Der Code des Luzifer
Erscheinungen am Himmel mit wichtigen historischen Ereignissen in Zusammenhang gebracht. Er weigerte sich jedoch, seine Forschungsmethoden zu enthüllen, und beharrte darauf, dass Luzifer …
Max stöhnte auf. Also hatte Zabala schon vor so vielen Jahren von Luzifer gesprochen! Sein letztes Wort, bevor er in den Tod gestürzt war. Max schüttelte sich. Dieser entsetzliche Augenblick auf dem Berg stand ihm immer noch mit erschreckender Klarheit vor Augen.
Luzifer werde zurückkommen und die Welt mit Tod und Verderben überziehen, hatte Zabala den Reportern gesagt. Die Zeitungsartikel hatten nur Spott für Zabala übrig und brachten keine Fakten. Vielleicht, weil es keine gab. Sie erwähnten nicht einmal, wo er arbeitete, woraus Max den Schluss zog, dass der Mann zu einer Art Witzfigur geworden war. Doch Zabala beteuerte immer wieder, er werde unwiderlegbare Beweise liefern,seine Forschungen seien noch nicht abgeschlossen, aber alle Zeichen deuteten darauf hin, dass er Recht behalten werde.
Es war schon spät. Max kletterte ins Bett und machte das Licht aus. Überall in dem alten Haus knarrte und knackte es, als der Wind unter die Dielenbretter und Dachbalken des heruntergekommenen Gebäudes fuhr. Die Fensterläden wanden sich ächzend in ihren Angeln.
Vielleicht war er ja wirklich auf dem Holzweg. Ein Irrer, besessen von einer abstrusen Wahnvorstellung, zog sich aus der Gesellschaft in die Einsamkeit der Berge zurück – wegen einer Sache, die niemals eintreten würde. Und wenn Zabalas Prophezeiungen sich als falsch herausgestellt hatten, weil sie nicht eingetroffen waren, war Max jetzt drauf und dran, sich in den überholten Wahnideen eines alten Mannes zu verstricken.
Max versuchte seine Gedanken zu ordnen. Jemand hatte den Mönch verfolgt und schließlich ermordet. Das war kein Hirngespinst. In den Sekunden vor Zabalas Tod waren sie beide vor Panik wie gelähmt gewesen. Aber Max hatte durchgehalten. Er hatte alles getan, um ihn zu retten, so wie Zabala es zuvor für ihn getan hatte. So wie sein Vater es getan hätte.
Der Artikel kam zu dem nüchternen Schluss, Zabala sei ein namenloser, drittrangiger Wissenschaftler, der, vom Dämon des Scheiterns besessen, unbedingt an die Öffentlichkeit wolle. Er sei zum religiösen Fanatiker geworden – einer dieser Leute, die der Menschheit das Ende der Welt verkünden.
Max lag im Dunkeln. Jemand tappte durch den Flur – Kerzenlicht schimmerte durch den Türrahmen, hielt kurz an und bewegte sich weiter.
Er glitt aus dem Bett und klemmte den Stuhl unter die Türklinke. Eine Verrückte hatte ihm mit einem Messer beinahe die Kehle aufgeschnitten. Weder sie noch sonst jemand in diesemunheimlichen Haus sollte zu ihm reinschleichen und nachsehen, ob er sich auch ordentlich zugedeckt hatte.
Der Schlaf drängte heran. Max betastete den Anhänger und versuchte, die Zweifel an Zabalas geistiger Gesundheit beiseitezuschieben. Er konnte den Mörder nur finden, wenn er etwas besaß, was dieser unbedingt haben wollte. Zabala hatte Luzifers Geheimnis entdeckt und Luzifer hatte sich dafür gerächt.
Max würde das Geheimnis lüften.
Und Luzifer würde sich auf den Weg zu ihm machen.
9
B ei Tageslicht sah das Château auch nicht anheimelnder aus. Zwei riesige Balkone klebten bedenklich schief an dem alten Gebäude. Ein Glockenturm ragte über die mit Zinnen bewehrte Dachterrasse. Das Dach selbst war halb eingefallen, die meisten der großen Fenster mit Brettern vernagelt.
Zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts hatten vierhundert Männer zwölf Jahre lang an diesem Traum eines Aristokraten gebaut. Und dann hatten schlechte Zeiten, Schulden, Unglück und Vernachlässigung das Anwesen nach und nach verfallen lassen.
Max hatte schlecht geschlafen: Die Matratze war klumpig, das Zimmer zugig und die uralten Wasserleitungen rumpelten und klopften die ganze Nacht. Als er jetzt durch die Flure ging, den gedämpften Stimmen und dem Duft von Kaffee und Speck entgegen, fiel ihm auf, dass in dem Haus fast gar keine Möbel standen. Und das Wohnzimmer, das er dann betrat, machte eher den Eindruck eines Durchgangslagers. Bobby Morrell, seine zwei Surferkumpel, Peaches, Sayid und Sophie lümmelten sich, Teller mit Essen auf dem Schoß, in großen Polstermöbeln, die aussahen, als stammten sie aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Ein riesiger Esstisch, die einst glänzend polierte Oberfläche zerkratzt und angesengt von unzähligen heißen Teekannen, die im Lauf der Jahre dort abgestellt
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