Der Code des Luzifer
Tom Gordon in Afrika passiert war – dass ein korrupter Arzt ihn gefoltert und mit giftigen Chemikalien seinen Verstand ruiniert hatte, um ihm wichtige Informationen zu entlocken. Nun, das war ihm nicht gelungen, und Gordons Sohn Max hatte das schierUnmögliche zuwege gebracht und seinen Vater aus den Fängen dieser Leute gerettet. Wie der Vater, so der Sohn? Wer weiß.
Es war schwül in dem riesigen Gewächshaus, und ohne die geöffneten Lüftungsklappen wäre es heißer gewesen als im Dschungel von Borneo.
Marty ging auf den Mann zu, der, über ein Beet gebeugt, die Erde um eine bunt blühende Pflanze umgrub. Er blieb stehen. Es war niemals ratsam, sich einem Mann wie Tom Gordon von hinten zu nähern, besonders wenn der so etwas wie eine kleine Schaufel in der Hand hielt. Die konnte, wenn er erschreckt herumfuhr, zu einer tödlichen Waffe werden, denn seine Reflexe waren immer noch beängstigend schnell. Marty hustete. Der Mann drehte sich um.
Unsicherheit trübte Gordons Blick. Er kannte diesen Mann. Er sah ihn jeden Tag. Wie hieß er noch? Wie …?
Dann fiel es ihm ein. »Marty. Hallo.«
»Hi, Tom. Die Zentrale sagt, da ist ein Anruf für Sie, aus Frankreich. Wahrscheinlich Max.«
Es gab Tage, da konnte Tom Gordon sich nicht an seinen Sohn erinnern. Er wusste von Marty, dass dieser Junge ihn regelmäßig anrief, aber an manchen Tagen konnte er absolut nichts damit anfangen.
»Max?«
»Ja. Sie wissen doch …«
»Keine Sorge, Marty. Heute ist ein guter Tag.« Tom Gordon lächelte. Er sah dem großen Mann ins Gesicht. »Er steckt in Schwierigkeiten, habe ich Recht?«
»Ich bin Komtess Alyana Isadora Villeneuve. Ihr Sohn hat mich gebeten, Sie anzurufen und Ihnen von den aktuellen Ereignissen hier zu berichten, damit Sie, falls Sie von anderer Seite davonhören, nicht auf die Idee kommen, er habe irgendetwas Unrechtes getan.«
Tom Gordon hörte so aufmerksam zu, wie es ihm möglich war. Die Frau redete wie ein Wasserfall, und wenn sie zwischendurch doch einmal Luft holte, ratterte sie sofort wieder los. Max’ Vater hatte keine Chance, ihr irgendwelche Fragen zu stellen. Erst Minuten später, nachdem sie alles erzählt hatte, senkte sie ein wenig die Stimme und fuhr etwas langsamer fort.
»Es war mir eine Ehre, mit Ihnen zu sprechen«, sagte die Komtess zum Schluss. »Ihr Sohn besitzt ganz erstaunliche Fähigkeiten, von denen er selbst noch kaum etwas weiß. Ich kann mir denken, dass mein Anruf Sie höchstwahrscheinlich beunruhigt. Als Vater werden Sie sich große Sorgen machen, aber ich denke, Sie können zuversichtlich sein, dass Ihr Sohn diese Sache überleben wird …«
Überleben? Tom Gordon blinzelte. Wovon redete diese Frau? Aber er hatte keine Zeit, nachzufragen.
»… und dass er einen Weg finden wird, selbst mit Ihnen Kontakt aufzunehmen. Jedenfalls haben Sie mein tief empfundenes Mitgefühl. Unsere Kinder. Ach, unsere Kinder … Was soll man dazu sagen? Ich bitte Sie dringend, machen Sie sich keine Sorgen. Er ist ein sehr fähiger und sehr mutiger junger Mann. Auf Wiederhören, Monsieur Gordon.«
Tom Gordon starrte den Telefonhörer verständnislos an. Hatte er sich dieses Gespräch nur eingebildet? Es kam ihm ganz unwirklich vor. Er sah Marty an, der geduldig in der Nähe wartete, ob er etwas für ihn tun konnte.
»Alles in Ordnung, Tom?«
»Vor ein paar Tagen haben Sie mir doch erzählt, dass Max einen Lawinenunfall hatte.«
»Jawohl. Er hat angerufen.« Da hatte Tom Gordon einen seiner »schlechten Tage« gehabt und den Anruf nicht selbst entgegennehmen können. Max wusste, wie schwer sein Vater es manchmal hatte.
»Sie waren beschäftigt«, versuchte Marty ihm auf die Sprünge zu helfen.
Sein Patient nickte.
»Max ist nichts passiert. Er hat angerufen, damit Sie Bescheid wissen«, sagte Marty. Er wartete. Tom Gordon sortierte noch die Informationen, die er eben von der unbekannten Anruferin erhalten hatte. »Gibt es ein Problem?«, fragte er jetzt freundlich.
»Jemand ist durch die Lawine ums Leben gekommen, und jetzt glaubt man, Max habe damit zu tun. Diese Frau, eine Gräfin, behauptet, Max habe sie gebeten, mich anzurufen. Die französische Polizei ist hinter ihm her, und er will irgendein Geheimnis aufdecken, das der Tote ihm anvertraut hat. «
Marty ließ sich von nichts aus der Ruhe bringen, weder von manchen Besuchern hier im Sanatorium noch von seltsamen Anrufen, die seine Patienten gelegentlich bekamen.
»Und wo ist Max jetzt?«, fragte er.
Tom Gordon schob mit
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