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Der Codex

Titel: Der Codex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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aus.
    »Kniich und ich jetzt Freunde«, sagte Borabay lächelnd.
    Vernons Fieber legte sich in dieser Nacht. Als er am näc h sten Morgen aufwachte, war er zwar schwach, jedoch bei klarem Verstand. Borabay kümmerte sich um ihn, flößte ihm eine Vielzahl von Kräutern ein und zwang ihn, ein G e bräu zu trinken. Sie verbrachten den Tag damit, sich ausz u ruhen, und Borabay machte sich auf die Suche nach weit e rer Nahrung. Der Indianer kehrte am Nachmittag mit e i nem Sack aus Palmwedeln zurück, aus dem er Wurzeln, Obst, Nüsse und frischen Fisch holte. Den Rest des Tages widmete er dem Braten, Räuchern und Einpökeln der L e bensmittel. Schließlich verpackte er alles in trockene Gräser und Blätter.
    »Gehen wir irgendwo hin?«, fragte Tom Borabay.
    »Ja.«
    »Und wohin?«
    »Wir sprechen später«, sagte Borabay.
    Philip kam mit der Bruyere-Pfeife zwischen den Zähnen aus seinem Unterstand gehinkt. Seine Füße waren noch bandagiert. »Was für ein prächtiger Nachmittag«, sagte er. Er trat ans Feuer und nahm Platz. Als er sich einen Becher mit Borabays Tee einschenkte, meinte er: »Dieser Indianer müsste das Titelbild von National Geographic zieren.«
    Vernon gesellte sich ebenfalls zu ihnen und setzte sich leicht schlotternd auf den Baumstamm.
    »Vernon, essen!« Borabay füllte sofort eine Schale mit Ei n topf und reichte sie ihm. Vernon nahm sie mit zittrigen Händen entgegen, ein Dankeschön murmelnd.
    »Willkommen im Land der Lebenden«, sagte Philip.
    Vernon wischte sich über die Stirn, erwiderte aber nichts. Er war blass und dünn und schob sich den nächsten Löffel in den Mund.
    »Tja, da sind wir nun also«, sagte Philip. »Wie in der Serie >Meine drei Söhne<.«
    Wie Tom unbehaglich feststellte, klang in Philips Stimme eine gewisse Ironie mit. Im Feuer knackte laut ein Stück Holz.
    »Und in welch eine beschissene Lage haben wir uns da bloß manövriert«, meinte Philip. »Dank unseres geliebten alten Herrn.« Er hob seinen Becher in einem spöttischen Salut. »Auf dich, alter Knabe.« Er kippte seinen Tee aus.
    Tom musterte Philip etwas genauer. Er hatte sich erstaunlich gut erholt. Sein Blick war nun wieder lebendig - und zwar vor Verärgerung.
    Philip schaute sich um. »Was jetzt, meine lieben Brüder?«
    Vernon zuckte die Achseln. Er war blass, sein Gesicht eingesunken, unter seinen Augen zeichneten sich dunkle Fle c ken ab. Er aß den nächsten Löffel Eintopf.
    »Machen wir jetzt mit eingezogenem Schwanz die Fliege? Und lassen zu, dass Hauser sich den Lippi, die Braques, den Monet und alles andere unter den Nagel reißt?« Philip hielt inne. »Oder marschieren wir in die Sierra Azul, bis unsere Eingeweide vielleicht irgendwo im Gestrüpp hä n gen?« Er steckte die erloschene Pfeife an. »Tja, wir haben die Wahl.«
    Niemand antwortete. Philip schaute seine Brüder der Re i he nach an.
    »Nun?«, fragte er. »Ich stelle euch eine ernsthafte Frage: Lassen wir zu, dass dieser feiste Cortez hier sein Ding durchzieht und uns das Erbe klaut?«
    Vernon schaute auf. Sein Gesicht war noch von der Krankheit gezeichnet und seine Stimme schwach. »Diese Frage beantwortest du am besten selbst. Du hast Hauser doch erst ins Spiel gebracht.«
    Philip maß ihn mit einem kühlen Blick. »Ich habe gedacht, die Zeit der Schuldzuweisungen läge hinter uns.«
    »Was mich betrifft, hat sie gerade erst angefangen.«
    »Aber nicht hier und jetzt«, sagte Tom.
    Vernon wandte sich Tom zu. »Philip hat diesen Psychopathen ins Spiel gebracht, und dafür muss er geradestehen.«
    »Ich habe in gutem Glauben gehandelt. Ich konnte doch nicht ahnen, dass Hauser sich als Ungeheuer entpuppt. Und ich habe schon dafür geradegestanden, Vernon. Schau mich doch nur an.«
    Vernon schüttelte den Kopf.
    »Der wahre Schuldige«, fuhr Philip fort, »ist Vater, auch wenn niemand es zugeben will. Ist denn keiner unter uns ein kleines bisschen wütend über das, was er uns angetan hat? Er hat uns fast ins Jenseits befördert.«
    »Er wollte uns prüfen«, meinte Tom.
    »Ich hoffe doch nicht, dass du ihn verteidigen willst.«
    »Ich bemühe mich nur, ihn zu verstehen.«
    »Ich verstehe ihn nur zu gut. Dieser Grabräuber-Scheiß ist nur eine weitere Herausforderung auf seiner langen Liste. Erinnert ihr euch noch an unsere Sportlehrer, den Kunstgeschichte-Unterricht, die Reit-, Musik- und Schachstunden, die Ermahnungen, Reden und Drohungen? Wisst ihr noch, wie es war, wenn wir unsere Zeugnisse kriegten? Wir sind Nieten für ihn, Tom. Er

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