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Der Consul

Der Consul

Titel: Der Consul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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ihn einzuschlagen, aber er stürzte sich auf mich und verpasste mir einen Schwinger in den Bauch. Der Mann war klein und dick, aber schnell. Der Schlag nahm mir die Luft. Ein weiterer Hieb traf mich am Kinn. Dann war ich weg.
    Als ich wieder aufwachte, lag ich auf dem Bett. Aschbühler grinste mich an.
    »Hauen Sie ab!« sagte ich.
    »Ich soll Ihnen Grüße von Selma bestellen.«
    »Ich kenne keine Selma.«
    »Gut, von Sofia.«
    »Ich kenne keine Sofia.«
    Er schaute mich ernst an. »Ihnen geht es nicht gut, Herr Soetting.«
    »Halten Sie Ihr Maul!« Ich hob die Hand, aber bevor ich zuschlagen konnte, hatte Aschbühler meinen Arm ergriffen.
    Er ließ mich kurz seine Kraft spüren, dann legte er meinen
    Arm aufs Bett.
    »Sie bringen sich um.«
    Ich antwortete nicht.
    »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Ja, verschwinden Sie.«
    Er betrachtete mich, in seinen Augen erkannte ich meinen Zustand. Aschbühler schien Mitleid zu empfinden. »Ich hatte im Präsidium angerufen und hier auch einige Male. Als ich erfuhr, was Ihnen geschehen war, wollte ich Ihnen helfen.«
    »Sie haben nichts verstanden«, erwiderte ich. »Die haben mich nicht entlassen, ich bin gegangen. Sie sollten besser recherchieren, Sie Journalist.«
    Aschbühler lächelte, dann erhob er sich. »Wenn ich Ihnen nicht helfen kann, Herr Soetting, dann ist es schade, aber ich kann es nicht ändern. Leben Sie wohl.«
    Als er ging, durchfuhr mich das Gefühl, mich abgeschnitten zu haben von einem Teil meines Lebens. Die Tür wurde leise von außen zugezogen, ich hörte seine Schritte im Treppenhaus verhallen. Ein Impuls trieb mich hoch, dann sank ich wieder zurück aufs Bett.
    *
    Ein paar Tage später, am Morgen, die Sonne schien warm in meine Wohnung, klingelte es wieder. Ich lag wach im Bett, rauchte die zweite Zigarette und dachte an die Flasche in der Küche. Ich erhob mich und ging zur Tür. Es war nicht Aschbühler, wie ich mir eingebildet hatte, sondern Wohlfeld. Ich ließ ihn herein und bot ihm in der Küche einen Stuhl an. Er warf einen Blick auf den Schmutz und die Unordnung, dann räusperte er sich und fragte: »Wie geht es Ihnen, Herr Komm ...«:, er unterbrach sich, »Herr Soetting?« »Danke, gut.« Meine Augen suchten die Weinbrandflasche.
    »Ich habe ein paarmal angerufen, aber Sie haben nicht abgehoben.«
    »War viel unterwegs, hatte zu tun.«
    »Kann ich Ihnen helfen?« Er schaute sich um.
    »Weiß jemand im Präsidium, dass Sie bei mir sind?«
    Wohlfeld schüttelte den Kopf.
    »Wer leitet die Mordkommission?«
    »Ich. Der Herr Innenminister hat mich zum Kommissar befördert.«
    »Meinen Glückwunsch, Herr Kommissar. Sie haben es verdient.«
    Wohlfeld lächelte. »Wir vermissen Sie. Und wenn Sie mich fragen, ich hätte lieber verzichtet auf die Beförderung, wenn Sie geblieben wären.«
    »Aber nun ist es mal passiert, seien Sie zufrieden.«
    Wohlfeld nickte lächelnd.
    »Und was machen die Ermittlungen?«
    »Sind eingestellt. Täter bekannt, aber flüchtig. Wohl in Sowjetrussland.«
    »Und damit sind Sie zufrieden?«
    Er schüttelte den Kopf. »Was soll ich machen?«
    Was sollte er machen? Er hatte Frau und Tochter. Es gab immer noch Millionen von Arbeitslosen, obwohl die Zeitungen meldeten, es gehe wieder aufwärts dank der neuen Regierung. »Und Olendorff?«
    »Weiß ich nicht, der hat jetzt seine Ruhe.«
    »Aber Sie wissen doch, dass der mit drinsteckt, wie auch immer.«
    »Könnte doch sein, dass er mit unseren Fällen nichts zu tun hat, aber irgend etwas verbergen will. Der Herr soll ja in seltsamen Geschäften tätig sein.«
    Es mochte so sein. Aber es erklärte Olendorffs Verhalten nicht.
    »Glaube ich nicht.«
    »Stellen Sie sich vor, Herr Komm ...«:, er schluckte die nächsten Silben hinunter, »stellen Sie sich vor, Olendorff wäre in Russland gewesen, als einer der Morde passierte. Was sollte er dann als Alibi nennen?«
    »Aber warum lässt er mich zusammenschlagen?« Ich erinnerte mich der Bilder dieser Nacht. Sie hatten von Anfang an gewusst, ich folgte ihnen. Sie spielten mit mir. Und am Ende des Spiels zerrten sie mich in einen Keller und verprügelten mich. »Haben Sie den Keller und das Haus durchsucht?«
    Wohlfeld schüttelte den Kopf.
    »Warum nicht?«
    »Der Präsident ...«:
    Ich winkte ab. Er musste es mir nicht erklären.
    »Im Präsidium hat ein Hauptmann Rübezahl angerufen und nach Ihnen gefragt. Ich habe ihm gesagt, Sie hätten den Dienst quittiert. Das war doch richtig?«
    Ich nickte. »Und Sie haben Olendorff tatsächlich

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