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Der Codex

Titel: Der Codex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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hat uns immer für Nieten gehalten. Und vielleicht hat er ja Recht. Schaut mich an: Ich bin si e benunddreißig Jahre alt und noch immer Assistent am Durchschnittsheimer-College. Du verarztest Indianerpfe r de in Hinterwald, Utah, und Vernon verbringt die reifste Zeit seines Lebens damit, Swami Wu-Wu Liedchen zu si n gen. Wir sind Verlierer.« Er brach in ein heiseres Lachen aus.
    Borabay stand auf. Die Handlung an sich war einfach, a ber er tat es mit solch langsamer Bedächtigkeit, dass es alle zum Schweigen brachte. »Das keine gute Rede.«
    »Du warst auch nicht gemeint, Borabay«, sagte Philip.
    »Keine schlechte Rede mehr.«
    Philip ignorierte ihn. Er wandte sich an Tom: »Vater hätte uns wie jeder andere normale Mensch sein Geld hinterla s sen können. Er hätte es auch verschenken können. Schön. Ich hätte damit leben können. Es ist schließlich sein Geld. Aber nein, er musste sich einen Plan ausdenken, um uns zu quälen.«
    Borabay musterte ihn finster.
    »Bruder halten Klappe.«
    Philip wandte sich zu ihm um. »Auch wenn du uns das Leben gerettet hast - halt dich aus unseren Familienangelege n heiten raus!« Auf seiner Stirn pochte eine Ader. Tom hatte ihn nur selten so wütend gesehen.
    »Du mir zuhören, Brüderchen, oder ich dir Arsch versohlen«, sagte Borabay trotzig. Er reckte seine ganzen ein M e ter sechzig in die Höhe und ballte die Fäuste.
    Eine Sekunde verstrich, dann fing Philip an zu lachen und schüttelte den Kopf. Er entspannte sich. »Gott im Himmel, ist der Bursche echt?«
    »Wir sind alle ein wenig angespannt«, sagte Tom. »Aber Borabay hat Recht. Hier ist nicht der Ort, um sich zu stre i ten.«
    »Heute Abend«, sagte Borabay, »wir reden über wichtige Dinge.«
    »Und worüber?«, erkundigte sich Philip.
    Borabay wandte sich wieder dem Kochtopf zu und rührte erneut in ihm herum. Sein bemaltes Gesicht war undurchdringlich. »Ihr werden sehen.«

48
     
    Lewis Skiba lehnte sich in den Ledersessel seiner holzgetäfelten Bude zurück und blätterte im Journal die Seite mit dem Leitartikel auf. Trotz seiner Bemühungen, ihn zu lesen, beeinträchtigte doch das ferne Quaken und Blöken seines Trompete übenden Sohnes seine Konzentration. Seit Ha u sers letztem Anruf waren fast zwei Wochen vergangen. Der Kerl spielte eindeutig mit ihm, hielt ihn in ständiger Spa n nung. Oder war etwas passiert? Hatte Hauser es ... getan?
    Skibas Blick fiel auf den Leitartikel. In dem Bemühen, den Ansturm an Selbstvorwürfen zu verdrängen, richtete er die Augen auf den Artikel, doch die Worte huschten durch se i nen Verstand, ohne dass irgendetwas von ihrer Bedeutung hängen geblieben wäre. Mittelhonduras war eine gefährl i che Gegend. Es war gut möglich, dass Hauser irgendwo auf die Schnauze gefallen war, etwas falsch eingeschätzt, sich ein Fieber zugezogen hatte ... Ihm konnte alles Mögliche zugestoßen sein. Hauptsache, er war verschwunden. Zwei Wochen waren eine lange Zeit. Vielleicht hatte er versucht, die Broadbents zu töten, doch sie hatten sich als zu klug für ihn erwiesen und ihn stattdessen selbst umgebracht?
    Trotz aller Unwahrscheinlichkeit hoffte Skiba, dass genau dies passiert war. Hatte er Hauser wirklich gesagt, er solle die Broadbents töten? Was war ihm damals nur durch den Kopf gegangen? Ein unfreiwilliges Stöhnen entrang sich seiner Kehle. Hoffentlich hatte Hauser ins Gras gebissen. Skiba wusste nun - auch wenn es zu spät war -, dass er li e ber alles verlor, als an einem Mord schuld zu sein. Er war ein Mörder. Er hatte gesagt: Bringen Sie sie um. Er fragte sich, wieso Hauser dermaßen darauf beharrt hatte, dass er den Satz aussprach. Herrgott. Wie war es nur dazu g e kommen, dass er, Lewis Skiba, Football-Star an der High School, Stanford- und Wharton-Absolvent, Fulbright-Stipendiat, Geschäftsführer eines der fünfhundert umsat z trächtigsten Unternehmen der Welt ... Wie war es nur dazu gekommen, dass er sich von einem billigen Polyester-Kriminellen so hatte unter Druck setzen und manipulieren lassen? Er hatte sich immer für einen Menschen von moral i schem und intellektuellem Gewicht gehalten, für einen E thiker, einen guten Menschen. Er war ein guter Vater. Er betrog seine Frau nicht. Er ging in die Kirche. Er saß in Vo r ständen und spendete einen dicken Batzen seines Einko m mens für wohltätige Zwecke. Und doch war es einem g e schniegelten Schleicher gelungen, ihm irgendwie die Daumenschrauben anzulegen, ihm die Maske vom Gesicht zu reißen, ihn als das

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