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Der Colibri-Effekt

Der Colibri-Effekt

Titel: Der Colibri-Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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Haderlein wurde sich seiner Sache immer sicherer,
je länger er darüber nachdachte. Und genau diese Tatsache machte ihm Angst. Er
holte kurz Luft und begann Huppendorfer und seinem Chef seine –
zugegebenermaßen total verrückte – Theorie zu erläutern.

Blutsbande
    Robert
Suckfüll schaute Franz Haderlein noch einen Moment lang an, nachdem dieser
seine abenteuerliche Theorie dargelegt hatte. Von seiner privaten
Schusseligkeit war nichts mehr zu spüren. Fidibus befand sich im Dienstmodus
und war damit zu hundertfünfzig Prozent konzentriert. Man konnte es dem Chef
der Bamberger Polizei ansehen, wie es in ihm arbeitete und rumorte. Immerhin
hätte es dramatische Konsequenzen, wenn Haderlein die Wahrheit sprach, um es
einmal vorsichtig auszudrücken. Aber bei aller Liebe zu seinem erfahrenen
Kriminalhauptkommissar: Diese Gedankenspielereien gingen Suckfüll jetzt doch
einen Tick zu weit. Das klang doch alles sehr gewagt.
    »Mein
lieber, lieber Haderlein«, sagte er mit halb väterlicher, halb belustigter
Stimme. »Ich glaube, Sie haben sich zu viele dieser Hollywoodfilme angeschaut
und sich dabei eine saubere Paranoia eingefangen. Atombombe aus Norwegen? Tsts.
Wissen Sie eigentlich, was das für eine irrsinnige Gedankenkonstruktion ist,
die Sie sich da zusammengebastelt haben, Haderlein? Dabei haben Sie wohl die
etwaigen Konsequenzen völlig vergessen, oder? Nur mal angenommen, ich würde
Ihre aus meiner Sicht abwegige Theorie ernst nehmen, Haderlein, dann müsste ich
ja eine Art übergreifenden Alarm in der deutschen Exekutive auslösen: beim
Bundeskriminalamt, dem Verfassungsschutz, dem Generalbundesanwalt und
sämtlichen Spezialeinsatzkräften von Polizei und Bundeswehr. Und alles nur
wegen Ihrer Hirngespinste.« Fidibus schlug die Hände über dem Kopf zusammen und
schüttelte denselben.
    »Wenn ich
es recht bedenke und unsere Fakten betrachte, dann haben wir bis jetzt einen
Mord in einem Gartenhaus in Baunach und einen angeschossenen Baron. Das ist
schlimm und traurig, aber ganz sicher noch kein Grund für ein
Weltuntergangsszenario. Ich denke, wir sollten uns ausschließlich an die Fakten
halten, nicht wahr?«
    Fidibus
wirkte tatsächlich streng und verärgert, was selten vorkam. Und auch
Huppendorfer schien seine liebe Not mit Haderleins wilder Theorie zu haben.
Sein Blick, den er ihm zuwarf, drückte keine geringe Skepsis aus. Der
Kriminalkommissar merkte, dass er im Moment mit seinen Überlegungen auf
verlorenem Posten stand. Vielleicht hatte er sich ja doch in etwas
vergaloppiert? Allmählich wurde ihm dieser Tag zu viel.
    »Meine
Herren, wenn das so ist, dann werde ich jetzt meinen wohlverdienten Feierabend
antreten und mich in die Falle hauen«, sagte er, während er sich erhob. »Und
morgen früh, wenn ich alles überschlafen habe, werden wir weitersehen.
Vielleicht kommen wir ja voran, wenn Bernd uns mit seinem Informanten Rede und
Antwort steht.«
    Huppendorfer
nickte zufrieden, und auch Fidibus schien von dem Vorschlag regelrecht
begeistert zu sein. Der drohende bürokratische Supergau war dank eines
einsichtigen Haderlein fürs Erste abgewendet worden. Doch der wieder sinkende
Adrenalinspiegel wirkte sich sogleich negativ auf seine Konzentration aus.
    »Das ist
eine ganz hervorragende Idee«, sagte der Dienststellenleiter lächelnd. »Ich
glaube wirklich, dass Sie im Moment einfach einen Bär vor dem Kopf haben.
Erholen Sie sich, Haderlein, träumen Sie was Schönes, und dann werden wir zwei
morgen die goldene Kurve schon kratzen, was?« Zur Verabschiedung patschte er
seinem Kriminalhauptkommissar aufmunternd auf den Rücken.
    Mit
gehörigen Zweifeln machte sich Haderlein kurz nach Mitternacht auf den Weg in
die Judenstraße, wo ihm heute allerdings eine einsame Nacht bevorstand.
    »Ich weiß,
was wir jetzt machen«, meinte Manuela Rast und stellte ihren Rotwein auf den
improvisierten Küchentisch zurück. Ute von Heesen, die ihren Kummer über ihre
verschwundene und nun aus dem fernen Norwegen zurückgemeldete Liebe in dem
guten Tropfen hatte ertränken wollen, dies aber aufgrund ihrer anerzogenen
Disziplin nicht geschafft hatte, schaute Manuela fragend an.
    Riemenschneider,
die sich wie Honeypenny für ein Bier der um die Ecke liegenden Staffelbergbräu
entschieden hatte, saß unter dem Tisch und schlabberte an der unverhofften
Gabe. Wie die anderen beiden Damen war sie gespannt, was jetzt kommen würde.
Immerhin hatten sie es bis jetzt schon geschafft, die liebe Ute, über der in
den letzten

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