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Der Code des Luzifer

Der Code des Luzifer

Titel: Der Code des Luzifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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Mutter für die Angst und Qual zu rächen, in die sein Vater sie ständig versetzte, gab ihm die Kraft, sich erneut in den Kampf zu stürzen. Er schlug zu und landete sogar noch einen zweiten Treffer. Sein Vater lachte nur und stieß ihn fort.
    Die anderen spotteten über diesen Knirps, der es wagte, einen alten Kämpfer wie Evgan anzugreifen. Sie selbst hatten mit eigenen Augen gesehen, wie ihr Anführer mit bloßen Händen Gegner getötet hatte, die dreimal, ja viermal so stark waren wie dieser Junge. Alkohol befeuerte ihre Spottgesänge. Aber der Junge wollte einfach nicht am Boden bleiben. Vom Wind gepeitschter Regen spülte das Blut aus seinen Wunden. Fedir spie blutigen Speichel aus. Aber sein Hass trieb ihn zu immer weiteren Attacken.
    Und plötzlich zog er einem der Männer das Messer aus dem Gürtel.
    Die Klansleute verstummten. Eine Messerstecherei. Evgan wusste, im Kampf mit dem Messer war Fedir kaum zu schlagen, denn er war bei einem Meister seines Fachs in die Lehre gegangen. Bei ihm selbst.
    Wenn er die Sache jetzt nicht beendete, würde der Junge ihn keinen Tag seines Lebens mehr in Ruhe lassen. Nicht einmal im Schlaf. Ihm blieb keine andere Wahl. Er zog sein Messer aus der Scheide.
    »Ich werde dir das Leben nehmen, Junge! Ich habe es dir gegeben! Und ich nehme es dir wieder! Letzte Chance!«, schrie er in den heulenden Wind.
    Ein Donnerschlag krachte vom Himmel. Die Druckwelle zerrte an den Kleidern Evgans. Die Männer duckten sich, als habe eine mächtige Faust sie niedergeschlagen. Nur Fedir zucktemit keiner Wimper. Er griff an. Sein Vater fing die Attacke ab und schleuderte dem Jungen mit einem knochenbrechenden Schlag das Messer aus der Hand.
    Die Männer hörten es knacken. Aber der Junge schrie nicht auf, als er auf die Knie sank. Der Schmerz hatte ihn gelähmt. Er blickte in den tobenden Himmel auf. Staub und Blätter tanzten in wirbelnden Kreisen durch die Luft, als wollten sie seine Schmach verhöhnen. Sein Vater packte ihn an den Haaren. Das Messer zum Stoß erhoben, wie bei einem Opferritual. Die Zeit stand still. Die Männer waren wie erstarrt. Das Messer sauste nieder. Und der Junge schrie.
    »PERUN! Rette mich!«
    Die Klansleute schworen bis an ihr Lebensende, dass im selben Augenblick, als der Junge den Gott des Gewitters anrief, ein Donner die schwarzen Wolken auseinanderriss und einen Blitzspeer auf ihren Anführer schleuderte.
    Die Explosion warf sie alle zu Boden. Das Himmelsfeuer versengte die Erde. Die verkohlten Überreste Evgans krümmten sich kurz darauf in dem schwarzen Krater, wo der Blitz eingeschlagen war. Glimmende Leichenteile qualmten noch. Auch Fedir lag, von Kopf bis Fuß schwarz angesengt, am Boden.
    Aber er lebte.
    Es dauerte zwei Jahre, bis die Kräuter und Arzneien seine Kräfte wiederhergestellt hatten. Seine Mutter übernahm während dieser Zeit die Führung der Klans. Die Männer verehrten sie, weil sie einen unbesiegbaren Sohn geboren hatte. Und die Legende, die sich um den Jungen rankte, wuchs, wie seine Stärke, mit jedem Tag. Was aber blieb, waren die Narben an seinem Körper. Der Blitz hatte ihn vom Scheitel bis zur Sohle verbrannt und seine runzlige, wie mit Schuppen bedeckte Haut glich der eines Reptils. Seine Mutter ließ einen Wolf töten undhäuten und legte ihm das bluttriefende Fell aufs Gesicht, um es auf diese Weise zu heilen.
    Als der Wolfspelz nach einiger Zeit wieder abgenommen wurde, war das Fell in Fedirs Gesicht eingewachsen.
    Fedir empfand die Wolfsbehaarung als Auszeichnung. Wer sich voller Abscheu von dem Anblick abwandte, wurde mit unnachgiebiger Strenge bestraft.
    Wer Fedir Tischenkos Zorn auf sich zog, war schon so gut wie tot.
    Mit sechzehn begann seine Herrschaft, die das Antlitz Osteuropas veränderte. Niemand wagte es, sich ihm in den Weg zu stellen. Sein eiserner Wille vernichtete Feinde und belohnte Freunde. Er baute ein Imperium auf – Perun Industries . Das Logo des Unternehmens, eine gezackte weiße Linie auf schwarzem Grund, blieb für Außenstehende ohne Bedeutung, die Eingeweihten aber wussten, dass es einen Kettenblitz symbolisierte – zu Ehren seines Retters, des Gottes der Blitze.
    Das von Fedir beherrschte Land besaß enorme Bodenschätze, Erdöl und Gas in großen Mengen, die ihm zu Reichtum und noch mehr Macht verhalfen. Mit fünfundzwanzig war er einer der reichsten Männer der Welt. Er beeinflusste die Aktienmärkte. Politiker und ganze Regierungen tanzten nach seiner Pfeife. Er ließ sich jedoch nie in der

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