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Der Code des Luzifer

Der Code des Luzifer

Titel: Der Code des Luzifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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Die Läden hatten noch geschlossen. Thierry zeigte auf eine Gasse hinter dem Marktplatz. Ein kleines Schild: Simones Autos . Ein Torbogen führte auf einen Hof, auf dem einige ältere Autos standen.
    Corentin und Thierry hielten an und warteten auf Sophie.
     
    Komtess Villeneuve saß mit dem Rücken zur Tür vor einem kleinen, mit grünem Tuch bespannten Kartentisch am Fenster. Mit bedächtigen Bewegungen legte sie ungewöhnlich große Karten aus, neben ihr glomm eine Zigarette. Nachdem Max sie eine Zeit lang beobachtet hatte, aber noch bevor er anklopfen konnte, hob sie die Zigarette an die Lippen und sagte, ohne sich umzudrehen, mit leiser Stimme: »Steh nicht den ganzen Tag da herum, junger Mann. Ich habe schon auf dich gewartet.«
    Max, dem schon der Mut sank, weil sie ihn bemerkt hatte, trat zu ihr. Durchs Fenster sah er Sayid wieder unter dem Schirm liegen, der ihn aber eher vor der feuchten Seeluft als vor der schwachen Sonne schützte. Er lag auf der Erde und benutzte den Rollstuhl als Fußstütze. Bobby hatte gerade eine gute Welle erwischt – weit vorgebeugt stand er auf dem Board, seine nassen Haare flatterten wie Seetang im Wind –, ein herrliches Schauspiel, das er sich nicht entgehen lassen wollte.
    »Wie meinen Sie das, Komtess?«, fragte Max und drehte sich zu ihr um.
    »Du bist anders als die anderen Jungen. Du bist nicht so unbekümmert. Du denkst nach. Dein Gehirn – es ist in Bewegung. Ich weiß nicht, was dich bewegt, aber du schaust dir alles an, du siehst Dinge, die die anderen Jungen nicht sehen. Du überlegstdir, was du sagst. Du hast Geheimnisse. Du weißt nicht, ob du dem Mädchen trauen kannst. Nun, daran tust du wohl nicht Unrecht. Manche Mädchen, wie Mademoiselle Fauvre, sind … kompliziert. Du beobachtest sie, du beobachtest mich. Du hast viele Fragen, die auf Antwort warten. N’est-ce pas ? «
    »Ich hätte nicht gedacht, dass man mir das ansehen kann.«
    »Mein lieber Max, ich bin eine alte Frau. Im Alter steht man wie auf einem hohen Berg. Man hat einen wunderbaren Überblick über alles, bevor man dann abstürzt, versteht sich.« Sie lachte über ihre Sterblichkeit und sein ernstes Gesicht. »Rück schon raus damit, Max. Was hast du?«
    Vertraue niemandem! Aber was sollte er machen? Ihm lief die Zeit davon.
    »Ich suche eine baskische Abtei und habe keine Ahnung, wo sie sein könnte. Jedenfalls nehme ich an, dass es eine baskische Abtei ist.« Das Gefühl der Hilflosigkeit deprimierte ihn, trotzdem versuchte er sich in dem Chaos seiner Unwissenheit zurechtzufinden.
    »Die Basken! Ja, die sind ein seltsames und einzigartiges Volk. Das hier sind ihre Berge, sie reichen bis ans Meer und sind von Geheimnissen umwittert. Die Basken haben uraltes Blut in ihren Adern. Weißt du, dass sie vor Tausenden von Jahren aus Finnland hierhergekommen sind? Dass sie durch ganz Europa gewandert sind, dass sie ihren Glauben mitgenommen haben und fest entschlossen waren, ein neues Land für sich zu entdecken? Es gibt nur wenige schriftliche Zeugnisse über sie. Und es sind nur noch wenige übrig, die ihre Sprache beherrschen. Nein. Das hast du natürlich nicht gewusst. Woher denn auch?«
    Sie unterbrach sich und sah an dem verfallenden Gemäuer vorbei aufs Meer hinaus. Als sie sich wieder zu ihm umdrehte,hatte Max das Gefühl, dass sie seine tiefsten Geheimnisse kannte. Vielleicht war sie ja doch so eine Art Hexe.
    »Mein verstorbener Gatte war Soldat in Diensten Frankreichs. Wo immer wir hingingen, beschäftigte er sich intensiv mit Land und Leuten, als ob er überall einen Hinterhalt vermutete. Genau wie du.« Sie lachte. »Du bist hier in Sicherheit, aber du tust Recht daran, Vorsicht walten zu lassen.«
    »Auch Ihnen gegenüber?«, wagte Max zu fragen.
    Sie überlegte kurz. »Ja. Du hast mir Informationen gegeben und ich weiß jetzt, wonach du suchst. Ja, Vorsicht. Immer.«
    Sie begann die Karten zu mischen, als sei das Gespräch damit beendet.
    »Es ist wirklich sehr wichtig, dass ich diese Abtei finde. Sie hat irgendetwas mit einer Schlange und einem Krokodil zu tun.«
    Die Komtess ließ die Hände mit den Karten sinken. Max’ Herz machte einen Satz. Sie wusste Bescheid. Sie sah ihn an. Er hielt ihrem Blick stand, versuchte sie zu zwingen, es ihm zu sagen. Aber sie schaute ihm ruhig ins Gesicht – beinahe verträumt. Wieso interessierte sich dieser Junge für einen Ort voll exotischem Wissen, geschaffen von einem ganz außerordentlichen Mann? Von einem Iren, der eine baskische Mutter und

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