Der Computer Satellit
Das Brustpaneel seines Raumanzugs wurde nach oben geschoben und seine Mitte freigelegt. Dyers rechter Arm hob sich mit geballter Faust hoch in die Luft und fuhr dann wie ein Dampfhammer mit einem steinharten Ellbogen, in einem zähen Raumanzug als Spitze abgeknickt, tief in die ungeschützte Magengrube.
Das Ganze hatte nicht mehr als drei Sekunden gedauert. Dyer hatte zwei Schläge ausgeführt, und zwei Gestalten lagen außer Gefecht auf den Trümmern. Er hob den ersten Soldaten vom Geländer herunter und legte ihn auf den Boden, damit er sich erholen konnte, während Chris Solinsky auf die Füße half und Ron zu Kim hinüberlief, die auf der Plattform unter dem Fenster zusammengebrochen war. Dyers geistige Rückspulung der Daten, die seine Sinne aufgenommen hatten, sagte ihm, dass die zweite Kobold nicht explodiert war. Bevor er sich darüber noch weitere Gedanken machen konnte, stand Laura neben ihm und sah in seine Gesichtsplatte hinein.
»Ray, das bist ja du! Du tauchst aber auch an den merkwürdigsten Stellen auf. Wo auf der Erde hast du denn diesen Kram gelernt? Bist du okay?«
»Mir geht es gut. Das erzähle ich dir mal irgendwann später.« Er sah zu Solinsky hinüber, der sich an das Geländer lehnte und seine Schulter durch den Raumanzug massierte.
»Ist es schlimm?«
»Ich werd’s überleben … ein blauer Fleck, das ist alles. Und … äh … danke.«
»Wie geht es Kim?« fragte Dyer.
»Sie ist bewusstlos«, teilte ihm Rons Stimme von der anderen Seite der Werkstatt her mit. »Ich bin nicht sicher, ob wir sie bewegen sollten. Möchten Sie herüberkommen und sie sich ansehen?«
Der Soldat, der mit dem Rücken zum Geländer zusammengesunken war, bewegte einen Arm und packte sich mit einer schwachen Bewegung an die Seite.
»Ohh … Jesus!« Die Worte kamen nur in Bruchstücken heraus, die durch die mühsamen Geräusche seiner um Luft kämpfenden Lungen unterbrochen wurden. »Was … ist … passiert …? Ich bin getroffen.«
»Das wird schon wieder«, sagte Dyer. »Entspannen Sie sich. Ihr Kumpel ist bewusstlos, aber er ist nicht verletzt. Tut mir leid, aber für Diskussionen war keine Zeit. Wir werden Ihnen das später erklären.«
Mit einem hörbaren kurzen Schmerzensruf flankte Solinsky über das Geländer und flog in einem langen, flachen Bogen zu Ron hin, der neben Kim kniete. Dyer und Laura blieben noch lange genug stehen, um Sieh-mal-einer-an-Blicke auszutauschen, und folgten ihm. Chris blieb auf dem Steg stehen, um den noch bewusstlosen Soldaten und seinen stöhnenden Begleiter im Auge zu behalten.
Kim war blass in ihrem Helm und zeigte keine Anzeichen von Bewegung oder Leben. Ihr Raumanzug war jedoch noch intakt, was bedeutete, dass sie nicht von einem Schuss getroffen worden war. Nachdem sich also die schlimmsten Befürchtungen als unbegründet erwiesen hatten, legte Ron sie vorsichtig auf die Seite, schloß seinen Schirm an einen Teststecker in ihrem Rucksack an und tippte einen Strom von Code-Signalen. Ein Satz Kurven erschien auf dem Schirm.
»Ihr Vitalsysteme funktionieren noch«, verkündete er erleichtert. »Zwar schwach und unsicher – aber zumindest atmet sie.«
»Keine Bewegung!« Eine neue Stimme ließ sie alle sofort aufsehen. Ungefähr ein halbes Dutzend Soldaten ergossen sich aus den Türen auf den Steg. »Wir suchen eine Frau namens Sinclair. Wir haben Befehl, sie mitzunehmen. Ist sie hier?«
»Sie ist hier«, antwortete Dyer. »Sie wird jetzt keine Schwierigkeiten mehr machen. Ron, gehen Sie zurück und erklären Sie, was passiert ist. Wir bringen Kim mit.« Ron nickte und ging zu Chris und den Soldaten zurück. Dyer und Solinsky begannen, Kim vorsichtig vom Boden aufzuheben – mit Raumanzug ganze vier Pfund –, während Laura die Kobold und ihren Kasten aufsammelte.
»Sie sollten sich besser beeilen«, sprach die gleiche Stimme weiter. »Spartakus greift jetzt die Nabe von allen Seiten an. Northport ist gerade schwer getroffen worden. Wir müssen hier weg.«
Es war jedoch zu spät. Als der Sprecher gerade fertig war, brüllte ein anderer Soldat eine Warnung, und die anderen zielten mit einem Trommelfeuer von Infanterieraketen und aus automatischen Waffen auf einen Bereich über der Stelle, an der Dyer, Solinsky und Laura noch bei Kim standen. Über ihren Köpfen explodierte etwas und schickte einen Trümmerregen an die umgebenden Wände.
»Weg von der Kante«, rief Dyer. »Hier sitzen wir wie Tontauben. Seht zu, dass ihr durch die Schleusen hinunterkommt.« Er
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