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Der Codex

Titel: Der Codex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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Sechzehnjährige ...«
    »Hören Sie auf!«, brüllte Sally und presste die Hände auf ihre Ohren. »Mir reicht's! Don Alfonso, ich habe genug von Ihren Kommentaren über Sex!«
    Der Greis zuckte die Achseln. »Ich bin ein alter Mann, C u randera, und das bedeutet, dass ich reden und Witze machen darf, wie es mir gefällt. Gibt es diese Tradition in A merika nicht?«
    »In Amerika reden alte Menschen nicht ständig über Sex.«
    »Über was reden sie denn?«
    »Sie reden über ihre Enkel, das Wetter, Florida und solche Sachen.«
    Don Alfonso schüttelte den Kopf. »Wie langweilig es doch sein muss, in Amerika alt zu werden.«
    Sally marschierte von hinnen und zog die Hüttentür hi n ter sich zu. Bevor sie verschwand, warf sie Tom einen gift i gen Blick zu. Tom schaute verdutzt hinter ihr her. Was ha t te er denn getan oder gesagt? Es war einfach ungerecht, dass sie ihn des Sexismus verdächtigte.
    Don Alfonso zuckte die Achseln, steckte seine Pfeife wieder an und sagte lauthals: »Ich verstehe das nicht. Sie ist neunundzwanzig und unverheiratet. Ihr Vater wird eine enorme Mitgift bezahlen müssen, um sie loszuwerden. Und Sie sind fast auch schon ein alter Mann und haben keine Ehefrau. Warum heiratet ihr beide nicht? Sind Sie vielleicht homosexuell?«
    »Nein, Don Alfonso.«
    »Es ist ganz in Ordnung, wenn Sie es sind, Tomas. Chori kann Ihnen gefällig sein. Er ist nicht festgelegt.«
    »Nein, danke.«
    Don Alfonso schüttelte verwundert den Kopf. »Jetzt verstehe ich überhaupt nichts mehr. Sie müssen Ihre Chancen nutzen, Tomas.«
    »Sally«, sagte Tom, »ist mit einem anderen Mann verlobt.«
    Don Alfonsos Brauen zuckten hoch. »Ach. Und wo ist dieser Mann jetzt?«
    »In Amerika.«
    »Dann kann er sie nicht lieben!«
    Tom zuckte zusammen und warf einen Blick auf ihr Quartier. Don Alfonsos Stimme trug nämlich besonders weit.
    Da tönte Sallys Stimme aus der Hütte: »Er liebt mich. Und ich liebe ihn. Und vielen Dank euch beiden, dass ihr jetzt die Klappe haltet!«
    Im Wald schallte ein Gewehrschuss, und Don Alfonso stand auf. »Das ist unser zweiter Gang.« Er nahm seine Machete und ging in die Richtung, aus der der Knall geko m men war.
    Tom stand ebenfalls auf und brachte seine Hängematte in den Unterstand, um sie aufzuspannen. Als er eintrat, hän g te Sally gerade einige Kräuter an den Pfählen auf.
    »Dieser Don Alfonso ist ein alter Lüstling und ein Sex i stenschwein«, sagte sie erzürnt. »Und Sie sind genauso schlimm.«
    »Er bringt uns immerhin durch den Sumpf.«
    »Ich kann seine kleinen Bemerkungen ganz und gar nicht leiden. Und Ihre grinsende Zustimmung genauso wenig.«
    »Sie können doch nicht erwarten, dass er sich mit den neuesten Entwicklungen feministischer und politischer Korrektheit auskennt.«
    »Darüber, dass Sie zu alt zum Heiraten sind, hat er jede n falls nicht gesprochen. Und dabei sind Sie gute zwei Jahre älter als ich. Es ist immer nur die Frau, die zu alt zum Heir a ten ist.«
    »Nun machen Sie mal halblang, Sally.«
    »Ich mache nicht halblang!«
    Don Alfonsos Stimme verhinderte Toms Antwort. »Der erste Gang ist zum Verzehren bereit! Gekochter Papagei und Maniokeintopf. Danach gibt's Tapir-Steak. Alles ist g e sund und köstlich. Hört jetzt auf zu streiten und kommt zum Essen raus!«

25
     
    »Buenas tardes«, murmelte Ocotal und nahm neben Philip am Feuer Platz.
    »Buenas tardes.« Philip nahm überrascht die Pfeife aus dem Mund. Es war das erste Mal, dass Ocotal auf dieser Reise zu ihm sprach.
    Sie hatten einen großen See am Rand des Sumpfes erreicht und lagerten auf einer sandigen Insel mit einem richtigen Strand. Die Insekten waren weg, die Luft war frisch, und zum ersten Mal seit einer Woche konnte Philip in jeder Richtung weiter als sieben Meter sehen. Das Einzige, was ihm missfiel, war das an den Strand klatschende Wasser, denn es war so schwarz wie Kaffee. Hauser war wie üblich mit einigen Soldaten auf der Jagd. Die anderen Männer s a ßen an ihrem eigenen Feuer und spielten Karten. Die Luft hatte wegen der Hitze und dem grüngoldenen Licht des späten Nachmittags etwas Einschläferndes. Insgesamt g e sehen befanden sie sich jedoch Philips Ansicht nach an e i nem schönen Fleckchen Erde.
    Ocotal beugte sich abrupt vor. »Ich habe die Soldaten gestern Nacht reden hören.«
    Philip hob die Augenbrauen. »Und?«
    »Sie wollen Sie töten. Zeigen Sie jetzt keine Reaktion auf meine Worte.« Er sprach so leise und schnell, dass Philip irgendwie glaubte, sich verhört zu

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