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Der Colibri-Effekt

Der Colibri-Effekt

Titel: Der Colibri-Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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synchron zusammen, als sie die zwei Personen auf dem Laptop
sahen. Die Aufnahme war aus der Perspektive einer Dachkamera gemacht worden.
Der entführte Hubschrauber Fiesders war genauso eindeutig zu erkennen wie auch
der Mann, der oben am Dach einen Tankstutzen einschraubte. Als er damit fertig
war, sprang er zu Boden und gesellte sich zu dem anderen Mann, der an einer Art
Zapfsäule stand. Man konnte sehen, wie der größere der beiden etwas in die
Säule eintippte, dann spannte sich der Schlauch, und die beiden Männer begannen
eine lebhafte Unterhaltung. Als Huppendorfer zwei Mal kurz auf die Tastatur
tippte, wurde das Bild herangezoomt.
    »Das ist
ja der Kollege Schmitt!«, entfuhr es Robert Suckfüll.
    »Allerdings«,
knurrte Haderlein, dessen Augen sich am Computerbildschirm regelrecht
festsogen. »Und Bernd scheint nicht besonders mit dem einverstanden zu sein,
was ihm Kiesler da erzählt. Auf jeden Fall lebt unser lieber Kollege, das
wollen wir als positiv verbuchen.«
    Kurz
darauf war der Tankvorgang beendet, und die beiden Männer kletterten wieder in
den Hubschrauber. Doch bevor der abhob, endete das Video abrupt.
    »Das
war’s«, schloss Huppendorfer seinen Vortrag und lehnte sich zurück.
    Zum
Erstaunen der beiden anderen sprang Haderlein wie von einer Tarantel gestochen
auf und stürmte zu seinem Schreibtisch. Gleich darauf kam er mit einer
Europakarte plus einer Rolle Paketschnur in der Hand zurück. Die Karte faltete
er komplett auseinander und legte sie auf den Fußboden vor dem Schreibtisch.
    »Wie weit
kann der vollgetankte Hubschrauber fliegen?«, wollte Haderlein ungeduldig von
Huppendorfer wissen.
    »Stimmt,
das hatte ich ja ganz vergessen«, sagte Huppendorfer schuldbewusst. »Ich habe
bei Eurocopter angerufen. Da die Karosserie von dem Teil fast vollständig aus
Carbon besteht, dadurch sehr leicht ist und –«, Huppendorfer schwieg, weil
ihn sowohl Haderlein als auch Fidibus strafend ansahen.
    »In der
Würze liegt die Kürze«, gab Fidibus von sich.
    »Okay,
okay«, sagte Huppendorfer diensteifrig. »Der Hubschrauber besitzt eine
Standardreichweite von circa sechshundertfünfzig Kilometern bei einer
Höchstgeschwindigkeit von knapp dreihundert Stundenkilometern. Mit leerem Heli
und bei intelligenter Flugweise, zum Beispiel dicht über der Oberfläche und vor
allem bei günstigen Windbedingungen, können es allerdings auch fast achthundert
Kilometer sein.«
    »Dann
liefer uns jetzt mal sofort Windrichtung und Stärke über der Nordsee, Cesar.«
Haderlein wurde immer ungeduldiger.
    Während
Huppendorfer umgehend seinen Laptop bearbeitete, nahm Haderlein die Paketschnur
zur Hand und schnitt sie maßstabsgetreu auf eine Länge zurecht, die achthundert
Kilometern auf der Landkarte entsprach. Das eine Ende der Paketschnur fixierte
er mit einer Nadel auf Flensburg, dann zog er darum herum mit der abgelängten
Schnur einen Kreis. Alles, was in dem Kreis lag, lag also in Reichweite des vollgetankten
Helis.
    »Zu der
Zeit ging Wind in der Stärke zwei bis drei aus Südsüdwest«, meldete sich
Huppendorfer.
    »Das
heißt, am weitesten kam man, wenn man grob Richtung Nordnordost geflogen ist.
Ungefähr nach hier.« Haderlein steckte eine kleine rote Nadel in die Südküste
Norwegens nahe dem Oslofjord. Er erhob sich und betrachtete sich die Karte aus
stehender Perspektive.
    »Ich
bitte um eine Meinungsabgabe, die Herren. Ich für meinen Teil denke Folgendes:
Nach Deutschland zurückgeflogen sind sie nicht. Mittels Radar hätte man sie
sofort entdeckt. Das Gleiche gilt für Dänemark. Aufgrund des Windes konnten sie
es nicht bis nach England schaffen. Das heißt, es bleiben uns drei
Möglichkeiten. Entweder sind sie auf einer Ölplattform oder einem Schiff in der
Nordsee gelandet, oder ihr Ziel lag irgendwo in Südnorwegen oder Schweden.«
Erfreut über seine Erkenntnis rieb Haderlein sich die Hände, aber Suckfüll
konnte seine Begeisterung nicht wirklich nachvollziehen.
    »Entschuldigung,
mein lieber Haderlein, doch ich weiß wirklich nicht, ob und wie uns das
weiterhilft.«
    »Da muss
ich dem Chef recht geben«, sagte Huppendorfer. »Deine geografische Ortung in
allen Ehren, aber ein wirklicher Durchbruch ist sie auch nicht.«
    »Ähem,
vielleicht könnte ich die ganze Sachlage doch etwas erhellen«, sagte Fidibus
plötzlich. »Durch Einsatz meines gesamten Könnens und der mir eigenen,
angeborenen Navigationsfähigkeiten konnte ich nämlich –«
    Huppendorfer
unterbrach ihn nun seinerseits mit

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