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Der Colibri-Effekt

Der Colibri-Effekt

Titel: Der Colibri-Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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mit seinen Augen im wabernden Nebel die Wiese ab,
bis er Riemenschneider endlich entdeckte. Sie saß verängstigt zwanzig Meter
weit entfernt. Ihr verstörter Blick schweifte an ihrem Kommissar vorbei und
weit auf den künstlichen See hinaus.
    Haderlein
drehte sich um und erkannte den Grund für Riemenschneiders emotionales Chaos.
Knapp über der Wasseroberfläche leuchteten ihm zwei Augenpaare entgegen. Biber.
Offensichtlich taten sie sich das grandiose Schauspiel als Zaungäste aus
sicherer Entfernung an.
    Ruckdeschl
lachte laut auf und schlug Haderlein aufmunternd auf die Schulter. »Das ist
schon eine richtige Heldin, deine Riemenschneiderin, also wirklich!« Amüsiert
verschränkte er die Arme, während er zwischen Riemenschneider und den Bibern
hin und her feixte.
    Haderlein
sagte lieber nichts, sondern machte sich stattdessen auf den Weg zu seinem
Ferkel. Während der Hauptkommissar den leichten Anstieg hochstapfte, entdeckte
Ruckdeschl plötzlich etwas matt Glänzendes neben sich im Schilf. Er hob es auf
und hielt es ins Licht der Scheinwerfer. Es handelte sich um eine Art
Schutzhülle aus gummiartigem Material für ein Handy. Nun gut, sie würden das im
Labor untersuchen. Er markierte die Fundstelle und ging mit der Fundsache
zurück zu seinen Kollegen.
    Als
Haderlein seine Riemenschneiderin erreichte, hob er sie hoch. Ein kleines
verängstigtes rosa Etwas kuschelte sich sofort in die hintersten Falten seiner
Jackenärmel. Haderlein seufzte resigniert. Was hatte Riemenschneider nur für
ein traumatisches Erlebnis mit Bibern gehabt, dass sie jetzt eine derartige
Panik vor ihnen entwickelte? Kurz schoss ihm die Frage durch den Kopf, ob es
vielleicht einen Tierpsychologen für solch dramatische Fälle gab. Einen
Schweinepsychiater vielleicht, eine Art Ferkelflüsterer. Schnell verwarf er
derlei Gedankengänge wieder. Er würde sich erst einmal mit der Haushälterin
befassen, vielleicht war die ja inzwischen wieder ansprechbar und hatte mehr
Sachdienliches beizutragen als seine schweinische Superheldin, die vor
Bibermonstern beschützt werden musste.
    Er ging
auf das Gebäude zu, in dem er noch vor wenigen Stunden im Beisein von
Lagerfeld, dem Baron und Frau Helga ganz hervorragend und vor allem entspannt
gespeist und getrunken hatte.
    Er kam
zügig voran. In Odda hatte er noch einmal getankt, und jetzt fuhr der Nissan
nicht sehr schnell, aber stetig Richtung Risør. Ein teilweise elendes Gegurke
durch die Nacht war das, aber der Wagen war bequem und die Übersicht vom
Fahrersitz aus grandios. Und die war auch nötig, denn trotz fortgeschrittener
Stunde und ländlicher Umgebung war man nicht allein unterwegs. Mehrmals schon
war er von schnelleren Fahrzeugen überholt worden.
    Als es
langsam hell wurde, verdichtete sich der Verkehr. In der vergangenen Nacht
hatte er zwei kurze Pausen eingelegt, weil ihm trotz Kaffee und Red Bull fast
die Augen zugefallen waren, aber jetzt, kurz vor Risør, kamen die Motivation
und die Lebensgeister wieder zurück.
    Beunruhigt
schweifte sein Blick immer wieder zu den beiden schwarzen Volvos, die ihm seit
ein paar Kilometern folgten. Wieso überholten die nicht? Seit seinem
mysteriösen Erwachen vorgestern hatte er gelernt, auf sein Gefühl zu hören, und
das sagte ihm ganz deutlich, dass mit diesen beiden Fahrzeugen etwas nicht
stimmte. Seit er die beiden Wildhüter, oder was auch immer sie gewesen waren,
am Fjord erledigt hatte, hatte er das Gefühl nicht abschütteln können, dass
noch mehr finstere Figuren hinter ihm her waren. Dass mit den beiden
Dilettanten auch alle anderen Probleme aus der Welt geschafft worden waren,
konnte er nicht glauben.
    Obwohl er
die Geschwindigkeit erhöhte und die Pneus des Pick-ups an ihrer Haftungsgrenze
um die Kurven quietschten, klebten die Volvos noch immer wie Kletten an ihm
dran. Er wollte sich schon einreden, dass er vielleicht nur an einem durch
Übermüdung hervorgerufenen Verfolgungswahn litt, dann sah er ausgangs einer
Kurve etwas im Rückspiegel, was ihn erstarren ließ. Der Mann auf dem
Beifahrersitz des Volvos direkt hinter ihm hielt eine Maschinenpistole in der
Hand.
    Verdammt.
Sein Gefühl hatte ihn also nicht getrogen. Das waren die Nächsten, die ihm ans
Leder wollten. Er blendete jegliche Emotionen aus und überlegte. Bis nach Risør
waren es vielleicht noch zwei Stunden. Würde er wie bisher weiterfahren, würden
sie ihn mit Sicherheit vorher stellen. Also musste er sie irgendwie loswerden.
Aber wie? Gegen eine Maschinenpistole

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