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Der Colibri-Effekt

Der Colibri-Effekt

Titel: Der Colibri-Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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kaufen.
    »Wie? Oh,
ach ja. Ich habe ihm also das Ultimatum gestellt, bis zum Ende des Monats den
Rasen in meinem Sinne gekürzt zu haben, ansonsten würde ich meine Konsequenzen
ziehen.«
    Haderlein
bemerkte, dass Helga den Mund noch fester zusammengekniffen hatte als zuvor.
»Und am nächsten Tag war er dann weg und kam nicht wieder? Wegen solch einer
Lappalie?«, wunderte er sich.
    »Ja«,
seufzte die Haushälterin, »er war einfach weg. Hat sich noch nicht einmal
verabschiedet.«
    »Sein
Fortgehen hat Helga sehr getroffen«, warf der Baron ein. »Sie hatte sich sehr
dafür eingesetzt, dass ich den armen Kerl habe einziehen lassen.«
    »Okay,
ich verstehe. Und Ihnen ist in den letzten Tagen vor seinem Verschwinden nichts
an ihm aufgefallen?«, fragte Haderlein sicherheitshalber noch einmal nach.
    Der Baron
und seine Haushälterin schüttelten in Einklang ihre Köpfe.
    »Nein,
Herr Kommissar, Hans war so wie immer. Hier zu Hause und auch auf der
Baustelle. Er benahm sich immer gleich und sah auch die ganze Zeit so aus wie
auf dem Bild von der Feier.« Von Rotenhenne hob erneut seinen Rotwein zum Mund.
    »Bild?
Was denn für ein Bild?«, fragte Lagerfeld erstaunt und schaute nun seinerseits
den älteren Kollegen ärgerlich an.
    »Ach
Gott, das Foto hatte ich ja glatt vergessen«, sagte Haderlein entschuldigend
und ging zu seiner Jacke, die er an die Garderobe am Eingang gehängt hatte. Er
kam mit dem Foto von der burgbaulichen Weihnachtsfeier in der Hand zurück und
reichte es Lagerfeld.
    »Der
Große links hinten mit dem Vollbart, das ist Hans Kiesler«, erklärte Haderlein
und deutete auf die entsprechende Person auf dem Bild.
    Lagerfeld
sah das Gesicht und zuckte zusammen. »Den kenn ich doch.« Wie hypnotisiert
starrte er auf die Fotografie. Alle Augen der Anwesenden richteten sich auf
ihn.
    »Tatsächlich?«,
sagte die Haushälterin misstrauisch. »Und woher, wenn ich fragen darf, Herr
Lagerfeld?«
    Der
Angesprochene verzog sein Gesicht. Offensichtlich hatte der Guten niemand
gesteckt, dass sein bürgerlich korrekter Name Schmitt war. Bernd Schmitt.
Wieder schaute er auf das Foto.
    Haderlein
hatte nach einer kurzen Schrecksekunde ein auffällig spitzbübisches Grinsen
aufgesetzt. »Nun, mein lieber junger Kollege, ich weiß sogar, woher du ihn
kennst«, sagte er milde mit väterlichem Lächeln, während Lagerfeld ihn fragend
ansah. »Der sieht aus wie der Seewolf aus der gleichnamigen Serie, findest du
nicht auch?«
    Lagerfelds
Blick glich einem Fragezeichen. »Wie wer? Was meinst du damit?«
    Haderlein
war nun doch frustriert, dass Lagerfeld den Helden seiner Jugend nicht kannte.
Schließlich war das damals ein Klassiker gewesen – und zwar sowohl als
Buch als auch als Fernsehserie. »Na, der Seewolf«, versuchte er es noch einmal.
»Aber eigentlich meine ich den Schauspieler, Raimund Harmstorf. Der sah genau
so aus wie dieser Kiesler.«
    Lagerfeld
überlegte kurz, dann klingelte etwas bei ihm. »Ach, der Seewolf«, sagte er schließlich. »Von dem habe ich schon mal dunkel irgendwann
irgendetwas gehört. War das nicht der Typ mit den zerrissenen Telefonbüchern?«
    »Genau
der«, freute sich Haderlein, »jetzt hast du’s. Und deshalb kommt er dir auch
bekannt vor.« Zufrieden verschränkte er die Arme und schaute vom Baron zurück
zu Lagerfeld, der aber noch immer skeptisch das Bild betrachtete.
    »Kann
auch sein«, murmelte er, »aber im ersten Moment dachte ich, das wäre ein alter
Sportkamerad von mir. Natürlich kann ich mich auch irren. Liegt vielleicht
tatsächlich an dieser Serie.« Die Haushälterin betrachtete ihn mit unangenehm
stechendem Blick, Haderlein eher nachdenklich.
    »Den
Namen von dem Freund weißt du aber nicht mehr zufällig, oder?«
    »Mensch,
Franz, hast du eine Ahnung, wie lange das schon her ist? Außerdem bilde ich mir
das alles wahrscheinlich eh bloß ein.« Leicht verunsichert gab er seinem
Kollegen das Foto zurück und leerte sein Glas Wasser. Helga hatte noch immer
nicht ihren Blick von ihm genommen.
    »Wie wäre
es denn langsam mit Heimgang?«, schlug Lagerfeld unvermittelt vor. Ihm wurde
die ganze Situation zunehmend unangenehm. Wer Behauptungen aufstellte, sollte
diese in der Regel auch beweisen können, dachte er zerknirscht.
    »Ich muss
jetzt sowieso den Tisch abräumen«, sagte Frau Helga schnell. Sie stellte ein
großes Tablett auf den Tisch und begann das Geschirr darauf zu stapeln.
    Und
wieder hatte Lagerfeld das unangenehme Gefühl, der Haushaltsdame

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