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Der Computer Satellit

Der Computer Satellit

Titel: Der Computer Satellit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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das Gesicht.
    HESPER-Maschinen waren lernende Maschinen, die von ihrem Entwurf her in der Lage sein sollten, Verbindungen zwischen vorher isolierten Faktoren herzustellen, um neue Probleme zu lösen oder neue und bessere Lösungsmöglichkeiten für bereits bekannte Probleme zu finden. Wenn aber das, was Lewis sagte, zutraf, dann begann diese Fähigkeit sich auf Bereiche auszudehnen, die nie vorgesehen oder auch nur für möglich gehalten worden waren. Wäre das Hindernis direkt am Rand der Maskelyne-Basis statt bei einer abgelegenen Baustelle bei Procellarum aufgetreten, hätte es leicht Hunderte von Toten geben können. Und wenn ein derartiges Ereignis unter Umständen auftreten konnte, wie sie auf dem Mond vorlagen, was konnte dann irgendwo anders irgendwann noch passieren?
    Es war wohl richtig, dass man TITAN anweisen konnte, dieses spezielle Verhalten nicht zu wiederholen, und dass diese Anweisung von TITAN auch befolgt werden würde, aber darum ging es nicht. Es ging vielmehr darum, dass TITAN die Fähigkeit demonstriert hatte, eine völlig vernünftige Aufgabe von einer gänzlich unerwarteten Richtung her angehen zu können. Dafür war eine Lösung gefunden worden, die vom Standpunkt der Maschine aus zwar unwiderlegbar rational war, aber aus Gründen, die zum gegenwärtigen Entwicklungsstadium der Maschine nie vermittelt werden konnten, völlig inakzeptabel war. Es lag durchaus im Bereich des Möglichen, dass ihr nächstes derartiges Experiment Schlimmeres zur Folge hätte.
    »Also gut.« Dyer atmete aus und nickte kurz. »Ich verstehe das Problem. Was ich allerdings nicht verstehen kann, ist, welche Auswirkungen das auf die Einheit hat. Was hat all das damit zu tun, dass unser Laden dichtgemacht werden soll?« Wieder trat ein ungläubiger Ausdruck in sein Gesicht, als ihm eine mögliche Antwort darauf einfiel. »Sie wollen mir doch wohl nicht sagen, dass sie jetzt völlig durchdrehen und weitere Forschung ganz und gar verbieten, oder? Das ist ja lächerlich! Sie werden jegliche verfügbare Sachkenntnis und alle Forschungsstätten brauchen, die sie bekommen können, wenn sie TITAN wieder in Ordnung bringen wollen. Wir haben genau die …«
    Lewis unterbrach ihn mit einer Armbewegung und einem Kopfschütteln. »Ich wollte nicht sagen, dass wir jedermann hinauswerfen«, sagte er. »Aber die Projekte, an denen Ihre Einheit zur Zeit arbeitet, werden wahrscheinlich gestoppt werden. Dieser Forschungsansatz wird von KIM mit dem Ziel finanziert, eine Technologie zu produzieren, die eines Tages HESPER ersetzen soll. Jetzt sagt man bei KIM, dass man nicht einmal darüber nachdenken will, was nach HESPER kommt, weil wir nicht einmal darüber so viel wissen, wie wir das gedacht hatten. Es gibt sogar eine Menge Leute, die meinen, wir sollten HESPER völlig aus dem System herausnehmen und es erst dann wieder integrieren, wenn wir beweisen können, dass es sicher ist.«
    »Mit anderen Worten: Das Geld, das zur Zeit für FISE ausgegeben wird, könnte besser für andere Dinge verwendet werden, und deshalb wird FISE eingestellt«, fasste Hoestler zusammen.
    »Tut mir leid, Ray, aber so sieht es wohl aus«, sagte Lewis entschuldigend. »Wie Sie selbst vor einer Sekunde mehr oder weniger gesagt haben, wird das gesamte HESPER-Konzept noch einmal sehr genau überprüft werden müssen. Wir werden es wahrscheinlich schaffen, Ihren Leuten einen neuen Vertrag für Arbeiten in diesem Bereich bei KIM zu verschaffen, sobald spezifische Forschungsziele ausgearbeitet worden sind. In der Zwischenzeit würde ich mir an Ihrer Stelle nicht allzu viel Gedanken über mögliche Nobelpreise machen. Sie werden Ihre Arbeit wahrscheinlich schon bald einstellen müssen.«
     
    Kim kam gerade aus dem Labor heraus, als Dyer wieder bei der Außentür zu seinem Zimmer ankam.
    »Hallo«, begrüßte sie ihn fröhlich. »Betty hat mir gesagt, Sie seien gerade drüben bei Hoestler gewesen. Hatten Sie eine Möglichkeit, die Angelegenheit mit den Räumen für grafische Darstellungen zur Sprache zu bringen?« Dyer drehte seinen Kopf in ihre Richtung, aber seine Augen waren weit weg.
    »Wie? Oh … äh, nein«, murmelte er. »Tut mir leid. Das muss ich wohl vergessen haben.« Damit ging er weiter und ließ Kim mit einem verwirrten Stirnrunzeln stehen.
    Er saß eine lange Zeit an seinem Schreibtisch und starrte auf die Zettel, die darauf lagen. Lewis’ Enthüllungen hatten ihn in einem Ausmaß bis ins Innerste schockiert, das ihm erst jetzt deutlich zu werden

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