Der Colibri-Effekt
einer ungeduldigen Handgeste.
»In der
Würze liegt die Kürze, Chef«, fügte Haderlein mit gewisser Ironie hinzu, die
Fidibus jedoch entging, konzentriert, wie er war.
»Also
gut, ich konnte heute mitten in der Coburger Innenstadt Licht in das Dunkel um
diese Zigarette bringen«, sagte er stolz.
Haderlein
und Huppendorfer sahen sich verblüfft an und setzten sich erwartungsvoll in
ihre Sessel. Geschahen doch noch Zeichen und Wunder auf dieser Welt?
Robert
Suckfüll ließ sich vom Verhalten seiner Untergebenen nicht im Geringsten
beeindrucken und gab die ganze Geschichte seiner Erlebnisse in Coburg zum
Besten, erwähnte auch die – seiner Meinung nach – katastrophale
Beschilderung der dortigen Verkehrswege, vor allem aber erzählte er von der
russischen Papirossi und schloss seinen Bericht mit dem U-Boot »Komsomolez«.
Als Fidibus geendet hatte, blickte er nicht wie erwartet in freudig erstaunte,
sondern in nachdenkliche Gesichter.
»Was soll
denn ein russisches U-Boot mit unserem Fall zu tun haben?«, fragte Huppendorfer
ratlos in die Runde.
»Das
würde ich auch gern wissen«, stöhnte Haderlein, der schon wieder ein Puzzleteil
serviert bekommen hatte, mit dem er nichts anfangen konnte.
Einen
Moment lang standen sie schweigend da. Lagerfeld ergriff schließlich die
Initiative.
»Du wirst
also von schwerbewaffneten Typen verfolgt, weißt aber nicht, wer sie sind.
Außerdem hast du einen Peilsender an dir und an diesem Pick-up gefunden.
Richtig?« HG nickte.
»Das
heißt, die können jederzeit hier auflaufen und uns alle umbringen?«
Wieder
nickte HG rat- und hilflos. Bis hierher hatten seine
Fähigkeiten gereicht, aber jetzt ging ihm die Luft aus. Und Bernd schien das zu
bemerken.
»Wo steht
dein Auto, HG ?«, fragte er.
»Da vorn
links rein. ›Sundgata‹, so heißt die Straße, glaub ich.«
»Und der
Sender an deinem Fahrzeug ist noch aktiv?«, bohrte Lagerfeld weiter.
»Leider
ja. Es hätte zu lang gedauert, nach dem Ding zu suchen«, entschuldigte sich
Jahn erschöpft. »Was hast du vor?«
Doch er
bekam keine Antwort, sondern musste zusehen, wie sein alter Vereinskamerad ein
Handy hervorzog und mit jemandem hektisch telefonierte. Als er das Gespräch
beendet hatte, wandte er sich ihm wieder zu.
»Du hast
echt Schwein, dass du einen alten Kumpel hast, der bei der Polizei seine
Brötchen verdient, HG . Mit den Informationen von
unserer lieben Tina konnte ich schon ein paar Vorarbeiten leisten. Das heißt
allerdings, dass für dich das Spiel hier erst einmal zu Ende ist. Jetzt
übernehmen die Norweger die Angelegenheit, und wir zwei werden uns in
Sicherheit bringen, alles klar?«
»Und wo
soll dieses sichere Versteck sein?«, fragte HG .
»Es geht
nach Hause, HG , nach Bamberg, wenn du es genau
wissen willst.« Lagerfeld winkte kurz mit der rechten Hand, und vier
Zivilbeamte der norwegischen Polizei erhoben sich von ihren Bänken, auf denen
sie unauffällig gewartet hatten. Tina wechselte ein paar Worte mit ihnen, dann
ging die ganze Gruppe zu einem Kleinbus, der keine zehn Meter entfernt parkte.
Die norwegischen Polizisten schauten sich noch einmal um, dann stiegen sie als
Letzte ein, und der Bus setzte sich in Bewegung.
Dag Moen
schlenderte langsam am nördlichen Hafenkai entlang, als er Jahn entdeckte. Er
stand auf der anderen Hafenseite und unterhielt sich intensiv mit einem Mann
und einer jungen Frau. Das Gespräch schien nicht besonders erfolgreich zu
verlaufen, denn schließlich standen sie wortlos da und starrten auf den Boden.
Blitzschnell
zog er sein Handy hervor und machte ein Foto von dem Mann, bevor er Sedat eine
Nachricht schickte: »Hab ihn. Bleib beim Wagen!« Dann steckte Dag das Handy weg
und beobachtete die Szene weiter. Der unbekannte Mann hatte zwischenzeitlich
telefoniert. Als jetzt vier andere Männer zu der Gruppe stießen, sah Dag auf
den ersten Blick, dass es sich um Polizisten handelte. Es war die Art, wie sie
sich bewegten und sich umschauten. Dann ging die gesamte Gruppe zu einem VW -Bus und stieg ein. Mist. Von nun an gab es nur zwei
Möglichkeiten: Entweder behielt die Polizei Jahn hier in Norwegen, dann
brachten sie ihn mit Sicherheit nach Oslo, oder sie verfrachteten ihn zurück
nach Deutschland. Aber das konnte er nur herausfinden, wenn er dem Bus folgte.
Zum Glück gab es nur eine Ausfallstraße aus Risør, die alle Fahrzeuge nehmen
mussten. Er drehte sich um und lief zu Sedat zurück. Noch war nichts verloren.
Hauptsache, sie konnten ihren Vorsprung
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