Der Colibri-Effekt
ehemaligen
Christoph-Rettungshelikopter des ADAC . Der Flug
wurde ordnungsgemäß am Nürnberger Flughafen angemeldet, exakt zu dem Zeitpunkt,
den uns dieser Pilot vom Fiesder, Herr Kaim, genannt hatte. Um dreiundzwanzig
Uhr siebenundvierzig.«
»Unglaublich«,
meldete sich Fidibus beeindruckt zu Wort.
»Und
wohin ist die späte Reise gegangen? Ist das auch dokumentiert?«, fragte
Haderlein, der nicht so recht wusste, ob er sich über die eher naive
Vorgehensweise dieses Kiesler freuen sollte.
»Nach
Flensburg«, antwortete Huppendorfer prompt. »Laut Flugplan und Radarüberwachung
ist er um vier Uhr siebenundfünfzig auf einem kleinen Nebenflugplatz der
Bundeswehr nahe Flensburg gelandet. Was er dort gemacht hat, das weiß im Moment
noch niemand.«
»Sehr
fein, mein lieber Huppendorfer, sehr fein«, unterbrach ihn Fidibus ungeduldig.
»Dann wollen wir doch umgehend mal die Kollegen in Flensburg zu ihrem Flugplatz
schicken, um diesen«, er stockte kurz und rang um den richtigen Begriff, »um
diesen Hubkopter sicherzustellen.«
Doch
Huppendorfer schüttelte den Kopf. »Da gibt’s leider keinen Helikopter der Firma
Fiesder mehr. Dort geblieben ist er jedenfalls nicht. Kiesler meldete genau
eine halbe Stunde später, um fünf Uhr siebenundzwanzig, einen Rundflug zur
Küste an und ist dann umgehend gestartet.«
Alle
schauten Huppendorfer erwartungsvoll an.
»Und
bevor ihr mich löchert, wohin Kiesler geflogen ist – ich weiß es nicht.«
Bedauernd zuckte der Halbbrasilianer mit den Schultern.
»Wie, du
weißt es nicht?«, ereiferte sich Honeypenny. »Ich dachte, das ist so ein
gründliches Land hier? Wieso soll niemand mehr mitgekriegt haben, wohin der
Hubschrauber geflogen ist?«, fragte sie entrüstet, da alles doch gerade so
schön angefangen hatte mit Fluganmeldung, Luftraumüberwachung und so weiter.
»Nun, der
Helikopter ist in direkter Linie aufs Meer hinausgeflogen. So weit ist noch
alles in Ordnung und dokumentiert, aber um kurz vor sechs Uhr morgens meldete
der Pilot des Eurocopters plötzlich per Funk Triebwerksprobleme. Bald darauf
brach der Funkkontakt ab, der Helikopter verschwand von den Radarschirmen, und
auch das Transpondersignal wurde nicht mehr gesendet. Alles spielte sich kurz
vor der internationalen Seegrenze auf dem offenen Meer ab. Die Küstenwache hat
zwar sofort ein Suchflugzeug losgeschickt, aber das konnte nichts mehr von dem
Hubschrauber finden. Das ist alles, was ich in der Kürze der Zeit herausfinden
konnte.« Huppendorfer verstummte, und auch die restliche Belegschaft hüllte
sich in Schweigen. War der Hubschrauber tatsächlich abgestürzt, so bedeutete
das für Lagerfeld den sicheren Tod.
Auch der
Leiter der Dienststelle machte keinen Hehl aus seiner Bestürzung. »Aber das ist
ja schrecklich. So ein … ein Schraubkopter kann doch nicht einfach so dich
nichts, mich nichts im Meer, äh, versickern.« Man konnte ihm ansehen, dass der
womögliche Tod eines seiner Mitarbeiter, war er ihm im Laufe der Jahre auch
noch so auf den Keks gegangen, ihn bis ins Mark erschütterte. Auch die anderen
Anwesenden kämpften mit ihren Gefühlen. Alle, bis auf einen erfahrenen alten
Kriminalhauptkommissar, der zur Überraschung aller ruhig blieb.
»Der
Helikopter ist nicht abgestürzt. Da ist einfach nur ein ganz abgezockter Pilot
unterwegs. Der ist wer weiß wohin geflogen, aber ganz bestimmt nicht
abgesoffen. Hat kurz mal die ganze Seenotrettung an der deutschen Nordseeküste
aufgescheucht und sich selbst derweil anderweitig unter dem Radar hindurch in
die Büsche geschlagen. Da ist jemand ganz Gewieftes am Werk, und das stimmt
mich schon wieder regelrecht optimistisch, was unseren Bernd betrifft. Warum
sollte der ihn mitnehmen, wenn er ihn töten wollte? Und dass Bernd in eine krumme
Sache verwickelt ist, das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.
Trotzdem erwarte ich von jedem hier«, bei diesen Worten schaute er allen,
Fidibus eingeschlossen, in die Augen, »erwarte ich, dass weiterhin in jede
mögliche Richtung ermittelt und gedacht wird. Keine Tabus mehr, wir halten uns
an die Fakten, und niemand von uns wird irgendwelchen Sympathien oder
Wunschvorstellungen folgen, verstanden?« Der strenge Blick Haderleins legte
sich auf den dunkelhäutigen Huppendorfer.
»Das ist
alles, was ich in der Kürze der Zeit herausfinden konnte«, beeilte der sich
mitzuteilen.
Haderlein
nickte. »Gut, Cesar, dann hängst du dich jetzt ans Telefon und wirst gemeinsam
mit den Kollegen aus
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