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Der Colibri-Effekt

Der Colibri-Effekt

Titel: Der Colibri-Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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gewählt wird, ist zum König
der Idioten!«
    Dann
stahl sich wieder ein kaum wahrnehmbares Lächeln in seine Augen. »Philipp
Breithut, was kann ich für Sie tun?« Mit ausgestreckter Hand ging er auf seinen
Kunden zu.
    Fidibus
war positiv überrascht, von Breithut in dieser lebensfeindlichen
oberfränkischen Umgebung so freundlich begrüßt zu werden.
    »Robert
Suckfüll aus Bamberg. Frau Hoffmann, meine Sekretärin, hatte heute Vormittag
bereits angerufen und mich angekündigt.« Freudig erregt schüttelte er dem
Ladenbesitzer die Hand.
    Die Augen
Breithuts wurden groß und größer. »Suckfüll? Wollten Sie nicht schon vor zwei
Stunden hier sein?«, fragte er nachdenklich. Aber bevor Fidibus noch antworten
konnte, ging Breithut ein Licht auf. »Etwa der Robert
Suckfüll, dem ich auch die Zigarren schicke?«
    »Ja,
allerdings, genau dieser«, beeilte sich Fidibus, seine Identität zu bestätigen.
    Auf
Breithuts Gesicht erschien erneut das schmale Lächeln. »Herr Suckfüll, so so.
Schön, dass wir uns endlich persönlich kennenlernen.«
    »Ja,
nicht wahr?«, strahlte ihn Fidibus an und wagte schon, auf eine lebenslange
Freundschaft mit einem Bruder im Geiste zu hoffen.
    Doch
Breithut wollte auf etwas anderes hinaus. »Sie sind einer meiner besten Kunden,
Herr Suckfüll, aber ich muss Sie etwas fragen, das mir schon sehr lange auf der
Seele liegt.«
    Fidibus
richtete sich voller Befriedigung erneut seine Krawatte. Bestimmt hatte der
Mann schon von ihm und seiner berühmten Dienststelle in Bamberg gehört, war
beeindruckt von seinen persönlichen Erfolgen und wollte sich jetzt
stellvertretend für die Gesellschaft bei ihm bedanken oder vielleicht sogar ein
Autogramm.
    »Sagen
Sie, Herr Suckfüll, rauchen Sie die ganzen Havannas wirklich selbst, oder
verfüttern Sie die an irgendwelche Haustiere?«, erkundigte sich Breithut lakonisch.
    Von einem
Moment auf den anderen schaute Suckfüll nicht mehr gönnerhaft prominent,
sondern nur noch verblüfft. »Wie, äh, meinen Sie das jetzt, Herr, äh,
Breithut?«, stotterte er.
    »Nun,
kein normaler Mensch raucht in so kurzer Zeit eine derartige Menge an Zigarren.
Aber falls doch, dann würde ich Sie dringend um ein Interview mit dem
›Tabakmagazin‹ bitten. Sie könnten berühmt damit werden, so viel in so kurzer
Zeit konsumiertes Nikotin zu überleben.«
    Fidibus
starrte sein Gegenüber ein paar Sekunden lang fassungslos an, dann fing er sich
wieder. Er räusperte sich, zog sein noch immer feuchtes Taschentuch heraus und
tupfte sich damit erneut die Stirn ab. »Nun, das verhält sich alles so«, begann
er seine Erklärungen. »Diese Zigarren werden, nun, sozusagen nicht alle direkt
geraucht. Sie dienen, äh, anderen Zwecken. Wie soll ich Ihnen das nur
verständlich erklären? Sie sind für eine Art feuerlose, äh, Ausstellung, ja,
das ist der richtige Begriff.« Erleichtert über diesen Einfall betupfte er sich
wieder die Stirn.
    »Eine
feuerlose Ausstellung?«, echote Breithut ratlos. Seit wann wurden seine
Zigarren für Ausstellungen verwendet, und wieso hatte er von diesen
Ausstellungen noch nie etwas gehört oder gelesen?
    »Ja,
Ausstellungen«, echote Fidibus Breithuts Echo hinterher, während sich sein
Taschentuch langsam dem physikalischen Sättigungspunkt näherte.
    »Ausstellungen
über ein überwachungstechnisches, äh, Experiment des Trockenrauchens. Sozusagen
für geschlossene Kreise, also, die Ausstellungen sind eher geschlossene
Veranstaltungen im, äh, kleinen Kreise, im Prinzip ausschließlich für weibliche
Insider, also quasi ohne die Herstellung irgendeiner allgemeinen
Öffentlichkeit, wenn Sie verstehen, was ich meine.« Ein Tropfen Schweiß verließ
Suckfülls Taschentuch in Richtung Erdmittelpunkt und traf mit einem leisen
»Plitsch!« auf dem steinernen Ladenfußboden auf.
    Und nein,
Breithut verstand nicht, was Fidibus meinte. Nicht das Geringste. Aber es
deuchte ihm, besser nicht weiterzubohren. Dieser Suckfüll war zwar etwas absonderlich,
aber schließlich war er Kunde und damit König. »Na gut, Herr Suckfüll, ist ja
auch nicht so wichtig«, wechselte er das Thema. »Was genau führt Sie denn heute
zu mir?« Er wandte sich um und ging hinter seinen alten Ladentresen.
    Erfreut
legte Fidibus das durchnässte Taschentuch auf die Theke. »Nun, es geht um eine
ganz spezielle Zigarette, die in einem Mordfall eine Rolle spielt. Meiner
unmaßgeblichen Meinung nach handelt es sich um eine russische Papirossi, deren
genaue Herkunft wir aber dringend

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