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Der Colibri-Effekt

Der Colibri-Effekt

Titel: Der Colibri-Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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vor sich hin kicherte.
    Ute von
Heesen verzog genervt das Gesicht. »Ich finde euch so was von peinlich.«
Sicherheitshalber streichelte sie schnell Riemenschneider, nicht dass sich das
kleine Ferkel von ihr noch angesprochen fühlte. Sie hatte keine Zeit, ihren
Unmut noch näher auszuführen, denn ein Mann in weißer Bademeisterkleidung kam
aus dem Gang zu den Umkleidekabinen. An der Kasse wechselte er einige Worte mit
Edeltraut Häschner, bevor er dann schnurstracks zu ihnen trat.
    »Paul
Zillig, einen schönen guten Abend, die Damen«, sagte er freundlich und streckte
Honeypenny, die bereits aufgestanden war, die rechte Hand entgegen. »Sie
möchten uns also ein Wellnessangebot mit einem Schwein machen, habe ich das
richtig verstanden?« Skeptisch betrachtete er Riemenschneider, die inzwischen
von Manuela Rast auf den Arm genommen worden war.
    »Und
worin genau liegt jetzt der therapeutische Effekt bei diesem, äh, Schwein, wenn
ich fragen darf?« Seinem Blick war zu entnehmen, dass er nicht wusste, was er
von der Sache halten sollte. Außerdem schauten schon diverse Badegäste halb
misstrauisch, halb belustigt zu ihnen herüber.
    »Ihr
Werbeslogan heißt doch ›Lust auf Meer‹, oder nicht?«, fragte Honeypenny
rhetorisch. »Also bitte, hier haben Sie mehr. Dieses Heilschwein bietet Ihnen
mehr an Wärme, Zuneigung und Ausstrahlung als jedes andere Wellnessangebot.«
    Riemenschneider
kapierte intuitiv, was die menschlichen Kolleginnen von ihr erwarteten, und
schaffte es tatsächlich, etwas wie ein Lächeln unter ihren Rüssel zu zaubern.
Paul Zillig blieb indes unbeeindruckt und machte keine Anstalten, die
rosafarbene Therapeutin anzufassen. »Ausstrahlung? Sie haben sich nicht
versprochen und meinten Ausdünstung, oder? Für dieses Schwein müssten wir ja
extra eine Schwemmmistanlage unter den Umkleidekabinen anbringen.« Er lachte
laut und beging den Fehler, Riemenschneider in genau diesem Moment streicheln
zu wollen.
    Aber
niemand beschuldigte Riemenschneider ungestraft, schlecht zu riechen oder gar
ihre Exkremente ungeordnet in der Gegend zu hinterlassen. Sie war ein
weibliches Wesen und in Dingen, die ihre Reinlichkeit betrafen, hochgradig
empfindlich. Eine derartige Beleidigung ihres Sauberkeitsempfindens, nachgerade
auch noch von einem Menschenmann, würde sie nicht so einfach über sich ergehen
lassen. Diese Sorte Schwanzträger war ihrer Erfahrung nach als Allerletzte
berechtigt, sich über anderer Leute Sauberkeitsniveau zu erheben.
    »Au!«
Zillig zog die Hand zurück. »Das gibt’s ja wohl nicht, Ihr Heilschwein hat mich
gebissen!« Ungläubig betrachtete er seine Finger, in denen die Zähne
Riemenschneiders kleine Abdrücke hinterlassen hatten. Ute von Heesen wollte am
liebsten im Erdboden versinken.
    »Sie hat
ihre Tage«, sagte Honeypenny ungerührt, aber Oberbademeister Zillig hatte es
endgültig satt.
    »Hört zu,
Ladies, ich habe jetzt wirklich keine Zeit mehr, mir diesen Krampf hier
anzutun. Es ist gleich dreiviertel acht, und ich muss hinten in der Sauna
noch – Was ist denn?« Alle vier Frauen schauten ihn entsetzt an.
    »Wie viel
Uhr ist es?«, fragte Ute von Heesen und äußerte sich damit zum ersten Mal in
der ganzen Angelegenheit.
    »Na ja,
dreiviertel acht und –« Weiter kam Zillig nicht.
    Honeypenny
murmelte noch einen flüchtigen Abschiedsgruß, dann verließen die drei Frauen
mit dem Heilschwein auf dem Arm fluchtartig die Obermaintherme in Bad
Staffelstein. Paul Zillig konnte ihnen nur verwirrt hinterherschauen.
    »Das wird
knapp!«, rief Manuela Rast Ute von Heesen zu, die hektisch das provisorische
Schloss an der Haustür öffnete.
    »Wo steht
der Fernseher, Ute?«, drängelte Honeypenny.
    »Unten im
Keller. Wir haben hier oben noch keinen Satellitenempfänger«, sagte sie
entschuldigend. »Genauso wenig wie eine Kellertür. Bernd hat stattdessen diese
Tischlerplatte zum Drüberlegen gebastelt, damit niemand in das Loch fällt.«
    »Aha, und
wo befindet sich die Platte?«, fragte Manuela Rast, die immer ungeduldiger
wurde.
    »Du
stehst genau davor«, sagte Ute von Heesen lachend. »Inzwischen ist sie vom Putz
und den Farben so versifft, dass ein Fremder den Keller nur finden würde, würde
man ein Schild aufstellen.« Lachend griff sie am Fußboden unter eine dicke
Platte, die sich anheben ließ und eine schmale Kellertreppe freigab.
    »Das ist
ja der reine Wahnsinn! Dann nichts wie runter!« Honeypenny ging vor, und Ute
und Manuela, Letztere mit Riemenschneider auf dem Arm,

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