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Der Code des Luzifer

Der Code des Luzifer

Titel: Der Code des Luzifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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Killer.
    Die Gendarmen – noch fünf Meter entfernt.
    Der Zug – zwanzig Meter.
    Sophie lächelte.
    Sie nahm sein Gesicht in beide Hände und drückte ihm ihre Lippen auf den Mund. Dann ließ sie eine Hand sinken, legte mit einer raschen Bewegung seinen Arm um sich herum und sorgte so dafür, dass seine Verblüffung und seine lahme Reaktion unbemerkt blieben.
    Er schloss verwirrt die Augen. Die Gendarmen, die jetzt fast neben ihnen standen, machten ihm Angst, zugleich aber gab Sophies Umarmung ihm Wärme und Sicherheit. Irgendwo im Hintergrund, gedämpft von seinem lauten Herzklopfen und dem Rauschen des Bluts in seinen Ohren, kamen die schweren Eisenräder des Zuges kreischend zum Stillstand. Türen schlugen auf. Eine kratzige Lautsprecherstimme plärrte unverständliches Zeug.
    Max öffnete vorsichtig ein Auge.
    Die Polizisten waren weitergegangen. Einer von ihnen lächelte – oder war das ein spöttisches Grinsen?
    Sophie stand wortlos und ohne ihn anzusehen auf, ging die vier, fünf Schritte zum Zug und stieg ein.
    Max hielt sich dicht hinter ihr.
    Das alles wirkte so berechnet. Und das war es natürlich auch. Wie kam er nur auf die Idee, dass es etwas anderes sein könnte? Sie hatte spontan gehandelt, um sie beide zu retten. Ein guter Trick. Die ideale Tarnung.
    Warum war er nicht selbst darauf gekommen?
    Er knallte die Tür hinter sich zu. Sophie saß bereits und sah sich prüfend um, ob sie freie Sicht auf den Gang hätten. Dann wandte sie ihm ihren Blick zu, lächelte aber nicht. Sie zog Mantel und Baskenmütze aus. Es war sehr warm im Abteil.
    Als der Zug losfuhr, schaute Max aus dem Türfenster. Die Gendarmen waren ins Café geschlendert. Die beiden schienen es nicht eilig zu haben. Alles reine Routine.
    Max schob das Fenster hoch, und als er sich dort gespiegelt sah, bemerkte er, dass er lächelte. Er nahm sich zusammen und drehte sich zu Sophie um, die mit versteinertem Gesicht dasaß und seinem Blick auswich. Drei zu null für die Realität.
    Der Zug verließ den Bahnhof.
    Im Café wischte Corentin das beschlagene Fenster frei und sah dem Zug nach. Thierry warf zwei Stück braunen Zucker in seinen Kaffee. Er hielt Corentins Handy an sein Ohr.
     
    Sie kamen wie die Ratten. Ein lautloser Angriff aus der Dunkelheit. Ein paar ächzten vor Schmerz, als der Stacheldraht ihnen die Haut aufriss. Sie landeten auf der anderen Seite der Mauer und verschmolzen mit der Finsternis.
    Nur ein Licht, hoch oben, strahlte in die Nacht – gespenstisch von Nebel umhüllt.
    Das Anwesen lag so einsam, dass sie sich ohne Eile nähernkonnten; die Mörder gingen in aller Ruhe zu Werke. Sie brachen die schwachen Fensterriegel auf und schwangen sich lautlos in das stille Château.
    Aus dem Zimmer der Komtess drang Licht in den Flur. Wie jeden Abend, wenn sie allein war, saß sie bei offenen Balkontüren im Sessel und genoss den Trost, den das Rauschen des Winds und der Brandung ihrem müden Herzen brachte.
    Sie liebte ihre Kinder und Bobby, ihren einzigen Enkel, aber der Mensch, der ihr am meisten fehlte, war ihr Mann. Er war Soldat gewesen. Wie wenig die Leute diese Männer verstanden, die ihrem Land dienten.
    Sie nahm einen Schluck Rotwein und zog an ihrer starken französischen Zigarette. Niemand wusste, dass sie bald sterben würde. Zu viele Zigaretten, zu wenig Essen – oder einfach nur Schicksal? Sie wusste es nicht. Es war ihr gleichgültig. Sie war alt. Ihre Zeit war abgelaufen. Aber aus irgendeinem Grund hatte sie das nicht in den Karten gesehen. Sie hatte ein gutes Leben gehabt. Sie hatte ihre Pflicht gegenüber ihrer Familie erfüllt, und auch wenn ihr klar war, dass sie mehr oder weniger in einer Fantasiewelt lebte, hatte sie das Andenken der richtigen Komtess stets in Ehren gehalten.
    Als der Mond sich hinter den Wolken hervorschob und das Zimmer in magisches Licht tauchte, bemerkte sie, dass die Gestalten sich in ihr Heiligtum geschlichen hatten. Dass sie keine Panik empfand, überraschte sie selbst. Die vier jungen Männer hielten sich in den Zimmerecken verborgen; ihre Gesichter konnte sie kaum erkennen, wohl aber ihre Augen. Tot. Ohne Seele. Gleichgültig und unnachgiebig. Diese Jungs überlegten nicht lange, bevor sie töteten.
    Sie stand langsam auf und drehte der See und dem Mond den Rücken zu, in der Hoffnung, das Licht von hinten mögeden Ausdruck von Angst verbergen, der sich plötzlich auf ihrem Gesicht abzeichnete. Aber ihre Stimme war ruhig.
    »Wer seid ihr? Was macht ihr in meinem Haus?« Herrische

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