Der Computer Satellit
Talente anderweitig besser einsetzen könnte, keine große Rolle mehr.
Die Arbeitszeit der HESPER-Einheit war zu ihrem größten Teil zwei Kernprojekten gewidmet. Das erste davon war FISE, in dem es im Grunde um die Entwicklung verlässlicher Methoden ging, Computer dazu zu programmieren, Vernunft zu zeigen – damit befassten sich Chris und Ron. In dem anderen Projekt ging es um die Verfeinerung bereits vorhandener Techniken der Konstruktion von sich selbst modifizierenden Programmierungssystemen, die in der Lage waren, ihre eigenen Problemlösungsstrategien als aufsteigende Strukturen von Zielen und Unterzielen zu entwickeln. In gewisser Beziehung geschah dies analog dazu, dass man der Maschine grundsätzliche ›instinktive‹ Motivationen verlieh, ›Triebe‹, die sie dann in immer effektiverer Weise befriedigen konnte. In dem Prozess wurde die natürliche Evolution nachgeahmt, aber mit elektronischen Geschwindigkeiten. Das war Kims Projekt, und ihr Assistent dabei war Allan Morrow, der jüngste des Teams. Er war einer der beiden Mitarbeiter, die im Zuge der Graduiertenförderung der Einheit zugewiesen worden waren. Die andere, Judy Farlin, befand sich theoretisch ebenfalls unter Kims Fittichen, verbrachte aber den größten Teil ihrer Zeit mit ihrer Dissertation (»Evolution objektiver Hierarchien in zielorientierten, sich selbsttätig ausweitenden Programmstrukturen«) und war daher im Grund nicht wirklich aktiv beteiligt.
»Ach ja«, sagte Kim und sah auf. »Ich wollte noch etwas erwähnen. Wir haben mit der Verwaltung immer noch Schwierigkeiten, was das Reservationssystem für den Raum für grafische Darstellungen betrifft. Darüber müsste wirklich mal jemand mit Hoestler sprechen, damit da drüben jemand einen ordentlichen Tritt bekommt. Ich habe heute Morgen versucht, ihnen irgendetwas Vernünftiges zu entlocken, aber das ist einfach sinnlos.«
»Hat man die Buchungen wieder durcheinandergebracht?« vermutete Dyer. Kim nickte und tippte betont auf den Schirm des Monitors.
»Genau. Ray, diese Leute stehen mir wirklich bis hier. Zweimal in der letzten Woche haben sie Judy mitgeteilt, ein Raum sei für sie reserviert, und dann konnte sie nicht hinein, weil er doppelt gebucht war.«
»O Gott! Wieder Judy, was?«
»Ja, darum geht es doch«, sagte Kim hitzig. »Das Mädchen ist voll damit beschäftigt, ihre Dissertation hieb- und stichfest hinzukriegen, und sie braucht die Zeit für die Wandgrafiken. Diese Arschlöcher in der Verwaltung geben ständig den Computern die Schuld, statt zu lernen, ihre Aufgabe richtig zu erledigen. Wenn sie nicht wissen, wie ein Programm richtig durchgezogen wird – und das ausgerechnet hier –, dann sollten sie hinausgeworfen und durch Leute ersetzt werden, die sich auskennen!«
»Schon gut, schon gut.« Dyer hob seine Hand, um den Redeschwall zu stoppen. »Ich bin ganz Ihrer Meinung, die Leute bauen Mist. Ich werde mit Hoestler darüber sprechen. Für den Betrag, den sie von unserem Etat für die Raumbenutzung abzweigen, könnten wir uns fast unseren eigenen Grafik-Raum hier in der Einheit einrichten. Was gibt’s sonst noch?«
»Es ist ja nicht so, dass daran irgendetwas schwierig wäre«, redete Kim weiter. »Sie brauchen doch nur …«
»Schon gut«, sagte Dyer noch einmal. »Das wird erledigt. Was gibt’s sonst noch?« Kim sah automatisch nach unten.
»Das war’s wohl«, sagte sie, schaltete den Monitor ab und machte den Deckel zu. Sie sah auf die Uhr hinter Dyers Kopf und stellte ihre übereinandergeschlagenen Beine nebeneinander, um aufzustehen.
»Ich wollte Eric vor elf Uhr anrufen. Haben Sie mir sonst noch etwas zu sagen, wenn ich schon mal hier bin?«
»Nein, aber ich dachte, Sie hätten etwas auf dem Herzen.«
Dyer sah leicht überrascht aus. »In allem, was Sie zu mir gesagt haben, ging es um Universitätsangelegenheiten. Betty sagte mir, Sie hätten ein persönliches Anliegen an mich.«
Kim runzelte eine Sekunde lang die Stirn.
»Ach ja.« Sie setzte sich wieder hin. Ihre Stimme senkte sich zu einem vertraulicheren Tonfall. »Es geht um Allan.«
»Was gibt es?«
»Er macht die ganze Zeit mit Pattie herum«, sagte Kim. »Sie kam heute schon wieder vierzig Minuten zu spät, und er hat sich fünf Minuten später verstohlen hereingeschlichen, rein zufälligerweise natürlich. Ich will mich ja nicht in die persönlichen Angelegenheiten von anderen Leuten einmischen, Ray, aber es gibt doch so etwas wie Vernunft und Diskretion.«
»Okay, ich weiß, was
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