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Der Colibri-Effekt

Der Colibri-Effekt

Titel: Der Colibri-Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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machte
ein bedeutungsvolles Gesicht. »Es kann nicht festgestellt werden, wie Bernd das
Gelände wieder verlassen hat. Keine Fußspuren, nichts. Allerdings hat Person
Nummer vier den gleichen Weg durch die Baunach zurück genommen, und die
Spurensicherer haben festgestellt, dass sie auf dem Rückweg etwas relativ
Schweres getragen haben muss, da die Fußabdrücke knapp doppelt so tief wie die
auf dem Hinweg waren.«
    »Jemand
hat Bernd also fortgetragen«, stellte Haderlein fest. Doch in welchem Zustand
sein Kollege gewesen war, das war noch nicht geklärt.
    »Am
gegenüberliegenden Ufer hat die vierte Person ihre Last dann quer über die
Wiese bis zur angrenzenden Straße getragen. Dort hat die Spusi die Reifenspuren
eines Lkws sichern können, die zu denen des Lasters von Hans Kiesler passen.«
    »Alles
klar«, sagte Haderlein, »dann muss Kiesler dort gewesen sein. Er hat Lagerfeld,
warum auch immer, aus dem Garten des Barons verschleppt und ist mit seinem Lkw
und Lagerfeld direkt nach Hohengüßbach gefahren, um den Hubschrauber zu
klauen.« Ein weiteres Puzzleteil in der verworrenen Geschichte, freute sich der
Kriminalhauptkommissar.
    Honeypenny
klappte ihren großen Notizblock zu, nahm ihre Lesebrille ab und blickte stehend
sehr streng auf den sitzenden Haderlein hinab, der nicht so recht wusste, womit
er den Blick verdient hatte. Doch Marina Hoffmann klärte ihn umgehend auf.
    »Außerdem
soll ich von Herrn Ruckdeschl ausrichten, dass sein Tatort von Fußspuren eines
gewissen Franz Haderlein und dessen Ferkel massiv verunstaltet wurde. Er
besteht darauf, das nächste Mal etwas mehr Vorsicht walten zu lassen, sonst
müsse er sich ernsthaft aufregen, wie er sich mir mitgeteilt hat.«
    Haderlein
grinste. Was für ein Quatsch. Ohne die feine Nase Riemenschneiders hätten sie
die Spuren, die über die Baunach führten, gar nicht erst gefunden, und
Ruckdeschl hätte ergo nichts zum Untersuchen gehabt. Er sollte mal halblang
machen.
    »Okay!«,
rief Haderlein in die Stille, sprang auf und klatschte in die Hände. »Wir haben
jetzt also neue Hebel, mit denen wir ansetzen können. Machen wir das Beste
draus. Huppendorfer hat einen Hubschrauber in Flensburg zu untersuchen, ich
werde mich nach Erlangen in die Gerichtsmedizin begeben, und unser lieber Chef
und Trockenraucher sieht zu, was er bei dem Breithut in Coburg über gewisse
russische Papirossis herausfinden kann. Alles klar?« Spontan hatte Haderlein
seinen Plan geändert und grinste Suckfüll breit an, der nicht wusste, was er
dazu sagen sollte.
    Auch alle
anderen im Raum zeigten Anzeichen von Verwirrung. Fidibus war der Chef und
Haderlein nur Kommissar – und nicht etwa umgekehrt. Seit wann gab
Haderlein die Tagesorder für den Chef heraus?
    »Mein
lieber Haderlein, ich kann Ihnen da jetzt nicht ganz folgen«, sagte Fidibus
etwas störrisch. In seinen Augen lief gerade etwas grundlegend verkehrt, aber
sein altgedienter Kriminalhauptkommissar lieferte sofort eine Erklärung.
    »Wir
müssen jetzt alle an einem Strang ziehen, Chef. In unserem Team fehlt ein
Ermittler, und schließlich geht es darum, unseren lieben Bernd zu finden. Unter
diesen Umständen ist es nur angebracht, dass jeder tut, was er kann. Oder hat
jemand eine andere Meinung dazu?«
    Honeypenny
und Huppendorfer zogen sofort die Augenbrauen nach oben und sahen sich
verunsichert an. Tun, was er kann? Und ihr Chef sollte ermitteln? Aber das
konnte der doch gar nicht! Auch Suckfülls Zweifel ob Haderleins Idee wuchsen
tsunamiartig.
    »Mein
lieber Franz«, versuchte er es weiter auf der vertraulichen Schiene, »ich weiß
nicht, ob ich dafür der Geeignete … also, wer hat Ihnen eigentlich diese
Eule ins Ohr gesetzt, ich im Außendienst? Das wäre ja, also, mein lieber Franz,
Sie wollen mir doch nicht etwa den schwarzen Petrus zuschieben, oder? Das soll
doch sicher nur ein Scherz sein?« Er schielte zu Haderlein hinüber und rollte
nervös seine Trockenzigarre zwischen den Fingern.
    Haderlein
verzog keine Miene und schüttelte nur andeutungsweise den Kopf. Es war sein
voller Ernst, schließlich ging es um das Verschwinden eines Kollegen, der
womöglich in Gefahr war.
    Fidibus
gab umgehend auf. Er kannte ihn und wusste, Franz Haderlein würde nicht
lockerlassen, bis er bekam, was er wollte. »Na schön, mein lieber Haderlein«,
sagte er jovial, während sich die teure Zigarre unter dem Druck seiner nervösen
Finger auflöste. »Dann werde ich mich mal, äh, auf die Socken meiner Strümpfe
machen.

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