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Der Colibri-Effekt

Der Colibri-Effekt

Titel: Der Colibri-Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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Beretta und dem dunklen Bart trat auf Roald zu. »Was will er in
Risør?«, fragte er.
    Roald
zuckte schweigend mit den Schultern.
    Dag
betrachtete den Mann vor sich eingehend. Das Auge des erschöpften Wirtes begann
sich zu schließen. Lange war der Mann nicht mehr ansprechbar.
    Roald
spürte, wie er von dem Typen genauso an den Haaren gepackt wurde wie von dem
vorherigen. Die Schmerzen waren grenzenlos. Laut stöhnte er auf.
    »Risør
also. Aber wo will er danach hin? Er will doch bestimmt nach Deutschland
zurück, oder? Zum letzten Mal: Wohin will er?«
    Roald
stieg ein intensiv duftendes Parfüm in die Nase. »Wahrscheinlich nach Bamberg, tyskland «, kam es leise über Roalds Lippen. Schwarze Punkte
tanzten vor seinen Augen, und ihm wurde kalt. Als der elegant gekleidete Mann
ihn losließ, sank Roald Hagestad voller Erleichterung zurück auf seinen Stuhl.
Der Mann blickte ihn noch einmal kurz an, bevor er die Waffe hob und damit
direkt auf Roalds Kopf zielte.
    Aber er
verspürte keine Angst mehr, nur noch eine unerklärliche Leere und Kälte. Als
der Bärtige zu zögern schien, hob Roald den Blick. Die Augen seines Gegenübers
waren das Letzte, was er in diesem Leben sah.
    Dag
schloss die Tür des Hintereingangs, während die ersten Flammen schon aus der
Küche heraus in den Flur züngelten. Zügig lief er die Gasse hinunter zum Jeep,
in dem Sedat auf dem Beifahrersitz auf ihn wartete.
    »Wo sind
sie hin?«, fragte Dag.
    »Mit zwei
Volvos da lang verschwunden.« Er deutete mit dem rechten Arm in Richtung
Ausfallstraße. »Aber jetzt frag ich dich mal was, Dag: Wie haben die uns
gefunden?«
    Dag
schüttelte den Kopf. »Die haben nicht uns gefunden, sondern ihn beziehungsweise
seinen Freund. Weiß der Teufel, wie sie das geschafft haben. Ich glaube, Rutger
hat gar nicht geschnallt, dass wir auch hier sind. Zwei von seinen
Nazi-Arschlöchern hab ich grad noch erledigt. Der Wirt hat bei Rutger
wahrscheinlich gequatscht, aber bei mir auch – genauso wie seine
Helfershelfer. Wir wissen also, wohin wir müssen.« Kurz lächelte er kalt.
    »Unser Ziel
ist Risør. Ich kann nur hoffen, dass wir ihn vor Rutger finden. Los jetzt.« Er
startete den Motor und lenkte den Jeep aus der kleinen Seitenstraße. Kurze Zeit
später stiegen helle Flammen aus einem Restaurant namens »Bryggen
Tracteursted«.
    Als
Haderlein am Ort des Geschehens eintraf, wurde ihm bewusst, dass er jetzt
bereits zum dritten Mal innerhalb von vierundzwanzig Stunden das Grundstück des
Barons von Rotenhenne betrat. Auf dem Anwesen waren großzügig Strahler verteilt
worden, sodass mehrere tausend Watt die Szenerie beleuchteten. Der
Hauptkommissar hatte den Innenhof noch nicht richtig betreten, da eilte ihm
schon der Chef der Spurensicherung entgegen. Auch Ruckdeschl konnte man die
viel zu kurze Nacht ansehen.
    »Hallo,
Franz. Da hat wohl jemand etwas gegen die Polizei und will uns partout nicht
schlafen lassen«, grüßte er sarkastisch.
    Doch
Haderlein war hellwach und hatte sich gedanklich bereits wieder in den Fall
vertieft. Als Ruckdeschl bemerkte, dass Haderlein nicht zum Scherzen aufgelegt
war, wandte er sich wortlos um und ging ihm und Riemenschneider voraus, um
ihnen im Garten hinter dem Haus den Tatort zu zeigen. Sie durchquerten das
komplette Grundstück, um dann am Ufer des Sees knapp neben einer Holzbank
stehen zu bleiben. Deren Rückenlehne hing zerfetzt rechts und links von der
Grundkonstruktion herunter. Um die beiden Männer herum schlichen Mitarbeiter
der Spurensicherung hoch konzentriert durch die Wiese und suchten jeden
Quadratzentimeter ab.
    Haderlein
schaute zu Boden und bemerkte, dass das Gras niedergedrückt war. Auch die
feuchte Erde daneben war auffallend platt getrampelt – und voller Blut. An
die Sicherung von Fußabdrücken war nicht zu denken. Fragend blickte er
Ruckdeschl an.
    »Das
waren die Sanitäter«, kam dieser der Frage Haderleins zuvor, bevor er zu einer
grundsätzlichen Erklärung ausholte. »Für mich stellt sich der Ablauf in etwa so
dar: Der Baron war aus irgendwelchen Gründen nach eurem Abendessen mit seiner
Schrotflinte hier im Gartenbereich unterwegs. Warum auch immer hat er dann auf
diese Bank geschossen, einen Menschen hat er nicht getroffen, davon können wir
anhand der Spuren ausgehen.« Ruckdeschl verdrehte die Augen, so als stünde zu
befürchten, dass der Baron im Laufe des Abends schwachsinnig geworden war.
    »Wie auch
immer«, fuhr er fort, »kurz danach wurde der Baron seinerseits von hinten

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