Der Computer Satellit
etwas anderes ›besser‹ werden.«
»Und wenn ich mich nicht zusammen mit der Herde treiben lassen will?« fragte Laura herausfordernd.
»Dann lassen Sie es. Gehen sie irgendwohin, leben Sie allein, und machen Sie alles auf Ihre eigene Art. Wer hält Sie denn auf?«
»Sie machen sich lächerlich.«
»Keineswegs. Es gibt eine Menge Orte, wo Sie sich eine Hütte bauen und es auf die alte Art versuchen könnten. Es würde aber nicht lange dauern, bis Sie wieder ins Trockene wollten. Dann würden Sie einsehen, warum man sie aufgegeben und unsere Lebensart angenommen hat, und warum die alte Zeit sich zu dem verändert hat, was wir heute haben.«
Laura lehnte sich vor, um ihre Ellbogen auf den Tisch zu stützen, und musterte ihn mit einem stählernen Blick.
»Sie drehen mir schon wieder das Wort im Mund herum«, beschuldigte sie ihn. »Ich habe kein Wort darüber gesagt, dass ich die Zivilisation abreißen will. Ich bin jetzt erwachsen, und ich bin in Detroit groß geworden, und vor zehn Jahren bin ich in die große Stadt gekommen, und ich liebe sie zufälligerweise. Ich will nicht erleben, dass sie abgerissen wird. Genau darum geht es mir doch. Sie wollen Maschinen zu ihrer Verwaltung einsetzen, und ich sage Ihnen, das klappt nicht. Warum sollen wir sie nicht in der Position halten, die ihnen zukommt, und die Dinge so lassen, wie sie sind? So wissen wir, dass es funktioniert.«
»Das hätten Sie zu jedem Zeitpunkt in der Geschichte sagen können«, antwortete er. »Wenn Sie erst einmal so zu denken anfangen, setzt die Stagnation ein. Man muss beweglich bleiben.«
»Warum? Warum muss ich denn ständig beweglich bleiben, wenn es mir zufällig dort gefällt, wo ich bin? Warum kann ich nicht einfach dort bleiben und es genießen?«
Dyer dachte einige Sekunden lang über die Frage nach.
»Weil alle anderen sowieso in Bewegung bleiben werden«, sagte er schließlich. »Wenn Sie bemerken, dass Sie zurückgelassen worden sind, werden Sie nicht mehr zufrieden sein. In diesem Augenblick werden Sie sich daran erinnern, wie Sie es bis zu diesem Punkt geschafft haben.«
5
Dyer kam einige Minuten vor zwei Uhr nachmittags in Sigmund Hoestlers Dienstzimmer an. Er wurde direkt hineingeschickt und fand zu seiner gelinden Überraschung auch Vincent Lewis, den Dekan der Fakultät, dort vor.
Hoestler, ein großgewachsener Mann mit herabhängenden, fleischigen Wangen und einem dichten Schopf von unkontrollierbarem, drahtigem Haar, winkte Dyer in einen freien Stuhl neben Lewis und lehnte sich vor, um direkt zur Sache zu kommen.
»Ich fürchte, für uns sind einige schwerwiegende Probleme aufgetaucht, die sich direkt auf Sie auswirken werden«, sagte er in seiner üblichen kehligen Stimme. »Es sieht so aus, als seien wir gezwungen, Ihre Einheit dichtzumachen.«
Dyer hatte gerade den Prozess halb beendet, auf seine charakteristische entspannte Art zurückzusinken. Die sensationelle Eröffnung brachte ihn dazu, sich so aufzurichten, als habe der Stuhl ihm plötzlich einen Stromschlag von einigen Kilovolt versetzt. Er kannte Hoestler zwar als Mann von wenigen Worten, aber trotzdem hatte die Direktheit der Aussage ihn völlig unvorbereitet getroffen. Er hatte kaum begonnen, seinen Mund zu öffnen, um eine Frage zu stellen, als Hoestler weitersprach.
»Ich habe es selbst erst heute Morgen erfahren. Vince hat das Wochenende in Washington mit dem Staatssekretär für KIM und einigen Angehörigen seines Stabs verbracht. Kommen Sie also nur nicht auf die Idee, hier handele es sich um kleinkarierte Lokalpolitik oder so etwas Ähnliches. Vince, Sie können Ray wahrscheinlich besser darüber berichten als ich.«
Dyer wandte sich erwartungsvoll mit ungläubig verzogenem Gesicht Lewis zu. Kommunikations- und Informationsmanagement war ein relativ neues Ministerium, das vor achtzehn Jahren 2010 gebildet worden war. Ursprünglich war es als Antwort auf den Bedarf nach einer einzelnen Autorität gebildet worden, die die übergeordnete Verantwortung für den Betrieb des integrierten Netzes für die Vermittlung und Verarbeitung von Daten übernehmen sollte. Dieses Netz war entstanden, als die militärischen Systeme nicht mehr geheim gehalten wurden und mit dem bereits bestehenden kommerziell-industriell-wissenschaftlichen Komplex verschmolzen, um das WELTKOM-Netz zu bilden. Als später die HESPER-Knotenpunkte zugeschaltet wurden, um WELTKOM in das Totalintegrierte Teleprozessierungs- und Akquisitions-Netz TITAN zu verwandeln, wurde die
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