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Der Code des Luzifer

Der Code des Luzifer

Titel: Der Code des Luzifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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Öffentlichkeit blicken, er kaufte keine Fußballclubs, und so rankten sich bald immer mehr Legenden um diesen geheimnisvollen Mann. Und als er einunddreißig Jahre und einen Tag alt war, verkaufte er seinen ganzen Besitz.
    Und verschwand.
    Das war vor fünf Jahren gewesen.
    Jetzt jagte er in der Stille der Nacht. Er hatte es sich zum Ziel gesetzt, Untreue und Unfähigkeit zu verfolgen. Er wollte dieMenschen dafür bestrafen, damit sie daraus lernten. Dieser Junge, hinter dem er jetzt her war, hatte einen schweren Fehler begangen. In einer Stadt nicht weit von Zabalas Hütte im Gebirge hatte er sich betrunken und von den geschmuggelten Tieren erzählt. Tischenkos neue Privatwelt, dieses Königreich in den Bergen, hätte dadurch kompromittiert werden können. Dafür konnte es nur eine Strafe geben.
    Das Heulen von Tischenkos Jagdwölfen war noch weit hinter dem Jungen. Seine Kraft gab ihm Zuversicht, als er über das gefrorene Schneefeld lief. Er würde ihnen entkommen, da war er sich sicher. Er kannte die Gegend und den Weg am Rand des Gletschers. Dort hinauf konnten die Wölfe ihm nicht folgen.
    Tischenko sah die Atemwolken seines Opfers und beobachtete, wie der Junge immer wieder über die Schulter zurückblickte, als könne er selbst kaum glauben, welches Glück er hatte, dass die Verfolger nicht mehr hinter ihm waren, dass ihm die Flucht gelungen war, dass die Gefahr gebannt schien. Schon winkte die Freiheit. Das war das kostbarste Geschenk für einen verängstigten Geist – Hoffnung. Sein Pech, dass er nicht in den Nachthimmel hinter sich geblickt hatte.
    Tischenko brachte seinen schwarzen Gleitschirm in die richtige Position.
    Der Schnee leuchtete im Mondlicht. Tischenko spannte die Muskeln an und atmete gleichmäßig, während sich sein Schatten von hinten dem Jungen näherte, der nur noch wenige Sekunden zu leben hatte.
    Es gehörte viel Kraft und Geschick dazu, den speziell angefertigten Jagdbogen aus Titan zu spannen, ruhig auszurichten und dann den Pfeil treffsicher ins Ziel zu schicken. Tischenko wollte niemandem unnötig Leid zufügen. Die Angst war Folter genug.
    Auf dunklen Schwingen glitt er fast lautlos durch die Nacht. Ein Sirren, und der spitze Pfeil bohrte sich in das laufende Opfer.
    Der Junge brach auf der Stelle zusammen, kippte mit ausgestreckten Armen nach vorn, ohne zu ahnen, was ihn niedergestreckt hatte. Im Schnee breitete sich eine Blutlache aus. Der Tod kam nach wenigen Sekunden. Seine letzte Wahrnehmung waren die rauen Schneekristalle in seinem Gesicht und das Gefühl, in den kalten Boden hinabgezogen zu werden.
    Die Wölfe würden das Blut wittern und den Leichnam verschlingen. Tischenko musste sich noch um einige andere kümmern, bevor sein Plan, sich die gewaltigste Kraft der Natur zunutze zu machen, verwirklicht werden konnte. Wenn er das vollbracht hatte, konnte er aus der Zerstörung eine neue Weltordnung errichten.
    Als Tischenko den Gleitschirm über die menschenleeren, faszinierend schönen Schneefelder zu dem Ort tief in den Schweizer Alpen lenkte, der jetzt seine Heimstatt war, flog ein Rabe vorbei. Raben fliegen nachts nicht, und schon gar nicht in so einsamen Gegenden.
    Ein Vorzeichen. Von etwas Unvorhergesehenem.
    Der Junge, Max Gordon?
    Das blieb abzuwarten.
    Fedir Tischenko entschwebte wie ein dunkler Engel von diesem Ort des Todes.
    Max’ Zimmer in dem Château war sehr einfach eingerichtet. Ein altes eisernes Bettgestell, eine durchgelegene Matratze, eine Bettdecke, handbemalte Läden vor zugigen Fenstern, kahler Fußboden. Ein Stuhl mit hoher Lehne diente als Kleiderständer. Fast wie zu Hause, dachte er.
     
    Nun lag er gut eingepackt im Bett und hatte zum ersten Mal Gelegenheit, sich die Zeitungsausschnitte anzusehen, die er aus Zabalas Hütte mitgenommen hatte. Im schwachen Licht der nackten Vierzig-Watt-Birne studierte er die französischen Artikel und versuchte sein Gehirn dahin zu bringen, in der fremden Sprache zu denken.
    Vor dreiundzwanzig Jahren hatte Zabala mit der Behauptung, in Südosteuropa stehe ein katastrophales Ereignis bevor, für großes Aufsehen gesorgt. Beweise dafür konnte er offenbar nicht erbringen. Man lachte ihn aus. Man warf ihm vor, sich mit Astrologie zu befassen und haltlose Prophezeiungen in die Welt zu setzen, statt sich weiterhin der exakten Wissenschaft der Astronomie zu widmen.
    Das also war er gewesen – ein Astronom.
    Zabala hielt seinen Kritikern entgegen, schon die alten Ägypter, Griechen und Perser hätten gewisse

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