Der Computer Satellit
sagen? Was hast du denn vor – brauchst du ein Publikum?«
»Wir können nur eines machen: versuchen, das da zu benutzen«, sagte Chris und deutete auf die Konsole. »Wir müssen seine Aufmerksamkeit auf uns lenken … irgendetwas einspeisen, das vielleicht eine Beziehung zu dem Problem hat – Bilder, Diagramme, irgendetwas.«
»Er versteht unsere Sprache nicht.«
»Es müsste doch etwas geben, was wir gemeinsam haben«, insistierte Chris. »Überleg dir doch mal, wie verrückt diese ganze Situation ist. Wir versuchen, ihn auszulöschen, und er versucht, uns auszulöschen. Wenn aber die Kupplung ausfällt, werden wir auf jeden Fall beide ausgelöscht. Wir verfügen über das Wissen, um uns beide zu retten, und er verfügt über die Mittel. Warum kämpfen wir überhaupt gegeneinander?«
Ohne weitere Diskussionen machten sie sich an die Arbeit. Chris aktivierte die Kamera der Konsole, um ein Bild von ihnen beiden zu jenem Teil von Spartakus zu schicken, mit dem der Computer in Verbindung stand. Das würde sicher seine Aufmerksamkeit erregen, wenn dies nicht schon durch etwas anderes geschehen war. Vielleicht würde es ihm auch Stoff zum Überlegen geben, wenn sie ihn vorsätzlich auf ihre Anwesenheit aufmerksam machten. Sie erstellten ein schematisches Diagramm von Janus, hoben die Dynamik der Kupplung hervor und schickten ihm auch dies. Dann riefen sie Schlüsselgleichungen aus dem Programm des Computers ab und gaben sie mit Unterstreichung und weiteren Symbolen und Diagrammen durch, um auf ihre Relevanz aufmerksam zu machen.
Chris hämmerte noch auf die Konsole ein, als eine Bewegung hinter ihnen Ron dazu brachte, sich hastig zur Tür herumzudrehen.
»Vergiss es, Chris«, sagte Ron mit heiserer Stimme. »Ich denke, es ist alles vorbei. Das Exekutionskommando ist da.«
Chris drehte seinen Kopf um. Eine Kugeldrohne schwebte hoch oben in der Tür und hatte ihre Linsen auf sie gerichtet. Dahinter ging ein gepanzerter Schütze in Feuerposition, während die bösartige Schnauze eines Flammenwerfers neben ihm erschien. Instinktiv begann Ron, sein Gewehr hochzuheben, aber im gleichen Augenblick erkannte er, dass es sinnlos war. Ohne sich den Grund dafür zu überlegen, öffnete er langsam in einer Geste von Kapitulation die Arme und ließ das Gewehr durch den Raum wegfliegen.
Chris’ Gesicht hatte die Farbe verloren. Er starrte wie betäubt auf die bedrohlichen Geräte, die langsam auf die Tür zuschwebten, knirschte aber dann mit den Zähnen und drehte sich um, um seine Tätigkeit fortzusetzen.
Sekunden verstrichen. Die Drohnen feuerten nicht. Sie hingen nur da und beobachteten … fast so, als reagierten sie auf eine Anweisung in letzter Minute, sich zurückzuhalten.
»Chris … sie schießen nicht!« Rons Stimme zitterte. »Du musst durchkommen. Irgendetwas Komisches geht hier vor sich.«
»Auf dem Schirm kommt eine Antwort durch!« japste Chris. »Es ist das Diagramm von Janus, das wir am Anfang durchgegeben haben. Ein Teil von Spartakus scheint es wieder an uns zurückzugeben. Was bedeutet das?«
»Vielleicht will er, dass wir deutlicher werden«, schlug Ron vor. »Ich hoffe, du hast gute Nerven. Ich habe das Gefühl, dass wir das Ganze noch einmal wiederholen sollen … nur langsamer.«
47
Kim lehnte sich im Schatten in der Nähe des Außentors der Schleuse zurück und ließ ihre Gedanken schweifen. Sie konnte sich nicht erinnern, sich in den letzten Jahren ruhiger und friedlicher als jetzt gefühlt zu haben. War es wirklich das, was ihr Leben geworden war – ein gequälter Geist, der sich vergeblich gegen das auflehnte, was bereits geschehen war, der versuchte, das auszuradieren, was die Zeit schon geschrieben hatte? Die Geister in ihrem Kopf, die schon vor langer Zeit hätten ausgetrieben werden sollen, waren endlich zur Ruhe gekommen. Sie würden sich nicht mehr rühren.
Sie streckte den Arm aus und legte die Hand auf den regungslos hinter dem Heckrad ausgestreckten Mann, der sich das Visiergerät locker gegen die Schulter gezogen hatte. So lange hatte es gedauert, dachte sie bei sich. Warum musste es bloß so sein?
»Geht es Ihnen gut?« fragte Solinskys Stimme in ihrem Helm.
»Mir geht es gut.«
»Ihre Stimme klingt jetzt viel besser.«
»Ich … bin zufrieden.«
Eine halbe Stunde war vergangen, seit sie durch das Visiergerät mit seinem Restlichtverstärker zugesehen hatten, seit die ameisengroßen Gestalten von Dyer und Laura hoch über ihnen in der Spindel verschwunden waren.
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