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Der Colibri-Effekt

Der Colibri-Effekt

Titel: Der Colibri-Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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ihrem Liebsten
ging sie im Leben prinzipiell immer vom schlimmsten Fall aus. Für den Job als
Leiterin der Revision in der HUK Coburg war sie
als eisenharte Pessimistin die Idealbesetzung, für das Leben als solches
allerdings oft eher nicht. Wenn man immer schön fest an das »worst
case scenario« glaubte, dann trat es auch irgendwann ein. Ausgelöst
durch die Kraft der Eigensuggestion. Da war es nur gut, dass mit Manuela Rast
und Honeypenny jetzt zwei Damen an ihrer Seite waren, die mit ihren Beinen fest
auf dem Boden der Lebenswirklichkeit standen und durchaus einen Hang zum
Optimismus hatten. Mit dem beruhigenden Gefühl, sich ganz auf seinen Job konzentrieren
zu können, stieg Haderlein also wieder in seinen Freelander.
    Auf dem
Weg in die Dienststelle ordnete er noch einmal grob alle Fakten. Viel gab es
nicht zu ordnen, dazu war das meiste zu mysteriös und erschien noch immer
zusammenhangslos. Und doch musste da irgendwo eine Verbindung sein, ein »missing link« .
    Seinen
Kollegen hatte er sein Eintreffen angekündigt und sie zu einer dringenden
Lagebesprechung geladen. Als er die Tür zur Dienststelle aufstieß, warteten
Fidibus und Huppendorfer schon sehnsüchtig auf ihn.
    »Na,
endlich! Wir hatten schon befürchtet, du wärst auch entführt worden.«
Ungeduldig ging Huppendorfer mit einem ganzen Stapel Papiere sowie seinem
Laptop voraus in Suckfülls Büro, wo er alles auf dem Tisch ablegte und sich
setzte. Haderlein nahm neben ihm Platz, Suckfüll dahinter. Haderlein hatte
sofort bemerkt, dass Fidibus keine seiner üblichen Zigarren zwischen seinen
Fingern malträtierte, sondern mehr oder minder auffällig bemüht war, seine
Hände still zu halten, was ihm nur leidlich gelang. Er wirkte fast, als wollte
er sich das Trockenrauchen abgewöhnen.
    »Dann
fangen Sie doch gleich mal an.« Fidibus fuchtelte mit einer Hand in
Huppendorfers Richtung.
    »Okay«,
sagte der bereitwillig und legte los. »Es gibt einiges zu berichten,
beispielsweise haben wir bereits sieben Anrufe bezüglich unserer
Phantomzeichnung erhalten. Ich habe die gemeldeten Personen überprüft, die aber
leider alle noch leben. Erst vor einer Stunde habe ich mit Ruckdeschl
telefoniert. Die Analyse hat ergeben, dass diese Farbe, der Colibri-Effekt, die
auf dem Laster gefunden wurde, erst vor Kurzem, einer Woche maximal, angerührt
und verstrichen wurde. Ansonsten handelt es sich um Farbpigmente, die früher
haufenweise verkauft wurden. Die Firma, die die Dose produziert hat, gibt es
allerdings seit 1983 nicht mehr. Auch da stecken wir in einer Sackgasse. Auf
dem Boden des Lastwagens fanden sich blaue Stofffasern, die mit denen von
Lagerfelds Hose übereinstimmen«, fuhr Huppendorfer in seinem Bericht fort. »Wir
konnten das überprüfen, weil Ute noch ein paar Stoffreste vom Kürzen der Hose
übrig hatte. Bernd war also ganz sicher auf dem Laster und hat dort auch noch
seine Sonnenbrille verloren, wie wir alle wissen. Jetzt zu den Projektilen, die
den Baron getroffen haben: Das Gewehr, aus dem die Kugeln abgefeuert wurden,
ist polizeilich leider nicht bekannt. Ich habe unsere Laborergebnisse jedoch an
Interpol weitergegeben, vielleicht taucht die Waffe ja noch woanders auf.«
    Haderlein
runzelte die Stirn, schwieg aber erst einmal.
    »Dann zu meiner
eigentlichen Aufgabe, dem Hubschrauber. Die Kollegen in Flensburg haben noch
einmal wegen des Flugplatzes recherchiert. Er gehörte noch vor ein paar Jahren
der Bundeswehr, die ihn als Hubschrauberstützpunkt nutzte, wurde aber
inzwischen für den öffentlichen Flugverkehr freigegeben. Hauptsächlich wird er
von Geschäftsleuten und Sportfliegern genutzt. Aber nun kommt’s: Der Flugplatz
verfügt über eine vollautomatische Zapfstelle inklusive unterirdischem Tank mit
Flugbenzin. Wer sich auskennt und eine registrierte Kreditkarte besitzt, kann
dort landen und tanken, wann immer er will. Die Kollegen in Flensburg haben
durchgegeben, dass der Flugplatz zwar nachts unbemannt ist, aber per Video
überwacht wird, um Missbrauch zu verhindern. Die Überprüfung der Kreditkarte
dauert wahrscheinlich noch bis morgen, weil das Konto auf einer ausländischen
Bank liegt, aber«, Huppendorfer hob demonstrativ den Finger, »aber dafür haben
mir die Flensburger Kollegen vorhin schon diese Videodatei gemailt.« Stolz
drehte er den Laptop um, sodass Suckfüll und Haderlein einen guten Blick auf
den Bildschirm hatten, drückte die Enter-Taste, und ein Filmchen begann zu
laufen.
    Haderlein
und Fidibus zuckten

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