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Der Code des Luzifer

Der Code des Luzifer

Titel: Der Code des Luzifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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und in die gnadenlose Wüste zu verfrachten, aus der es kein Entrinnen gab.
    Tischenkos Killer hatte es nicht geschafft, Zabala in seiner Hütte zu töten; und der zweite Versuch war durch das Auftauchen des Jungen beinahe ebenfalls gescheitert. Eigentlich hätte Fedir Tischenko ein solches Versagen bestrafen müssen, doch als er mit seiner Botschafterin des Todes sprach, blieb diese gelassen. Ihr Auftrag war erledigt, und wenn dieser Junge vorher etwas mit Zabala zu tun gehabt hatte, konnte man das nicht ihr zur Last legen. Tischenko mochte Frauen, die gern töteten. Sie gingen irgendwie kaltblütiger zu Werke. Als seien ihre weiblichen Emotionen unter einem Berg von eiskaltem Intellekt begraben. Er fand das äußerst attraktiv. Aber das Beste daran war, dass kein Mensch jemals auf die Idee kommen würde, dass ein Mädchen als Killer arbeitete.
     
    In England läutete ein Telefon. Das leise, aber nachdrückliche Klingeln hallte durch die stillen Flure des Sanatoriums. Auf der anderen Seite des Innenhofs war an einen alten Flügel des Anwesens ein großes Gewächshaus angebaut, in dem exotischePflanzen den Duft ferner Länder verbreiteten – der ideale Ort für Männer, die ihr Leben lang durch die Welt gereist waren, die den Dschungel kannten und sich jetzt damit trösteten, diese Blüten und Stängel zu berühren. Männer, die so krank waren, dass sie nur noch in einer solchen Einrichtung leben konnten.
    Das Telefon hörte nicht auf zu klingeln. Irgendwann musste der diensthabende Pfleger doch einmal rangehen. Der ehemalige Marinesoldat Marty Kiernan, 1,83 Meter groß und 112 Kilo schwer, stapfte über den viktorianischen Fliesenboden und nahm den Hörer ab. Er hörte zu, drückte auf einen Knopf, legte den Hörer wieder auf und machte sich auf den Weg zu dem kleinen Dschungel in dem verglasten Gewächshaus. Trotz seiner massigen Gestalt ging er fast geräuschlos auf seinen weichen Sohlen. Alte Angewohnheit. Marty hatte im Dschungel und in der Wüste gekämpft. Er hatte als ausgebildeter Sanitäter in verschiedenen Kriegsgebieten Verwundete in Sicherheit gebracht und oft sein Leben riskiert, um andere zu retten. Und er war nicht ungeschoren davongekommen. In Afghanistan war er von zwei Kugeln getroffen worden und musste von sechs Männern zum Rettungshubschrauber geschleppt werden – die Verletzung machte seinen Kampfeinsätzen ein Ende. Und Marty hatte nicht nur physische, sondern auch psychische Wunden davongetragen, am Ende aber noch Glück gehabt, dass er in das einzige Militärkrankenhaus Großbritanniens eingeliefert wurde. Die Leute, die sich dort um ihn kümmerten, gaben ihm neue Hoffnung, bis die Depression, die ihn so schrecklich niederdrückte, von einer positiven, optimistischen Grundeinstellung abgelöst wurde. Jetzt fühlte er sich wieder fast so wie in seinem früheren Leben, bevor die beiden Kugeln ihm den rechten Arm genommen hatten.
    Man muss die belastenden negativen Erfahrungen in positivesHandeln umsetzen, pflegte er den Verwundeten zu sagen, die in das Sanatorium St. Christopher’s gebracht wurden. Niemals fragte er diese Männer, warum sie so wortkarg waren, warum einige von ihnen immer wieder ohne jeden Anlass in Tränen ausbrachen und warum andere stundenlang irgendein Bild an der Wand anstarrten. Früher oder später würden diese verletzten Männer einen Weg aus dem Leiden finden, in dem sie gefangen waren. Und dann würden sie auf sein Zureden reagieren, vielleicht sogar lächeln oder selbst etwas sagen. Und bis es so weit war, sorgten Marty und andere, die wussten, welche Schäden der Krieg in einem Menschen anrichten kann, für diese Männer.
    Einer seiner Schützlinge war etwas ganz Besonderes. Vor langer Zeit hatte dieser Mann bei den Spezialeinheiten gedient, war dann ein berühmter Bergsteiger geworden und hatte schließlich seine Bildung, seinen Mut und seine Fähigkeiten darauf verwendet, durch die Welt zu reisen und nach potenziellen ökologischen Katastrophen Ausschau zu halten. Mit seiner Tätigkeit für eine privat finanzierte Organisation hatte Tom Gordon sich eine Menge Feinde gemacht, darunter auch ganze Regierungen und mächtige Wirtschaftsunternehmen. Andererseits hatte er zahlreiche Umweltkatastrophen rechtzeitig abwenden können, lange bevor der Klimawandel zu einem so heißen Thema geworden war. Marty lächelte. Heißes Thema. Das gefiel ihm. Das würde er mal als Scherz fallen lassen, auch wenn er noch so lahm war.
    Marty und seine Mitarbeiter wussten, was mit

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