jetzt zum Handeln zwingen, denn wenn er nicht sofort etwas tat, würde er den bequemeren Weg wählen: Feuer im Ofen anzünden, sich in der Hütte hinlegen und einmal richtig ausschlafen. Aber Max musste sich in Ordnung bringen und dann Richtung Küste aufbrechen.
    Manche Dinge tut man, weil man sich dafür entscheidet, und andere, weil man weiß, sie müssen getan werden, so unangenehm es auch sein mag. Max sah nicht nur verboten aus, er stank auch fürchterlich, und wenn er so durch die Dörfer ging, würde er nur den Argwohn der Bewohner wecken, die dann womöglich die Polizei alarmierten.
    Also, nicht länger darüber nachdenken, davon wurde es nur noch schlimmer. Er musste sich beeilen.
    Max zog sich aus. Nur seine Stiefel, Strümpfe und Unterhose ließ er an – die Boxershorts mit dem Mondgesicht. Die eisige Luft biss ihn wie tausend Ameisen, doch als er dann mit den Händen Schnee schaufelte und seinen Körper damit abrieb, schien die Kälte in Hitze umzuschlagen. Er jaulte auf, dannmusste er lachen. So was Verrücktes, aber nur so konnte er sich das angetrocknete Blut von der Haut schrubben und seine schmerzenden Gliedmaßen wieder beleben.
    »Juhuuu! «, schrie er in die stillen Weiten der Berge. Er wusch sich die Haare mit Schnee und tastete sorgfältig seinen Hinterkopf ab. Keine neue Wunde. Das klebrige Blut stammte von einem der toten Tiere. Plötzlich bekam er eine Gänsehaut; der Wind hatte gedreht und kam jetzt von den Schneefeldern herauf, was ihn noch kälter machte.
    Max war recht zufrieden mit sich. Er hatte Zabalas Versteck in den Bergen gefunden und mehr über den Mann selbst in Erfahrung gebracht; dazu kam das Foto, das einen Hinweis auf die geheimnisvolle Abtei zu geben schien. Außerdem hatte er einen wilden Adler gezähmt und den Angriff eines Bären überlebt.
    Er warf den Kopf in den Nacken und heulte wie ein Wolf, dann breitete er die Arme aus und tanzte stampfend durch den Schnee. Max Gordon! Der einzige Junge auf dem Dach der Welt!
    Er bleckte die Zähne und grunzte wie ein Schwachsinniger, nur um noch mehr zu lachen. Und dann, als er sich bückte, um seine Kleider aufzusammeln, bemerkte er den Schatten.
    Blitzschnell fuhr er hoch.
    Da stand jemand und beobachtete ihn. Sophie Fauvre.

7
    I m Handumdrehen war Max angezogen – jedenfalls wäre ihm das sehr lieb gewesen. In Wirklichkeit sprang er herum wie ein Stummfilmkomiker, der versucht, auf einem Bein hüpfend so schnell wie möglich seine Sachen anzuziehen.
    Sophie wandte sich ab, um ihre Belustigung zu verbergen, und wartete, während Max sich stöhnend und ächzend in seine Kleider zwängte. Was für ein seltsamer Junge. Sie wusste nicht, was sie von ihm halten sollte. Einerseits machte sie seine Anwesenheit hier bei Zabalas Hütte misstrauisch, andererseits fand sie sein ungekünsteltes Verhalten ganz entzückend. Sie kannte viele Jungen in seinem Alter, die dauernd Sprüche klopften und eine große Schau abzogen. Sie nahm an, das war natürlich; Jungen hatten es, wenn es um Gefühle ging, viel schwerer als Mädchen. Nicht, dass sie das jemals zugeben würden. Fakt war jedenfalls, dass Jungen nie erwachsen wurden. Vielleicht war das der Grund, warum sie Soldaten oder Feuerwehrmänner wurden oder unbedingt zu Fuß zum Südpol gehen mussten. Frauen zogen ihr Leben einfach durch und machten kein großes Theater. So gesehen schien dieser Max Gordon schon ganz in Ordnung zu sein. Nur das mit dem Anziehen musste er noch etwas üben.
    Während Max mit seinen Kleidern kämpfte, redete er jede Menge zusammenhangloses Zeug. Wie überrascht er sei, sie hier zu sehen. Und dieser Bär – ein Ungeheuer mit ungeheuremAppetit –, wenn sie nur wenige Minuten früher gekommen wäre, hätte das sehr gefährlich für sie werden können. Und dann der Adler, ein Riesenvieh, so groß und stark, dass er einen ganzen Menschen wegtragen und verspeisen könnte. Hier oben sollte man wirklich besser nicht alleine sein – obwohl er das ja sei –, es sei denn, man kenne sich in den Bergen aus. Und das sei bei ihm ja der Fall. Ein bisschen jedenfalls.
    Er schwafelte und schwafelte.
    Als er mit seinem Stiefel im Hosenbein stecken blieb, kippte er zu allem Überfluss auch noch um, aber schließlich

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