Der Code des Luzifer
worden waren, hielt sich nur noch wacklig auf den Beinen. Es gab frisches Brot, Honig, Gelee undMarmelade, Speck, Eier, Kaffee, Obst – so ziemlich alles, worauf man Appetit haben konnte.
Peaches’ Lachen erhellte den Raum wie Sonnenschein und Bobby lachte so heftig mit, dass er fast erstickte.
»Hey, Max«, rief er. »Gut geschlafen? Bedien dich. Sieh mal, wen wir hier haben!«
»Hi, Max«, sagte Peaches und winkte ihm munter zu. Sie saß mit hochgezogenen Knien auf einem alten Sofa neben Bobby und Sophie.
Max nickte ihr lächelnd zu. Die anderen interessierten sich nicht weiter für ihn. Bobby und seine Freunde hatten nur Augen und Ohren für Sophie und Peaches, die sich kichernd unterhielten.
Dann humpelte Sayid, ein zermanschtes Spiegelei-Sandwich in der Hand, grinsend auf ihn zu und umarmte ihn.
»Du hättest dich ruhig melden können, als du letzte Nacht gekommen bist«, sagte er und passte auf, dass er Max nicht mit dem Eigelb bekleckerte, das ihm durch die Finger troff.
»Ich wollte ja, aber du hast geschnarcht wie ein ganzes Sägewerk. Wie sieht’s denn aus?«
Sayid hinkte zum Tisch. »Ist das nicht toll? Jede Menge Fressalien, Max, und dann das Meer«, er zeigte über den großen Balkon hinaus, dessen Türen geschlossen waren, »gleich vor der Haustür. Aber versuch bloß nicht, auf den Balkon zu gehen, der ist hinüber. Der bricht schon ab, wenn du ein Brötchen darauffallen lässt. Das ganze Haus geht aus dem Leim«, sagte er leise und fuhr dann munterer fort: »Zum Meer sind es nur zweihundert Meter den Weg da hinunter. Tolle Wellen zum Surfen. Peaches ist gestern hier angekommen, und sie, Bobby und seine Freunde waren den ganzen Tag auf dem Wasser. Mich haben sie im Rollstuhl an den Strand gebracht. Hab solangeunter einem großen Sonnenschirm gesessen. Die Komtess sorgt dafür, dass immer genug zu essen da ist. Ich lese den ganzen Tag Comics. Bobby hat eine Riesensammlung davon in seinem Zimmer. Er kommt schon seit seiner Kindheit regelmäßig hierher. Unglaublich, dass seine Oma eine französische Gräfin ist. Die ist übrigens ziemlich in Ordnung. Bisschen komisch. Aber du weißt ja, diese Adligen sind halt anders als wir, stimmt’s? Und du musst unbedingt diese Croissants probieren und die Marmelade. Alles selbst gemacht, fast so gut wie die Ataifs von meiner Mutter«, sagte Sayid. Er meinte diese köstlichen kleinen Pfannkuchen, die mit Nüssen oder Käse gefüllt und mit Sirup übergossen werden.
»Danke für die kurze Einführung, Sayid. Hauptsache, du musst keinen Hunger leiden. Schön zu wissen, dass du dir meinetwegen mir keine Sorgen gemacht hast.«
»Max, wenn ich mein halbes Leben damit verbringen würde, mir wegen dir Sorgen zu machen, wäre ich längst mit den Nerven am Ende. Sophie hat gesagt, sie hat dich auf einem Berg getroffen.«
»Ach ja? Ich weiß gar nicht viel über sie«, sagte Max und nahm sich etwas von dem frischen Obst.
»Sie hat uns von Paris erzählt, von einem Zirkus und von ihrem Dad. Dann haben die Mädchen sich nur noch miteinander unterhalten. Das Übliche. Wie die sich einbilden können, irgendwer könnte sich wirklich für diese Sachen interessieren, ist mir ein Rätsel. Ich meine, sieh dir die beiden mal an.«
Sie sahen zu Sophie und Peaches hinüber.
»Jungen und Shopping. Total langweilig. Also, auf welchem Berg warst du denn nun?«, fragte Sayid und nahm sich noch etwas zu essen.
»Was macht dein Fuß?«, fragte Max zurück und sah sichvorsichtig um, ob irgendjemand ihr Gespräch belauschen konnte.
»Besser. Was für ein Berg? Erzähl schon.«
»Wo der alte Mönch gelebt hat«, sagte Max leise. »Seine Hütte war völlig verwüstet. Wahrscheinlich hat es dort einen schlimmen Kampf gegeben, das kann nur vor der Lawine gewesen sein. Die müssen was gesucht haben, du weißt schon, was.«
Sayid machte ein verständnisloses Gesicht.
Max starrte ihn an.
»Ach so. Ja. Natürlich. Das … ja. Dieses Ding«, sagte Sayid, dem jetzt der Anhänger einfiel. »Verdammt, Max. Die Sache wird immer gefährlicher, oder?«
»Allerdings. Vielleicht solltest du besser nach England zurückfahren.«
Sehr überzeugend klang das nicht. Max lag daran, dass Sayid noch eine Weile bei ihm blieb. Sein Freund verstand es meisterhaft, komplizierte Probleme zu lösen, und wenn Max noch mehr Hinweise fand, wäre ihm Sayids Hilfe sehr willkommen.
Sayid zögerte. Auch er wollte tiefer in diese geheimnisvolle Geschichte eindringen, empfand aber schon ein nervöses Kribbeln
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