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Der Codex

Titel: Der Codex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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vorzuführen, was er wirklich war. Er würde es Hauser niemals verzeihen. Er würde es nie ve r gessen. Und sich selbst würde er es schon gar nicht verg e ben.
    Erneut trieb sein Geist in die Sommer seiner Kindheit am See zurück, zu dem Ferienhaus aus Holz, dem schiefen, ins stille Wasser hineinragenden Anlegeplatz, dem Geruch von Holzrauch und Fichten. Hätte er die Zeit doch nur zurückdrehen und zu einem dieser Sommer zurückkehren kö n nen, um ein neues Leben anzufangen. Was hätte er nicht alles getan, um noch einmal von vorn anfangen zu können.
    Er zwang sich mit einem schmerzhaften Stöhnen, diese Gedanken zu verdrängen, und trank einen Schluck aus dem neben ihm stehenden Scotch-Glas. Es war weg, alles weg. Er musste aufhören, daran zu denken. Was getan war, war getan. Er konnte die Zeit nicht zurückdrehen. Sie würden den Codex kriegen, dann gab es vielleicht einen Neuanfang für Lampe, und niemand würde es je erfahren. Wenn Ha u ser tot war, kriegten sie den Codex nicht, aber auch dann würde niemand etwas erfahren. Niemand würde es erfa h ren. Damit konnte er leben. Er würde damit leben müssen. Er würde es nur nicht mehr vergessen können. Dass er in der Lage gewesen war, einen Mord zu begehen.
    Skiba schüttelte wütend die Zeitung und nahm sich erneut den Leitartikel vor.
    Im gleichen Moment klingelte das Telefon. Es war der Firmenapparat, die abhörsichere Leitung. Skiba faltete die Zeitung zusammen, trat an den Apparat und nahm ab.
    Er hörte eine Stimme, die wie aus weiter Ferne sprach, aber so deutlich war wie ein Glöckchen. Es war seine eig e ne.
    Tun Sie es! Bringen Sie sie um, verdammt! Bringen Sie die Broadbents um!
    Skiba fühlte sich wie nach einem Tiefschlag. Er verlor im Nu jegliche Haltung. Er bekam keine Luft mehr. Dann hörte er ein Zischen. Dann war seine Stimme wieder da, wie ein Gespenst aus der Vergangenheit.
    Tun Sie es! Bringen Sie sie um, verdammt! Bringen Sie die Broadbents um!
    Schließlich wurde Hausers Stimme hörbar, der Verschlüssler war wieder eingeschaltet. »Haben Sie's mi t gekriegt, Skiba?«
    Skiba schluckte. Er keuchte. Versuchte, seine Lunge wi e der zum Arbeiten zu kriegen.
    »Hallo?«
    »Rufen Sie mich nie wieder zu Hause an«, krächzte Skiba.
    »Davon haben Sie nie was gesagt.«
    »Woher haben Sie diese Nummer?«
    »Ich bin Privatdetektiv, haben Sie das vergessen?«
    Skiba schluckte. Eine Antwort war sinnlos. Nun wusste er, warum Hauser so erpicht darauf gewesen war, dass er den Satz aussprach. Er hatte ihn reingelegt.
    »Wir sind da. Wir sind in der Weißen Stadt.«
    Skiba wartete ab.
    »Wir wissen, dass sie Broadbents Ziel war. Er hat sich von einer Indianerbande in einer Gruft bestatten lassen, die er vor vierzig Jahren geplündert hat. Es ist wahrscheinlich die gleiche Gruft, aus der der Codex stammt. Ist das nicht Ir o nie? Wir sind jetzt hier, in der versunkenen Stadt. Jetzt brauchen wir nur noch das Grab zu finden.«
    Skiba hörte ein gedämpftes Krachen, das der Verschlüssler zu einem gedehnten Kreischen verzerrte. Hauser hatte ihn genau im richtigen Moment ausgeschaltet, als Einstieg in seine eigene Stimme. Hauser waren die fünfzig Millionen jetzt nicht nur sicher: Skiba hatte das Gefühl, dass er viel, viel mehr zahlen würde, und zwar sein restliches Leben lang. Hauser hatte ihn in der Hand. Was war er doch für ein Schwachkopf gewesen. Er hatte sich am laufenden Band austricksen lassen. Unglaublich.
    »Haben Sie das gerade gehört? Es war der wunderbare Klang von Dynamit. Meine Männer nehmen sich gerade eine Pyramide vor. Leider ist die Weiße Stadt ein großes, überwuchertes Areal, und Max könnte so ziemlich überall bestattet sein. Ich hab jedenfalls angerufen, um Ihnen zu sagen, dass eine Veränderung eingetreten ist. Wenn wir die Gruft finden und den Codex haben, gehen wir nach W e sten, über die Berge, durch El Salvador, zum Pazifik. Zu Fuß, und dann flussabwärts. Es wird ein bisschen länger dauern. Sie erhalten den Codex innerhalb eines Monats.«
    »Sie haben doch gesagt ...«
    »Yeah, yeah. Ursprünglich wollte ich den Codex mit e i nem Hubschrauber nach San Pedro Sula bringen. Aber dann müssten wir den plötzlichen Tod einiger honduran i scher Soldaten erklären. Und man weiß doch nie, wann i r gendein Kommisskopf von General auf die Idee kommt, unser Eigentum als nationalen Besitz zu beschlagnahmen. Die einzigen Hubschrauber, die es hier gibt, gehören nä m lich dem Militär. Wenn man hier rausfliegen will, muss man

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