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Der Codex

Titel: Der Codex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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ungläubig.
    Vernon zuckte die Achseln.
    »Du hast mir das Leben gerettet.«
    »Na und?«, erwiderte Vernon fast abwehrend. »Du hast meines ja auch gerettet. Du hast eine Schlange für mich geköpft. Ich bin nur ins Wasser gesprungen.«
    »Bei der heiligen Jungfrau«, sagte Don Alfonso. »Ich kann es noch immer nicht fassen.«
    Tom hustete noch einmal. »Ja, also, Vernon, danke.«
    »Der Tod muss heute ganz schön enttäuscht sein«, rief Don Alfonso und deutete auf das klitschnasse und ängstl i che Äffchen, das auf einem Felsen am Wasser hockte. »Ja, sogar der Mono chucuto hat dem Tod ein Schnippchen g e schlagen.«
    Der elend aussehende Kniich kletterte wieder in Toms Tasche, nahm seinen üblichen Platz ein und gab ein paar mü r rische Laute von sich.
    »Keine Beschwerden bitte«, sagte Tom. »Du bist schließlich schuld an all dem.«
    Das Äffchen antwortete mit einem frechen Zungenschna l zen.
    Auf der anderen Seite des Flusses ging es wieder bergauf, und sie stiegen stetig höher ins Gebirge. Dunkelheit und Kälte schlichen sich in die Luft. Tom, noch immer nass, fing an zu zittern.
    »Erinnern Sie sich noch an das Tier, über das ich gestern mit Ihnen gesprochen habe?«, fragte Don Alfonso beiläufig.
    Tom brauchte einen Moment, um sich klar zu machen, was er meinte.
    »Es ist eine Dame - und sie ist noch immer bei uns.«
    »Woher wissen Sie das?«
    Don Alfonso wurde leiser. »Sie hat üblen Mundgeruch.«
    »Sie haben sie gerochen?«, fragte Sally.
    Don Alfonso nickte.
    »Wie weit wird sie uns folgen?«
    »Bis sie etwas zu fressen kriegt. Sie ist schwanger und hungrig.«
    »Großartig. Dann sind wir wohl die Essiggürkchen und Silberzwiebeln.«
    »Wir wollen zur Mutter Gottes beten, dass sie einen langsamen Ameisenbär ihren Weg kreuzen lässt.« Don Alfonso nickte Sally zu. »Und stets wachsam bleiben.«
    Der Pfad führte durch einen Wald aus knorrigen Bäumen, der, je höher sie kamen, immer dichter wurde. An einer bestimmten Stelle bemerkte Tom, dass die Umgebung heller wurde. Irgendwie roch es auch anders hier, als wehte ein schwacher Duft in ihre Richtung. Dann traten sie ziemlich plötzlich aus dem Dunst heraus und fanden sich im So n nenschein wieder. Tom blieb verdutzt stehen. Sie schauten nun über ein Meer aus Weiß hinweg. Am bauschigen Hor i zont ging die Sonne gerade in orangefarbenem Feuer unter. Der Wald wimmelte von leuchtenden Blüten.
    »Wir sind über den Wolken«, rief Sally.
    »Wir lagern auf dem Gipfel.« Don Alfonso schritt mit neuer Kraft aus.
    Der Pfad verlief über den Bergrücken mit einer weitläufigen Wiese voller Wildblumen, die sich in der leichten Brise wiegten. Dann waren sie urplötzlich auf dem Gipfel und schauten über ein im Nordwesten wogendes Wolkenmeer hinweg. In einer Entfernung von ungefähr achtzig Kilom e tern erspähte Tom eine Reihe spitzer blauer Berggipfel. Sie brachen wie eine am Himmel schwebende Inselkette durch die Wolken.
    »Die Sierra Azul«, sagte Don Alfonso mit seltsam leiser Stimme.
     

37
     
    Lewis Skiba blickte ins flackernde Feuer und verlor sich in den wechselnden Farben. Er hatte den ganzen Tag über nichts getan: Er hatte das Telefon nicht abgehoben, an ke i ner Konferenz teilgenommen und keine Aktennotizen di k tiert. Er konnte nur an eines denken: Hat Hauser es getan? Hat er mich schon zum Mörder gemacht? Er stützte den Kopf in die Hände und erinnerte sich an die von Efeu bewachs e nen Häuser Whartons und an das beflügelnde Gefühl u n endlicher Möglichkeiten der Anfangszeit. Die ganze Welt hatte vor ihm gelegen ... Er hatte nur zuzugreifen brauchen. Doch jetzt ... Er musste sich daran erinnern, dass er Ta u senden von Menschen Arbeitsplätze und Chancen ve r schafft hatte. Er hatte sein Unternehmen groß gemacht und Medikamente hergestellt, die Menschen von schrecklichen Krankheiten heilten. Er hatte drei wohlgeratene Söhne. Doch seit einer Woche erwachte er stets mit dem gleichen Gedanken: Ich bin ein Mörder. Er hätte seine Worte gern z u rückgenommen. Aber nun ging es nicht mehr. Hauser hatte nicht mehr angerufen, und für ihn selbst gab es keine Mö g lichkeit, Verbindung mit ihm aufzunehmen.
    Warum hatte er Hauser gesagt, er solle es tun? Warum hatte er sich von diesem Kerl so überrumpeln lassen? Skiba versuchte sich einzureden, dass Hauser es auch ohne ihn getan hätte; dass er nicht schuldig am Tod eines Menschen war; dass alles vielleicht nur verbale Kraftmeierei gewesen war. Es gab nun mal Menschen, die gern mit ihrer

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